Berlin / Regensburg, 22. Januar 2025
Brot für die Welt, Misereor und Welthungerhilfe sprechen sich dafür aus, dass die Entwicklungszusammenarbeit weiterhin in einem eigenen Ministerium angesiedelt bleibt. Im aktuellen Wahlkampf war von verschiedenen Abgeordneten die Eingliederung des BMZ in andere Bereiche wie etwa das Auswärtige Amt vorgeschlagen worden.
Die neuen afrikapolitischen Leitlinien, die kürzlich von der Bundesregierung beschlossen wurden, zeigen aus sicht der Hilfsorganisationen die Notwendigkeit einer eigenständigen Entwicklungszusammenarbeit. „Die Leitlinien bestätigen, dass die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Afrika nicht nur in unserem gemeinsamen ökonomischen und Sicherheitsinteresse liegt. Darüber hinaus geht es um die Wahrung von fundamentalen Menschenrechten und von Menschenwürde. Dazu muss die internationale Entwicklungszusammenarbeit mit einem besonderen Fokus auf arme und benachteiligte Menschen einen eigenständigen Beitrag leisten. Deshalb sollte die Entwicklungszusammenarbeit gerade angesichts der großen Herausforderungen gestärkt und nicht außenpolitisch vereinnahmt werden“, fordert Bernd Bornhorst, Misereor-Geschäftsführer.
Die drei Hilfsorganisationen begrüßen daher ausdrücklich das Bekenntnis vieler Fachpolitiker hierzulande für ein eigenständiges Ministerium für internationale Zusammenarbeit. „Die vielen Krisen in der Welt und der sofortige Zahlungsstopp der USA für Entwicklungsprojekte brauchen eine starke Antwort. Das geht nur mit einem eigenständigen Ministerium“, sagt die Präsidentin von Brot für die Welt, Dagmar Pruin. „Entwicklungszusammenarbeit darf kein Anhängsel der Außenpolitik werden, sondern muss gleichberechtigt am Kabinettstisch sitzen.“
„Entwicklungszusammenarbeit schützt globale Ressourcen, bekämpft Ungleichheiten und stärkt den Frieden durch Völkerverständigung. Sie ist entscheidend für eine nachhaltige und gerechte Zukunft in einer vernetzten Welt. Damit ist internationale Zusammenarbeit ein wichtiger Baustein für eine Zukunftspolitik und braucht somit eine starke Stimme in der künftigen Regierung. Ein Rückzug aus internationaler Verantwortung schwächt Deutschland und ist keine zukunftsfähige Option“, betont Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe.
Vertreter der afrikanischen Hilfsorganisationen äußern sich positiv über die aktualisierten Leitlinien und die modernisierte Sicht der Bundesregierung auf partnerschaftliche Zusammenarbeit. Gleichzeitig fordern sie entsprechende Taten ein. „Die Leitlinien für das Jahr 2025 stellen einen bedeutenden Wandel in der Herangehensweise dar und zeigen das Engagement Deutschlands für eine gerechtere Partnerschaft mit den afrikanischen Staaten, die über die traditionellen Hilfsbeziehungen hinausgeht und auf gegenseitiges Wachstum und Entwicklungsmöglichkeiten ausgerichtet ist. Angesichts der komplexen Verhältnisse in den verschiedenen afrikanischen Regionen und Ländern ist die Realität jedoch weit von der Absicht entfernt“, erklärt Laura Anyola von der Misereor-Partnerorganisation Justice and Peace Commission aus Kamerun.
Als Werk für Entwicklungszusammenarbeit der katholischen Kirche kämpft Misereor für Gerechtigkeit und Bildung, gegen Hunger, Krankheit, Ausgrenzung und Menschenrechtsverletzungen sowie deren Ursachen. Gemeinsam mit einheimischen Partnern unterstützen wir Menschen unabhängig von ihrem Glauben, ihrer Kultur und ihrer Hautfarbe. Seit der Gründung von Misereor im Jahr 1958 wurden knapp 116.000 Projekte in Afrika und dem Nahen Osten, in Asien und Ozeanien, in Lateinamerika und der Karibik gefördert. Misereor ist Mitglied im „Bündnis Entwicklung Hilft“.
Text: Misereor
(sig)