News Bild Erntedankfest im Bistum Regensburg – Sozialer Zusammenhalt ist Nahrung, die wir brauchen

Erntedankfest im Bistum Regensburg – Sozialer Zusammenhalt ist Nahrung, die wir brauchen

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Gespräch mit Pfarrer Wissel über das Erntedankfest

Obst und Gemüse, Kürbisse und Strohballen – am kommenden Sonntag schmücken sie die Altäre unserer Kirchen. Es ist Erntedank. Jedes Jahr danken die Menschen am ersten Sonntag im Oktober Gott für seine Gaben, die Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit. Aber welche Bedeutung hat das Erntedankfest heute? Wie können wir es in diesem Jahr angesichts der Corona-Pandemie begehen? Darüber haben wir mit Pfarrer Stefan Wissel aus Barbing gesprochen.

 

Mit den Früchten der Erde verantwortlich umgehen

„Wir bringen am Erntedankfest die Gaben zum Altar. Es ist ein Zeichen dafür, dass wir sie von Gott erhalten haben“, sagt Pfarrer Wissel. Das erinnere uns daran, dass wir mit den Früchten der Erde und der menschlichen Arbeit, die wir von Gott empfangen haben, verantwortlich umgehen sollen. Verantwortlich heißt für Pfarrer Wissel, sie nicht für sich anzuhäufen, sondern an die Armen und Schwachen etwas abzugeben.

Geht Erntedank auch in der Stadt?

Die Pfarreiengemeinschaft Barbing, Sarching und Illkofen, der Stefan Wissel als Pfarrer vorsteht, ist noch ländlich geprägt. Die Erfahrung, dass der Mensch abhängig vom Naturkreislauf ist, ist dort unmittelbarer. Obst, Gemüse und die anderen Gaben, die an den Altar gebracht werden, sind keine Folklore, sondern stammen von den örtlichen Landwirten. Für Menschen in der Stadt dagegen sei es schwieriger, einen Bezug zu diesem Fest zu finden, so Pfarrer Wissel. Auch sie könnten aber ihren beruflichen oder privaten Erfolg, die eigene Arbeit, aber auch ihre Sorgen vor den Altar bringen. Im Bild gesprochen: „Der Bäcker kann sein Brot vor den Altar bringen, der Ziegelsteinproduzent Ziegelsteine.“

 

Reiche Früchte trotz Corona

Lockdown, Kurzarbeit – Die Früchte der menschlichen Arbeit sind in diesem Jahr nicht sehr üppig. Welche Botschaft hat das Erntedankfest angesichts dieser schwierigen Situation? Pfarrer Wissel: „Das Erntedankfest sagt uns: Die Erde ernährt uns. Unsere Gemeinschaft muss dafür sorgen, dass jeder ernährt ist. Gerade in dieser Zeit müssen wir Christen uns als Solidargemeinschaft beweisen.“ Nicht alle Arbeit sei entlohnte Arbeit. Viele Menschen hätten etwas Soziales gemacht – und dabei wieder die Bedeutung von Gemeinschaft entdeckt. Dies sei wichtig: „Sozialer Zusammenhalt ist auch eine Nahrung, die wir brauchen.“

Nittenau bekommt eine neue Erntekrone

Acht Jahre war die Erntekrone schon alt: Nun haben Katholische Landjugend und Landvolk den althergebrachten Brauch erneuert. Wer zu Erntedank die Stadtpfarrkirche Mariä Geburt betritt, dem fällt sie sofort ins Auge: Die aus Getreidepflanzen gebundene Erntekrone. Von einer Metallstange gehalten, thront sie über dem Erntealtar, der mit allen möglichen landwirtschaftlichen Erzeugnissen geschmückt ist.
Wegen des Verfalls der Krone, die vor acht Jahren entstanden war, haben sich die Nittenauer KLB und KLJB an drei Abenden zusammengefunden, um eine neue Version zu binden. Dabei werden Getreideholme und -ähren kunstvoll auf ein Drahtgestell gewickelt. Das getrocknete Getreide und der Arbeitsplatz wurde unentgeltlich von Landwirt Georg Doll zur Verfügung gestellt. Die neue Erntekrone, die dabei entstanden ist, war erstmals zum Erntedankfest in der Stadtpfarrkirche zu sehen. Diese Tradition symbolisiert die Herrschaft der Natur über den Menschen und erinnert die Bauern daran, dass sie in ihrem ganzen wirtschaftlichen Bestehen von einer günstigen Ernte abhängig sind. Früher wurde die Krone, anfangs nur ein einfacher Kranz, von den Schnittern aus der letzten Korngarbe gebunden.

