Erfolg und Menschlichkeit: Bischof Gerhard Ludwig Müller bei der Zollner-Elektronik AG in Zandt - Abschluss der Großen Visitation im Dekanat Kötzting
Wer denkt schon an den bayerischen Wald, wenn er im Regensburger Hauptbahnhof seine Fahrkarte am Automaten kauft, oder wenn das Auto in Lissabon auf Knopfdruck die Türen verriegelt oder wenn bei der Landung in Palma de Mallorca der Flieger die Räder ausfährt? Nachdem man die Zollner-Elektronik AG in Zandt besucht hat, ändert sich das garantiert. Bischof Gerhard Ludwig Müller, Regionaldekan Georg Englmeier , Dekan Augustin Sperl, Landrat Theo Zellner und der Bürgermeister von Zandt, Ludwig Klement, waren am vergangenen Donnerstag dort. Vorstandsvorsitzender Johann Weber gab die Erklärung: Der Elektronikentwickler im Bayerischen Wald beliefert die ganze Welt mit Steuerungselementen. In der langen Kundenliste liest man ABB, Bosch, hp, Leica, Miele, Siemens oder Zeiss. Zollners Elektronik sorgt dafür, dass Maschinen und Geräte so funktionieren wie sie sollen.
Zollner startete 1965 als ländlicher Fachhandel für Elektrowaren. Ein klassischer Ein-Mann-Betrieb. Heute beschäftigt er weltweit 6.766 Menschen – die Hälfte davon im Landkreis Cham. Allein im Jahr 2005 stellte Zollner mehr als 700 Menschen in Bayern ein. Kein Wunder dass sich Regionaldekan Georg Englmeier und Bürgermeister Ludwig Klement einig sind: „Ein Segen für die ganze Region.“ Beim Rundgang im Betrieb wird klar: Diese Arbeitsplätze fordern Menschen, die mitdenken, die verstehen und die sich einsetzen. Johann Weber: „Im letzten Jahr führten wir fast 3.000 neue Produkte ein und mehr als 9.000 Produktveränderungen. Wir schaffen, das, weil unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Begeisterung lernen, weil wir viel investieren in die Ausbildung und weil wir jeden fördern, der sich hinter die gemeinsamen Ziele stellt.“
Bischof Gerhard Ludwig Müller betont im Abschlussgespräch die Kraft und Dynamik, die sich ein ethisch orientiertes Unternehmen erschließt: „Die katholische Sozialethik verweist auf die beiden Prinzipien der Personalität und der Solidarität. Personalität unterstreicht, dass jeder Einzelne Mensch im Mittelpunkt wirtschaftlichen Handelns steht. Das Prinzip der Solidarität verlangt, dass wir uns einbringen zum Wohle des Ganzen nach Maßgabe unserer Fähigkeiten. Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen, die jungen Menschen in Berufen für morgen auszubilden: Das ist ein zutiefst soziales Engagement. Denn auch wenn uns die Arbeit manchmal eine Last ist, so schenkt sie uns doch die Chance, kreativ zu sein, an der Schöpfung Gottes teilzuhaben und uns als Menschen in Fülle zu entfalten. Humanität und Effektivität sind keine Gegensätze. Sie bedingen sich und wenn wir beidem gerecht werden, sichern wir Erfolg.“
Kommt der Hirte oder der Wissenschaftler?
Landrat Theo Zellner begrüßte Bischof Gerhard Ludwig Müller am vergangenen Donnerstag im Landkreis Cham: „Wenn ich mir die Tagespunkte Ihres Besuches anschaue, wenn ich sehe, dass Sie den größten Arbeitgeber auf Ihr Programm gesetzt haben, dann unsere Palliativstation in Bad Kötzting, wo Menschen in der vielleicht schwierigsten Situation ihres Lebens aufgehoben sind, dann mit dem Gasthof Rösch in Blaibach eine Säule des regionalen Tourismus, sowie einen weiteren Familienbetrieb und erst nach all dem das Gespräch unter Theologen: wenn ich mir allein diesen Ablauf betrachte, dann kann ich Sie nur herzlich als Oberhirten unseres Bistums begrüßen, der auch als großer Theologe bekannt ist.
Bischof ermutigt die Mitarbeiter der Palliativstation des Kreiskrankenhauses in Bad Kötzting
Palliativmedizin lässt sich vielleicht am wenigsten mit den Instrumenten ökonomischer Standardisierung erfassen. Der Leiter der Palliativstation des Kreiskrankenhauses in Bad Kötzting, Dr. med. Tadashi Makabe, erläutert Bischof Gerhard Ludwig Müller bei seinem Besuch am vergangenen Donnerstag warum: „Wo die akute Therapie endet und die Pflege beginnt, was genau der einzelne Mensch in einer Situation braucht, die ihm sein Sterben vor Augen führt, das lässt sich nicht mit statistischen Rastern erfassen.“ Zusammen mit Landrat Zellner dankt der Bayer mit japanischem Namen der Kirche für ihre Unterstützung und bittet um Rückhalt in dem Ziel, ein angemessenes Abrechnungssystem für Palliativmedizin zu vereinbaren. Bischof Gerhard Ludwig Müller:„Wenn Körper und Seele spüren, dass das Leben zu Ende geht, kommen wir auch an das Ende ökonomischen Denkens. Patienten kann man nicht ausschließlich als Kostenverursacher begreifen. Das Sterben gehört zum Leben dazu wie die Geburt und wir stehen vor der Frage, wie wir diesen Abschnitt unseres Lebens in einer menschlichen Form aufgreifen. Das Leben ist nun mal kein geschlossener Bereich der Jungen, Schönen, Reichen und Gutverdienenden. Leiden gehört dazu und allen möchte ich herzlich danken, die sich für die Menschen einsetzen, die von größten Schmerzen bedrückt werden.“
Predigt des Bischofs in Miltach im Wortlaut