News Bild „Eine leuchtende Gestalt für die wahre Reform“

„Eine leuchtende Gestalt für die wahre Reform“

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(pdr) Mit einer Pontifikalvesper im Hohen Dom St. Peter und einer anschließenden Festveranstaltung im Haus Heuport hat das Bistum Regensburg seines großen Bischofs Georg Michael Wittmann gedacht, der vor 175 Jahren, am 8. März 1833, verstorben ist. Als Regens, Generalvikar und Weihbischof hatte Wittmann (1760-1833) dem Bistum Regensburg in der Zeit eines bis dahin nie dagewesenen Umbruchs von der Reichskirche zur neu aufblühenden Kirche des 19. Jahrhunderts wertvolle geistliche Impulse gegeben.

Bischof Gerhard Ludwig Müller zelebrierte die Pontifikalvesper im vollbesetzten Dom. In seiner Predigt wandte sich der Bischof dagegen, die Vernunft wie im 18. Jahrhundert allein rein funktional und rational aufzufassen. „Die Vernunft geht viel tiefer, der beste Gebrauch der Vernunft führt in die übernatürliche göttliche Berufung des Menschen, wie das Zweite Vatikanische Konzil lehrt“, so Bischof Gerhard Ludwig. Er wandte sich auch dagegen, den Priester zu einem Funktionär der Volkserziehung zu degradieren, der die einfachen Menschen in die jeweils neuesten Kenntnisse einzuführen habe. Einer solchen Verflachung habe sich Bischof Wittmann stets widersetzt. Auch sei die Kirche keine „äußerliche Religionsanstalt, sondern die sakramentale Vergegenwärtigung des Heils und der Leib Christi“. Glücklich schätze sich die Kirche von Regensburg, dass Gott in dieser Zeit großer Verflachung und Zerstörung der Kirche Frauen und Männer wie die selige Maria Theresia Gerhardinger, Bischof Johann Michael Sailer und Bischof Wittmann gesandt habe. Der Seelsorgebischof nach dem Ende der Reichskirche habe keine Scheu gegenüber der Vernunft gehabt und eine tiefe Wissenschaftlichkeit gepflegt. Bischof Gerhard Ludwig nannte Bischof Wittmann eine „leuchtende Gestalt für die wahre Reform und die geistliche Erneuerung“. Er habe sowohl caritativ gewirkt als auch die Menschen auf ihre übernatürliche Bestimmung hingewiesen. Am Ende der Vesper betete der Bischof, das Domkapitel sowie sehr viele Gläubige am Grab des Dieners Gottes Bischof Wittmann im Dom.

Während der anschließenden Festveranstaltung drückte Bischof Gerhard Ludwig seine Freude über den Fortschritt des Seligsprechungsverfahrens für Bischof Wittmann aus. Es fehle allerdings noch ein Wunderprozess. Domvikar Georg Schwager, Leiter der Abteilung Selig- und Heiligsprechungsprozesse im Bistum Regensburg, bat die über 220 Teilnehmer der Gedenkveranstaltung um ihr eifriges Gebet.

Der Münchner Pastoraltheologe Professor Dr. Ludwig Mödl sprach in seinem Festvortrag über die Exerzitien des Bischofs Wittmann. Mit seinem vorbildlichen geistlichen Leben habe er vor allem der säkularisierten Gesellschaft gegensteuern wollen. „Eine seiner grundlegenden Ideen war es, dass der Weltpriester das Fehlen der Mönche ausgleiche, besonders in Gebet und Buße“, erklärte Mödl. „Als Mann der Kirche, der als Beter und Studierender wie auch als Mann der Seelsorge stetig nach dem zu suchenden Gott ausschaut, ist der Priester bei Wittmann ein Gegenbild zum angepassten Organisator, der mehr Zeit in Sitzungen verbringen muss als am Betstuhl.“ Wittmann sei die Gegenfigur zu einer Kirche, die heute von vielen in erster Linie als Organisation mit Büro, Gremiensitzungen, Fachkräften und Funktionären wahrgenommen werde. „Die Causa Wittmann sollte anderen Causen vorgezogen werden. Wie Anna Schäffer eine Trostfigur für die Behinderten, Kranken und ausrangierten Alten sein kann, so könnte Wittmann eine partielle Leitfigur für uns Priester werden“, sagte Mödl weiter. Vielen Menschen habe er Hoffnung vermittelt, so Mödl: „Wittmann war kein Gott-Verwalter, er war ein Gott-Sucher.“ Wie auch Sailer habe er den Klerus des Bistums Regensburg für lange Jahrzehnte geprägt. „Ja, man spürt heute noch etwas davon.“ (ven)



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