Freiburg/Marrakesch, 5. September 2024
Ein Jahr nach dem schweren Erdbeben in Marokko zieht Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, eine positive Bilanz über die bisher erfolgten Wiederaufbaumaßnahmen. Wie Nothilfekoordinator Gernot Ritthaler berichtet, hat die Caritas Marrakesch, mit maßgeblicher Unterstützung von Caritas international, „den Menschen in fünf komplett zerstörten abgelegenen Dörfern im Atlas-Gebirge eine neue Perspektive ermöglicht. 136 Familien, die bislang in Zelten untergebracht waren, leben nun in aus vorgefertigten Modulen gefertigten Zwischenunterkünften. Dort haben sie auch Zugang zu medizinischer und sanitärer Versorgung.“
Weitere vier Dörfer mit etwa 80 Familien sollen in den nächsten Monaten ebenfalls vorübergehend umgesiedelt werden. So können sie in einem geschützten Wohnumfeld ihre täglichen häuslichen Aktivitäten auf sichere Weise durchführen, sich wieder um Einkommensmöglichkeiten und den Wiederaufbau ihrer Häuser kümmern. „Für den Wiederaufbau zerstörter Häuser“, so Ritthaler weiter, „reicht in zahlreichen Fällen die staatliche Förderung nicht aus. Insbesondere arme Familien haben nach dem Erdbeben keinerlei Reserven. In solchen Fällen unterstützt die Caritas mit den erforderlichen zusätzlichen Mitteln.“
Anschubfinanzierung für betroffene Familien
Darüber hinaus unterstützt die Caritas Dutzende vom Erdbeben betroffene Familien, vornehmlich Frauen, mit einer Anschubfinanzierung, so dass sie ihre Handwerks- und landwirtschaftliche Arbeit wieder aufnehmen und Einkommen für die Grundbedürfnisse ihrer Familien erwirtschaften können. Für Kinder unter sechs Jahren errichtete die Caritas fünf Kindergärten und bietet dort Betreuungen an. Dies ist auch ein wichtiger Beitrag zur Bewältigung der Traumata, die viele Kinder durch das Erdbeben erlebt haben, und unterstützt die Rückkehr in eine kindgemäße Normalität.
Die Hilfen der Caritas sind ein wichtiger ergänzender Beitrag zu den Maßnahmen der marokkanischen Regierung, die über einen Wiederaufbau- und Entwicklungsplan in den vergangenen Monaten vieles angestoßen und erreicht hat. Gleichwohl benötigt die Umsetzung viel Zeit, und es wird noch etliche Jahre dauern, bis die verheerenden Auswirkungen des Erdbebens für die Menschen in den betroffenen Gegenden bewältigt sein werden. Nach wie vor gibt es zahlreiche abgelegene Dörfer, die immer noch unzureichend versorgt sind, und über keine angemessenen sanitären Einrichtungen oder adäquate Unterkünfte verfügen.
Eine Million Euro zusätzlich
Um hier weiter helfen zu können, hat Caritas international ihre Hilfen von bislang 640.000 Euro auf 1,64 Millionen Euro aufgestockt. „Unser Partner Caritas Marrakesch hat in wenigen Monaten schon enorm viel erreicht; insgesamt dürfte der Wiederaufbau noch mehrere Jahre dauern. Die Caritas steht weiterhin an der Seite der Opfer dieses schweren Bebens“, sagt Gernot Ritthaler.
Das Erdbeben vom 8. September 2023 im Atlas-Gebirge war mit der Stärke von 6,8 das schwerste in Marokko seit mehr als 100 Jahren. Nach offiziellen Angaben kamen fast 3.000 Menschen ums Leben, 5.700 wurden verletzt. Das Erdbeben zerstörte und beschädigte rund 60.000 Gebäude, 300.000 wurden obdachlos, mehr als ein Drittel davon waren Kinder. Insgesamt waren vom Beben 2,5 Millionen Marokkanerinnen und Marokkaner betroffen.
Text: Caritas international
(kw)