Pfarrer von hinten segnet

Entwicklung & Elemente der Liturgie, Teil 12

Die Heilige Messe: Schlussgebet und Segen


Regensburg, 2. Dezember 2025

Nachdem alle Gläubigen kommuniziert haben, betet die Kirche das „Schlussgebet“. Der lateinische Begriff für dieses Gebet lautet „Postcommunio“ und drückt damit aus, dass es sich um ein Dankgebet im Anschluss an die Kommunion handelt. 

Während andere Liturgien ein ausführliches Dankgebet enthalten, ist der römische Ritus hier knapp. Das Schlussgebet dankt für die aus Gottes Hand empfangene Gabe. Wie schon beim Tagesgebet und beim Gabengebet handelt es sich auch beim Schlussgebet nicht um ein immer feststehendes Gebet; es wechselt, für die Sonn- und Feiertage sind eigene Schlussgebete im Messbuch vorgesehen. 

Abschließend erteilt der Priester der Gemeinde den Segen. Ursprünglich kannte die römische Liturgie nur ein Segensgebet über der Gemeinde, aber keinen Segen unter dem Zeichen des Kreuzes. Womöglich wurde es aber üblich, dass der Priester bei seinem Auszug die Gemeinde segnete, wie das noch heute beim Bischof der Fall ist. Auf diese Weise gelangte der Segen in die Feier der Heiligen Messe. In der Liturgie bis zur Reform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde am Ende das „Schlussevangelium“ vorgetragen, der Prolog des Johannesevangeliums (Joh 1,1-14). Auch das wurde als ein Akt der Segnung verstanden.

„Gehet hin in Frieden“

Am Ende sprechen der Priester oder der Diakon entlassende Worte. Durch die Schlussworte der Heiligen Messe werden die Christen in die Welt gesandt. Diese „Entlassung“ des Volkes wird gesprochen, „damit jeder Gott lobend und preisend zu seinen guten Werken zurückkehre.“ (Grundordnung des Römischen Messbuchs 90). Man kann in diesem Gruß ein Gegenstück zur Versammlung der Gemeinde sehen. Schon das Betreten der Kirche verbindet die Gläubigen. Der Gottesdienst nimmt uns aus unserem Alltag heraus – und gleichzeitig nehmen wir den Alltag mit in die Feier der Heiligen Messe. Wir bekennen zu Beginn der Messe, dass wir gesündigt haben, und rufen den Herrn um sein Erbarmen an. Wir bitten in den Fürbitten auch für diese Welt, die wir als Christen nie ganz hinter uns lassen können, sondern für die wir uns immerfort einsetzen sollen. Und so werden wir am Ende auch wieder in diese Welt gesandt: Fruchtbar soll das Opfer der Heiligen Messe auch in unserem Leben sein. Die lateinische Formel für diese Entlassung lautet: „Ite, missa est“ – „geht, es ist gesendet“. Sie bringt darin zum Ausdruck, dass die Christen in die Welt gesandt sind. Sie sollen die liebende Hingabe Gottes, die sie am Altar erfahren haben, in die Welt tragen. Die deutsche Formel sagt: „Gehet hin in Frieden.“ Die Christen sollen den Frieden, der ihnen nach dem Hochgebet vom Altar her zugesagt wurde, mit in den Alltag nehmen, aus der Begegnung mit dem Herrn heraus ihren Alltag gestalten. 

Eine Messe durch alle Zeiten

Die katholische Messfeier hat sich in den vergangenen zweitausend Jahren immer wieder verändert. Da sind einerseits natürlich die kleinen Änderungen: Gebete werden in die Messe aufgenommen, andere Gebet wieder gestrichen, der Ort des ein oder anderen Gebets auch einmal verändert. Da sind aber auch die großen Veränderungen: Gerade die Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat zu zahlreichen Änderungen geführt, die viele Riten und Gebete im Einzelnen betreffen, vielerorts aber auch die Gebetsrichtung vom Hochaltar hin zur versammelten Gemeinde oder die Verwendung des Deutschen statt des Lateinischen in der Messe. Viele dieser Reformen waren und sind Gegenstand der Diskussion – etwa, dass die lateinische Sprache an vielen Orten beinahe völlig aus der Liturgie verschwunden ist, während doch die Konzilsväter noch schrieben: „Es soll jedoch Vorsorge getroffen werden, dass die Christgläubigen die ihnen zukommenden Teile des Mess-Ordinariums auch lateinisch miteinander sprechen oder singen können.“ (Sacrosanctum Concilium 54). 

Quelle und Höhepunkt

Hinter all diesen Änderungen steht aber das gleichbleibende Geheimnis der Eucharistie: Jesus Christus wird unter den ärmlichen Zeichen von Brot und Wein wahrhaft gegenwärtig. Von daher bekennt die Kirche auch, dass die Heilige Messe nicht einfach eine Form des Gottesdienstes unter vielen anderen ist; sie ist „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ (Lumen Gentium 11). Wie vor zweitausend Jahren gilt also auch heute das Wort des Apostels Paulus: „Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“ (1 Kor 11,26). 

Text: Benedikt Bögle

(SCC)

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