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Ein Gespräch mit Prälat Alois Möstl

„Glaubensinhalte, nicht Strukturdebatten“

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Nach fast einem halben Jahrhundert als aktiver Seelsorger wechselt Prälat Alois Möstl im September in den Ruhestand. Den Menschen ist er als Pfarrer von St. Wolfgang in Regensburg bekannt. 29 Jahre leitete er die große Stadtpfarrei, kümmerte sich um die Menschen, spendete die heiligen Sakramente und feierte im „Dom von Kumpfmühl“ unzählige Messen. Was treibt einen Geistlichen täglich an, seinen Dienst für Gott und die Menschen zu tun? Wie hat sich die Kirche in den letzten Jahrzehnten verändert? Und welche Aufgaben warten auf Prälat Möstl im Ruhestand? Wir haben uns mit ihm unterhalten.

 

Sehr geehrter Herr Prälat Möstl, im September dieses Jahres gehen Sie in den Ruhestand. Sie blicken auf fast 50 Jahre aktives Priestertum zurück. Was treibt Sie täglich an, Ihren Dienst zu tun, in guten, wie auch in schweren Zeiten? An welche Momente, Erlebnisse denken Sie besonders gerne zurück?

Prälat Möstl: Da gibt es eine riesengroße Anzahl beglückender Augenblicke. Mein Grundton war und ist dabei immer die Verbindung nach oben und täglich den Kurs mit Christus fahren. Unvergessliche Ereignisse waren 2008 die Durchführung der Pfarrmission, 2009 die Stadtmission oder 2009 die Jahrtausendfeier für ganz Kumpfmühl. Ich erinnere mich an viele wunderbare Gespräche, Abende, Jubiläen, wo ich immer gespürt habe, dass ein großes Vertrauen zu mir da war.

 

Wie hat sich der Beruf des Priesters seit Ihrer Weihe 1973 verändert? Was sind „neue“ Herausforderungen, denen man sich stellen muss?

Prälat Möstl: Die Veränderungen im Glauben der Gesellschaft und damit auch die Art der Seelsorge waren in diesem halben Jahrhundert gewaltig. Konnte ein Pfarrer früher die Pfarrei vielleicht noch vom Schreibtisch aus leiten, so bin ich die wenigste Zeit dort anzutreffen, obgleich einem die Verwaltung immer mehr Zeit abverlangt. Der Weg muss noch mehr hin zu den Menschen führen, weil ihre Fragen und Nöte viel drängender werden.

 

Als Regionaldekan und langjähriger Sekretär des Priesterrats blickten Sie über den Tellerrand der eigenen Gemeindearbeit hinaus. Was war Ihnen dabei wichtig? Welche Akzente konnten und wollten Sie setzen?

Prälat Möstl: Ich war 20 Jahre Stadtdekan und hatte dabei Kontakt zu allen Pfarreien und Gremien und lernte so die innere kirchliche Struktur der Stadt gut kennen. Gleichzeitig war ich 10 Jahre Sekretär des Priesterrats der Diözese. Wobei mir die Planung und Durchführung der Sitzungen des 71-köpfigen Gremiums oblag. Hier galt es immer, Brücken zu schlagen von den Dekanen zum Bischof und zur Diözesanleitung. Als Regionaldekan bin ich immer tief beeindruckt vom Eifer der Leute in den Pfarreien. Seit 2017 bin ich auch Geistlicher Diözesanbeirat für alle 50 Frauen- und Müttervereine der Diözese. Diese Ortsgruppen sind oft die rechte Hand des Pfarrers, sie springen ein, wo man Hilfe benötigt.
 

Prälat Möstl feiert Heilige Messe: Wandlung der Hostie

St. Wolfgang ist eine der großen Pfarreien in Regensburg. Was heißt es eine solche Stadtpfarrei zu leiten? Welche Besonderheiten besitzt die Pfarrei St. Wolfgang in Ihren Augen?

Prälat Möstl: Die Kerngemeinde hier ist sehr rührig und steht inmitten einer oft kirchenfremden Umwelt im Stadtteil umso enger und fester zusammen.  Auffällig ist hier die starke Fluktuation, sicher auch wegen der Nähe zur Universität und den Kliniken. Jährlich ziehen etwa 500 Gläubige weg, und ebenso viele nehmen hier neu ihre Wohnung. Somit wird gleichsam eine kleine Pfarrei jedes Jahr durch St. Wolfgang  durchgeschleust. Hier ist es wichtig, mit den Neuzuzügen Kontakt aufzubauen. Das ist eine große Chance, gestaltet sich aber immer schwieriger.

 

Im Juni weihte Bischof Rudolf 8 Männer zu Priestern. Was möchten Sie diesen jungen Mitbrüdern vor dem Hintergrund Ihrer jahrzehntelangen Erfahrung mit auf dem Weg geben?

Prälat Möstl: Ich würde ihnen raten, aus der Mitte heraus zu leben, sich immer an Christus zu orientieren und sich nicht ständig aus diesem oder jenem Grund an der Kirche zu reiben, vielmehr sie dort gut mitzugestalten, wo man sein Arbeitsfeld hat.

