News Bild Eine Tagung als Brückenschlag - Das zweite Internationale Symposium des Ostkircheninstituts lotet gemeinsame Herausforderungen aus

Eine Tagung als Brückenschlag - Das zweite Internationale Symposium des Ostkircheninstituts lotet gemeinsame Herausforderungen aus

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Bereits zum zweiten Mal hat in Regensburg das internationale Symposium des Ostkircheninstituts der Diözese Regensburg stattgefunden. In diesem Jahr beschäftigte sich das interdisziplinäre Symposium mit dem Thema der Identität und Authentizität von Kirchen im „globalen Dorf“. Hierbei stand vor allem die Annäherung der Ost- und Westkirchen durch gemeinsame Ziele und Perspektiven im Fokus.

 

Symposium als Mittler für die Öffnung und Annäherung von Ost- und Westkirche

Der Leiter des Ostkircheninstituts, Pater Dr. Dietmar Schon OP, konnte erneut zahlreiche hochkarätige Referenten für das interdisziplinäre Symposium gewinnen. Die östlichen Kirchen haben ebenso wie die römisch-katholische Kirche im Westen eine je spezifische lehrmäßige, liturgische, spirituelle und kirchenrechtliche Ausprägung entwickelt, die sich im Lauf der Jahrhunderte zu markanten kirchlichen Identitäten verselbständigt haben. Doch welche Gemeinsamkeiten gibt es und welche Unterschiede trennen Kirchen zwischen Ost und West? Diese Fragen wurden im Symposium aufgegriffen und mit anderen Fachgebieten in Kontakt gebracht. Aus diesem Grund wurde das Symposium interdisziplinär ausgelegt.

Nach der Begrüßung aller Teilnehmer des Symposiums durch Pater Dr. Dietmar Schon hielt Bischof Dr. Rudolf Voderholzer das Eröffnungsreferat. Bevor er in die Thematik seines Vortrages einstieg, hob Bischof Rudolf die Bedeutung des Sitzungsortes hervor. Das Symposium wurde im historischen Brückensaal des Regensburger Salzstadels am Ufer der Donau abgehalten. „Wir befinden uns hier an einem sehr würdigen und historischen Ort“, sagte Bischof Rudolf. Er betonte, dass Flüsse nicht nur trennen, sondern auch verbinden, was er am Verlauf der Donau skizzierte. Im Hinblick auf die benachbarte Steinerne Brücke sagte der Bischof: „Möge dieser Ort als Genius loci dazu dienen, dass unsere Tagung ein Brückenschlag sein kann zwischen unseren Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, ein Brückenschlag hin auch zu einer vertieften Einheit der Christen untereinander.“

„Wir alle haben Teil an dem einen Brot“

In seinem Vortrag „Zeichen und Werkzeug der Einheit“ ging er im Besonderen auf die eucharistische Ekklesiologie ein. Hierbei stützte er sich vor allem auf die Dogmatische Konstitution „Lumen Gentium“ des Zweiten Vatikanischen Konzils. Im ersten Artikel von Lumen Gentium erklärt die katholische Kirche ihr Selbstverständnis. Bischof Dr. Voderholzer zitierte dazu den ersten Artikel aus Lumen Gentium. „Die Kirche lebt in Eucharistiegemeinschaften“, erklärte Bischof Rudolf den Teilnehmern des Symposiums. Bereits der Apostel Paulus spricht von der besonderen Bedeutung und einzigartigen Wirkung des Empfangs des eucharistischen Brotes. „Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi? Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib, denn wir alle haben teil an dem einen Brot“, zitierte Bischof Rudolf den Apostel Paulus (1Kor10, 16-17).

 

Kirche lebt in Eucharistiegemeinschaften

„Das Abendmahl ist der Anfang der Kirche“, fasste Bischof Voderholzer die Gedanken von Joseph Ratzinger über das Verständnis der frühen Kirche zusammen. „Denn immer bedeutet es, dass Eucharistie Menschen zusammenschließt, nicht nur untereinander, sondern mit Christus, und dass sie so Menschen zur Kirche macht“, fuhr er fort. Zugleich ist damit aber auch schon die grundlegende Verfassung der Kirche gegeben: Kirche lebt in Eucharistiegemeinschaften. In seinem weiteren Vortrag ging der Bischof auf die Individualisierung des Eucharistie-Verständnisses in der Kirche des Westens ein. Zu nennen sind hier die Begriffe „corpus mysticum – corpus verum“. Im Hinblick auf das Zweite Vatikanische Konzil zitierte Bischof Voderholzer bedeutende französische Theologen wie Henri de Lubac und Yves Congar. Das Buch „Corpus Mysticum: Eucharistie und Kirche im Mittelalter“ von Henri de Lubac sollte nach Bischof Dr. Rudolf Voderholzer „Pflichtlektüre für alle Theologinnen und Theologen sein“.

 

Formulierung gemeinsamer Ziele und Zukunftsperspektiven

Schließlich ging der Regensburger Oberhirte auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen katholischer und orthodoxer Lehre ein. Bischof Rudolf betonte, dass er die eucharistische Ekklesiologie als Geschenk der Orthodoxie an die vorkonziliare theologische Entwicklung der katholischen Kirche betrachte. An die Vertreter der orthodoxen Kirche wandte er sich mit den Worten: „Ich würde über dieses Thema gerne mit den orthodoxen Freunden ins Gespräch kommen!“. Er warnte aber auch vor einer neuen Spaltung der Kirche durch politische Unruhen aktueller Zeit. Im Hinblick auf die Zukunft gebe es viele Gemeinsamkeiten, aber durchaus einige Differenzen, wie etwa das Verständnis des Papstamtes. Doch man befindet sich auf einem guten Weg und müsse weiterhin vertieft nachdenken, um die Zukunft gemeinsam zu gestalten. Pater Dr. Dietmar Schon OP bedankte sich herzlich bei Bischof Dr. Rudolf Voderholzer für den inhaltsreichen Vortrag. Es folgte das Referat des Metropoliten von Brazzaville Panteleimon, das die orthodoxe Perspektive enthielt. Hochrangige Referenten, darunter Soziologen sowie eine Psychologin, rundeten das zweitägige Symposium ab.

 

Ostkircheninstitut der Diözese Regensburg

Das neukonzipierte Ostkircheninstitut der Diözese Regensburg wurde im September 2016 von Bischof Rudolf Voderholzer errichtet. Es leistet Beiträge zur besseren wechselseitigen Kenntnis der östlichen und westlichen Tradition und dient dem Auftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Wiederherstellung der kirchlichen Einheit in Vielfalt zwischen der katholischen Kirche und den Ostkirchen zu fördern.



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