„Ein Vorbild an Barmherzigkeit“: 5000 Gläubige beim Anna Schäffer Gebetstag in Mindelstetten
Die Heilige Anna Schäffer war ein Vorbild an Barmherzigkeit. Dies war der Tenor der Festpredigt von Weihbischof Dr. Josef Graf bei der Festpredigt und bei den einleitenden Worten von Pfarrer Johann Bauer vor 5000 Anna-Schäffer-Verehrern am Dienstagabend beim Pontifikalgottesdienst am Annatag in Mindelstetten.
„Geh nur deinen Weg, ich helf´ dir schon!“
Pfarrer Johann Bauer knüpfte in seiner Einführung an einer bange Frage einer Nachbarin an, die Anna Schäffer fragte: „Was machen wir, wenn du nicht mehr bei uns bist?“ Anna Schäffer antwortete: „Geh nur Deinen Weg, ich helf´ dir schon!“ In diesen einem Satz fasste Anna Schäffer ihre ganze Sendung zusammen: „Helfen, Trösten, Heilen – man könnte auch sagen – Barmherzigkeit! Sie lebte das, was der Herr im Evangelium fordert – seid barmherzig, wie Euer himmlischer Vater barmherzig ist. Dieser Aufruf steht über dem Jahr der Barmherzigkeit. Die heilige Anna Schäffer hat diesen Aufruf ihr ganzes Leben hindurch verwirklicht. Sie wird sicherlich auch uns dabei Helfen, diesen Aufruf ins Leben umzusetzen, gemäß dem Versprechen, das sie einst ihrer Nachbarin gab.“ Ein ganz besonderen Gruß entbot Pfarrer Johann Bauer unter dem Beifall der Gottesdienstbesucher Weihbischof Dr. Josef Graf mit den Worten: „Ganz herzlich Willkommen lieber Herr Weihbischof in der Heimat!“ Weihbischof Dr. Josef Graf sagte zu den Verehrern „unserer Anna Schäffer“: „Es ist für mich eine ganz große Ehre, dass ich mit Ihnen den Hauptgottesdienst an diesem Gebetstag für Anna Schäffer feiern darf!“
Weihbischof Josef Graf: Ungebrochene Zuneigung der Menschen zu Anna Schäffer beeindruckend
Die rund 5.000 Gläubigen boten bei gutem Sommerwetter ein eindrucksvolles Glaubenszeugnis am Vorplatz der Mindelstettener Kirche, als Weihbischof Dr. Josef Graf zusammen mit den 24 Zelebranten vom Pfarrhaus aus durch die Spaliergasse der Vereine auf das mit prächtigen Sonnenblumen geschmückte Altarpodium einzog. Weihbischof Dr. Josef Graf, der nur 14 Kilometer nördlich von Mindelstetten in Pondorf aufgewachsen ist, begann seine Predigt mit einem Rückblick auf den August 1984 als er als junger Priester in einer kurzen Vakanz der Pfarrei bei einem bevorstehenden Pfarrerwechsel die Pfarrervertretung übernehmen durfte. Dabei, so der Weihbischof, habe ihn erstaunt, wie viele Leute aus allen Altersgruppen zur Kirche in Mindelstetten kamen, um am Grab der Anna Schäffer zu beten, um Trost und Hoffnung in ihren Sorgen und Nöten zu erfahren. Dabei habe er die Echtheit und Sehnsucht gespürt, die von diesen Betern ausstrahlte.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Terrorereignisse in Deutschland und Frankreich warnte der Weihbischof davor, wie weit ein kranker, falscher und verblendeter Glaube gehen kann. „Anna Schäffer gab den Kreuzträgern Trost. Sie stärkte ihr Vertrauen auf Gott. Wir glauben, dass wir nicht allein sind und dass wir uns mit unseren Nöten und Sorgen an einem Größeren wenden dürfen. Es geht uns wohl allen besser, wenn wir uns Aussprechen dürfen. Es ist etwas tiefes Christliches, wenn wir Anteil nehmen an den Sorgen unserer Mitmenschen. Wir vertrauen dabei in unserer Kirche auf die Fürsprache Heiligen und Seligen, wie die Beterin Anna Schäffer, die als Mittlerin zu dem dreifaltigen Gott für uns eintritt.“
Leiden als sinnstiftend erfahren - ein Kontrast zur heutigen "Spaßgesellschaft"
Weihbischof Dr. Josef Graf erinnerte an den Schicksalsschlag der Anna Schäffer mit der schweren Verbrennung, die nicht mehr heilte: „Aus ihren Briefen geht hervor, wie sie in der Folge als wichtige Glaubenszeugin, ihr Leben im Leiden gedeutet hat. Viele Menschen in unserer heutigen "Spaßgesellschaft" können dies sicher nicht verstehen. Der Sinn des Lebens der Anna Schäffer“, so Dr. Graf, „bestand in dem geduldig ertragenen Leiden. Sie, die gerne Missionsschwester geworden wäre, nahm dieses Leiden und damit den Willen Gottes an. Sie verband ihr Kreuz mit dem Kreuz Christi und hat den christlichen Glauben in ihrem ganzen Herzen gelebt.“ Anna Schäffer sei ein Beispiel dafür, dass sich die Liebe Christi auch im Leiden erweist, sagte Weihbischof Dr. Josef Graf zum Abschluss seiner Predigt.
Weihbischof Dr. Josef Graf zelebrierte mit seinen 24 Konzelebranten, unter denen sich auch Regionaldekan Johannes Hofmann aus Neustadt, Dekan Wojeck Wisotzki und Pfarrer Johann Bauer befanden, das Messopfer. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst vom Mindelstettener Kirchenchor unter der Leitung von Wolfgang Schauer. Der Neupriester Ulrich Schmidt erteilte am Schluß des Festgottesdienstes den Primizsegen, dem Weihbischof Dr. Graf dem bischöflichen Segen folgen ließ.
Bis weit in die Nacht hinein waren dann Gläubige zur Anbetung in der Mindelstettener Kirche am Grab der Heiligen Anna Schäffer anzutreffen.