 

Seit 29 Jahren leiten Sie die Pfarrei St. Wolfgang in Regensburg. Wie muss die Zusammenarbeit mit haupt- und ehrenamtlichen Laien aussehen, damit das Leben in einer Pfarrei fruchtbar ist?

Prälat Möstl: Ohne eifrigen Pfarrgemeinderat mit den vielen Gruppierungen und ohne gute Kirchenverwaltung wäre das alles nicht zu schaffen. Vor Jahren gab es eine anonyme Umfrage unter den Pfarrgemeinderatsmitgliedern: Haben Sie den Eindruck, dass der Pfarrer auf den PGR hört? Ich war überrascht, dass fast alle dem zustimmten. Hat mich gefreut.
 

1996: Stadtdekan Möstl legt den Grundstein zum neuen Pfarrheim St. Wolfgang

1996: Stadtdekan Möstl legt den Grundstein zum neuen Pfarrheim St. Wolfgang

Der Ruf nach Veränderungen innerhalb der katholischen Kirche ist in Deutschland besonders laut geworden. Sind die Forderungen bzw. Überlegungen des sogenannten „Synodalen Wegs“ der richtige Schritt für eine zeitgemäße Zukunft der Kirche? Braucht die katholische Kirche überhaupt eine Reform?

Prälat Möstl: Die Kirche ist immer reformbedürftig, denn die Zeit bleibt nicht stehen. Aber die Themen im synodalen Weg las ich schon 1995 beim Kirchenvolksbegehren oder auch beim 5 Jahre lang dauernden Dialogprozess 2011 in Mannheim und 2013 Stuttgart. Einer Pfarrgemeinde helfen solche Diskussionen wenig, da es meist Strukturdebatten sind. Die Gläubigen hier aber fragen nach etwas ganz anderem: nach Glaubensinhalten. Sie interessiert, wie man heute seinen Glauben leben kann und was das christliche Mehr ist inmitten einer Umwelt, die auch ohne Glaube und Kirche ganz gut lebt.

 

„Nach dem Ruhestand ist vor dem Ruhestand“ Wie geht es jetzt bei Ihnen weiter? Wo wollen Sie sich ab September mit Ihren Erfahrungen einbringen? Was sind Ihre Pläne?

Prälat Möstl: Ich bin jetzt noch mit der Pfarrei beschäftigt. Ich freue mich aber auf die freie Kanonikerstelle des verstorbenen Domkapellmeister Georg Ratzinger. Ab September kann ich dann nähere Auskunft geben.
 

Herzlichen Dank, sehr verehrter Prälat Möstl, für das Gespräch!
Das Interview führte Jakob Schötz

 

2009: Auftakt der Stadtmission Regensburg

2009: Auftakt der Stadtmission Regensburg

Verabschiedung von Prälat Alois Möstl als Pfarrer von St. Wolfgang

Prälat Alois Möstl

Eindrücke aus dem Leben eines Pfarrers

Weitere Infos

Stationen im Leben von Prälat Alois Möstl

1948 geboren in Pielenhofen (Kreis Parsberg in der Opf.), aufgewachsen in Neustadt a. d. Waldnaab am St. Felixberg,

1958 bis 1967 Humanistisches Gymnasium in Weiden (heute Augustinus-Gymnasium),

1967 bis 1973 Theologiestudium an der Universität Regensburg und an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom von 1969 bis 1970, abgeschlossen mit dem Diplom in Theologie

1972 bis 1973 Pastoraljahr in Mitterfels (Hl. Geist) bei Bogen/Donau, in Mitterfels auch Diakonenweihe am 24. Februar 1973,

30. Juni 1973 Priesterweihe im Dom zu Regensburg durch Bischof Dr. Rudolf Graber,

1973 bis 1976 Kaplan in Waldmünchen, St. Stephanus, zugleich Jugendkaplan des Landkreises Cham,

1976 bis 1981 Kaplan in Roding, St. Pankratius, Jugendkaplan des Landkreises Cham,

1981 bis 1992 Pfarrer in Bogen/Donau (St. Florian), zugleich 1982 bis 1992 Dekan des Dekanates Bogenberg (Wiederwahl 1983, 1987, 1992),

seit 1982 Mitglied des Priesterrates der Diözese Regensburg,

seit 1. September 1992 zum Pfarrer in St. Wolfgang, Regensburg, von Bischof Manfred Müller ernannt,

1994 bis 2014 Stadtdekan des Dekanates Regensburg (Wiederwahl 1999, 2001, 2006, 2011),

1999 zum Monsignore ernannt (von Papst Johannes Paul II.),

2004 bis 2014 Sekretär des Priesterrates der Diözese (Wiederwahl 2009),

2004 zum Bischöflich Geistlichen Rat ernannt (von Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller),

2006 zum Prälat ernannt, Päpstlicher Ehrenprälat (von Papst Benedikt XVI.),

2010 erster Träger des Brunnenpreises von Regensburg-Kumpfmühl,

2013 zum Regionaldekan der Region Regensburg ernannt,

2017 Zum Geistl. Diözesanbeirat der Frauen- und Müttervereine der Diözese ernannt

 

 



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