Ein Zug bringt Sonne in die Herzen - 45. Caritas-Sonnenzug fuhr mit rund 500 Personen nach Passau / Mit an Bord: 10.000 Euro Spende für die Hochwasserhilfe der Caritas Passau

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 „Kein Sonnenzug ist wie der andere“, sagte Diözesan-Caritasdirektor Dr. Roland Batz, der ebenfalls noch am Bahnsteig steht und mit den vorbeikommenden Gästen ein paar Worte wechselt. Und er ergänzt: „Selten liegen bei einem Sonnenzug die Not und die Freude der Menschen so nah beisammen wie bei diesem. Denn obwohl wir alle einen frohen Tag erlebten, haben wir doch überall noch die Spuren des schlimmen Hochwassers vor Augen, das so viele Passauer in größte materielle Not gebracht hat.“ Deshalb hatte die Regensburger Caritas diesmal auch ein Gastgeschenk für den benachbarten Caritasverband im Koffer: Mit 10 000 Euro unterstützt die Regensburger Caritas die Passauer Flutopferhilfe. Überreicht wurde der Scheck beim Gottesdienst im Passauer Dom St. Stephan an den Bischöflichen Beauftragten für die Passauer Caritas Domkapitular Dr. Michael Bär.

Agilis spendierte die barrierefreien Waggons
Die Reise begann morgens um kurz nach acht Uhr am Regensburger Bahnhof. Dort stellte die Bahngesellschaft Agilis wieder kostenlos drei barrierefrei begehbare Waggons mit Personal für den ganzen Ausflugstag bereit. „Diese großzügige Spende von Agilis macht es möglich, dass auch viele finanziell schwächere Gäste diesen Tag der Freude miterleben können. Agilis-Geschäftsführer Dietmar Knerr war morgens persönlich zum Gleis gekommen, um den Sonnenzüglern einen spannenden Tag zu wünschen. Zahlreiche Paten und andere Spender ermöglichen den Sonnenzug mit ihrer finanziellen Unterstützung, so dass die Teilnehmer je nach ihren finanziellen Möglichkeiten nur einen kleinen Unkostenbeitrag entrichten müssen.

100 ehrenamtliche Helfer lesen jeden Wunsch von den Lippen ab
Knapp 400 Gäste waren aus dem Großraum Regensburg und aus der Gegend von Cham bis Mainburg angereist. Die Teilnehmer aus Cham wurden von bereits auf ihrem Weg nach Regensburg von Maltesern begleitet. Etwa 100 Ehrenamtliche von Caritas und Malteser waren beim Sonnenzug dabei und halfen den weniger mobilen Gästen. Sie organisierten einen reibungslosen Ablauf des Tages. Ein Ärzteteam stand für eventuelle Notfälle jederzeit zur Verfügung. „So schön habe ich es zu Hause nicht“, meinte ein älterer Mann im Rollstuhl, nachdem ihn ein junger Malteser die Rampe vom Schiff zur Anlegestelle hochgeschoben hatte. Für viele der Gäste ist der Sonnenzug der einzige Tag im Jahr, an dem sie aus ihrem oft tristen und von Sorgen geprägten Alltag ausbrechen können. „Ich bin so froh heute dabei zu sein – mein Schwiegersohn ist schwerkrank; heute kann ich mal von den Sorgen abschalten und wieder Kräfte tanken“, berichtet eine ältere Dame im Zug. Beim Essen plaudern drei Frauen im Rollstuhl miteinander, als wären sie alte Freundinnen. Erst auf Nachfrage stellte sich heraus, dass sich die Damen heute zum ersten Mal sehen – und dabei schnell Gemeinsamkeiten entdeckt haben: Alle drei leben alleine in ihrer Wohnung und haben oft tagelang niemanden, mit dem sie sich unterhalten können.

Jeder ist für den anderen da
Das Programm an diesem Tag war wieder gut geplant: Nach der Ankunft am Passauer Bahnhof gings zu Fuß oder mit dem Bus zum Dom St. Stephan. Den etwas mühsamen Anstieg über das Kopfsteinpflaster und einige Stufen hinweg meisterten alle Dank der ehrenamtlichen Helfer bestens. Jeder fasst beim Sonnenzug mit an: Selbst Diözesan-Caritasdirektor Batz packte mit an, wenn es darum ging, gemeinsam einen Rollstuhl über die Rampe zum Altarraum zu heben. Im Dom erlebten die Sonnenzügler eine stimmungsvolle Eurcharistiefeier. „Schon Tage vor dem Sonnenzug habe ich mich auf diesen Tag gefreut“, sagte Batz in seiner Predigt. „Denn letztes Jahr schon habe ich erlebt, wie sich die Freude dieses Tages auf alle überträgt: auf die Gäste, die einen Tag erleben, an dem sie ihre alltäglichen Fragen, Sorgen und Nöte vergessen können. Und genauso auf die Helfer, die von den Gästen soviel zurückbekommen. Das Miteinander- und Füreinander-Dasein beim Sonnenzug stellt eine klassische Win-Win-Situation dar, alle Beteiligten profitieren voneinander.“

92jährige Altbürgermeisterin schwang das Tanzbein
Nach dem Gottesdienst gings zur Donau, wo die MS Passau auf die Regensburger Passagiere wartete. Auf zwei Decks verteilt ließen sich die Gäste dann zuerst einen Schweinebraten mit Knödel schmecken. Bei Kaffee und Kuchen sorgten die drei Sonnenzugmusikanten für Stimmung. Einige wurde sogar zum Tanzen animiert. Die 92jährige ehemalige Regensburger Bürgermeisterin Hildegard Anke ließ sich nicht lange bitten und schwang das Tanzbein. Sie und der frühere Sonnenzug-Organisator Hermann Kerrscher fuhren heuer bereits zum 45. Mal mit Beide versäumten also keine einzige Fahrt.

Währenddessen zog draußen die beeindruckende Donaulandschaft vorbei. An vielen Stellen konnte man noch sehen, wie weit das Hochwasser reichte: Wasserspuren an Gebäuden, die weit in den ersten Stock hinaufreichten, oder ebenerdige Räume, die völlig leergeräumt und an diesem warmen Tag offen standen, damit die Mauern austrocknen konnten. Ohne größere Vorkommnisse fuhren um halb acht Uhr abends, zwanzig Minuten früher als geplant, die Agilis-Wagen wieder im Regensburger Bahnhof ein. Der 45. Caritas-Sonnenzug nach Passau war wieder ein wunderbarer Tag mit zahlreichen fröhlichen und zwischenmenschlichen Begegnungen. Und auch für die Helfer war klar: Es hat sich wieder gelohnt, den freien Samstag für den Sonnenzug zu investieren!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Helfer und Gäste feierten im Passauer Dom St. Stephan gemeinsam einen feierlichen Gottesdienst

 

 

    

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die MS Passau brachte ihre Passagieren gut zur Schlögener Schlinge und zurück.

Im Bild die Sonnenzuggäste beim Einsteigen, im Hintergrund die Veste Oberhaus



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