Nabburg feiert Erntedank in Zeiten von Corona

In Zeiten von Corona ist wenig selbstverständlich, doch beinahe nichts unmöglich, predigte Stadtpfarrer Hannes Lorenz beim Erntedankgottesdienst im Nabburger Schlosshof. Der konnte trotz Vorgaben feierlich zelebriert werden.

Feiern ist wichtig, um Gemeinschaft zu stärken – und das gilt umso mehr in Corona-Zeiten. Da Gottesdienste erlaubt sind, wenn die geltenden Hygiene-Schutzmaßnahmen beachtet werden, hatte der Pfarrgemeinderat Nabburg für das Erntedankfest ein Konzept erarbeitet und viele Ordner im Einsatz, um den Ablauf der Feierlichkeiten so „normal“ wie möglich gestalten zu können. „Bringen wir unsere Dankbarkeit gemeinsam zum Ausdruck, denn die Ernte dieses Jahres ist höchst erfreulich. Trotz der Corona-Zeit hat uns die Natur reich beschenkt und Gott lässt uns spüren, dass seine Liebe und Sorge für uns ohne Unterlass besteht“, sagte Stadtpfarrer Hannes Lorenz.

Bereits in den frühen Morgenstunden waren fleißige Helfer unterwegs, um den Schlosshof für den Dankgottesdienst vorzubereiten. Mit dem Einholen des reich geschmückten Erntewagens des Landvolks Brudersdorf-Diendorf begann in Nabburg der Festtag wie in kaum einer anderen Pfarrei.

Eine Prozession zog unter flotter Marschmusik der Kleinbesetzung der Jugendblaskapelle in die Altstadt ein. Der Kirchenzug folgte dem gewohnten Weg, über den Unteren Markt und den Oberen Markt und endete dieses Mal im Schlosshof. Traditionell im Zug vertreten waren die Gartenbauvereine Nabburg und Neusath sowie die Fahnenabordnungen der kirchlichen und vieler weltlicher Vereine, sowie die Räte: Bürgermeister mit Stadtrat, Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat.

„Nichts ist unmöglich“ mit diesem Werbeslogan würde deutlich, so Pfarrer Lorenz, wie sehr die Menschen von heute auf die eigenen Fähigkeiten zählten, wie sehr in unserer Welt und Gesellschaft nur das „Machbare“ zähle. An Erntedank werde eine andere Haltung dagegengesetzt: „Nichts ist selbstverständlich.“ Gerade in diesem Jahr werde es unzählige Male deutlich, dass nichts von dem möglich ist, was in zuvor an Festen und Feiern, aber auch an gewohntem Lebensgefühl selbstverständlich gewesen sei. Aus eigener Kraft allein, könne menschliches Leben nicht gelingen. Es brauche das gläubige Vertrauen, dass Gott hinter unserem Leben stehe und dass er unser Leben Tag für Tag mit seinen Gaben begleite.

Ganz der alttestamentlichen Botschaft entsprechend, sollten auch die Menschen von heute nicht davon ausgehen, dass sie sich alles aus eigener Kraft und mit eigener Hand erwerben könnten. Sie sollten die Dankbarkeit an Gott nicht vergessen. „Erntedank ist ein Tag im Jahr, der uns aufruft, gerade für das scheinbar Selbstverständliche wieder neu dankbar zu werden und diesen Dank ins Gebet zu bringen.“ Auf die Frage, ob das in unserer Zeit und Gesellschaft denn überhaupt noch gelingen könne, meinte Lorenz nur „Nichts ist unmöglich“.

Danach formierte sich ein Festzug, um die Erntekrone vom Schlosshof in die Pfarrkirche zu bringen. Im Anschluss lud der Frauenbund in das Jugendwerk zum Frühschoppen ein.

 



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