Regensburg, 22. Februar 2023
Mit einem Beitrag über die ersten Christen haben wir unsere neue Reihe „Ein Blick in die Kirchengeschichte“ begonnen. Heute erfahren Sie über die Christenverfolgungen in den ersten Jahrhunderten nach Christus.
Die meisten Heiligen der Kirche aus den ersten Jahrhunderten waren Märtyrer. Sie starben während der Zeit der Christenverfolgung, weil sie sich weigerten, dem christlichen Glauben abzuschwören und den heidnischen Göttern zu opfern. Die frühe Kirche entwickelt sich unter den Bedrängnissen der grausamen Verfolgung.
Die meisten Heiligen der Kirche aus den ersten Jahrhunderten waren Märtyrer. Sie starben während der Zeit der Christenverfolgung, weil sie sich weigerten, dem christlichen Glauben abzuschwören und den heidnischen Göttern zu opfern. Die frühe Kirche entwickelt sich unter den Bedrängnissen der grausamen Verfolgung.
Der römische Staat hatte vor allem ein Problem mit den Christen: Staatsführung und Religion waren im Imperium eng verbunden. Der Kaiser wurde religiös überhöht und wurde teilweise gar selbst als göttlich verehrt. Wo Staat und Religion auf diese Weise verbunden sind, kann sich niemand nur der Religion entziehen. Er wirkt zugleich politisch suspekt, als Gegner des Staates. Das war mit Blick auf andere heidnische Religionen unproblematisch: Wer an viele Götter glaubt, muss die Götter anderer Religionen nicht ausschließen. Römischer und griechischer Götterhimmel stimmten weitgehend überein. Aber auch mit anderen heidnischen Religionen gab es keine Konflikte: Wer an mehrere Götter glaubt, kann immer akzeptieren, dass es da noch weitere Götter gibt, denen er opfern kann. Problematisch erschien jedoch das Christentum, das an nur einen Gott glaubte. Wer glaubt, dass es nur einen Gott gibt, kann eben nicht auch noch anderen Göttern oder gar dem Kaiser selbst opfern. Dieser strenge Monotheismus trifft zwar auch auf das Judentum zu; die Zahl der Juden im Reich war aber eher gering und zudem konstant – während sich das noch eher unbekannte Christentum weiterverbreitete.
Möglichkeiten, der Verfolgung zu entgehen
Der Christenverfolgung konnte man grundsätzlich auf den ersten Blick leicht entgehen: Man musste dem Christentum abschwören und den heidnischen Göttern opfern; dann wurde man nicht bestraft. Es liegt auf der Hand, dass das mit dem Gewissen der Christen nicht zu vereinbaren war. Die Gläubigen gingen mit der Situation unterschiedlich um: Einige opferten tatsächlich. Sie mögen von ihrer inneren Überzeugung Christen geblieben sein, gaben aber unter der Androhung des Todes dem Druck nach. Andere konnten Verwaltungsbeamte bestechen: Sie erhielten so eine offizielle Bescheinigung, als hätten sie geopfert, schworen in Wahrheit aber weder dem Glauben ab noch brachten sie wirklich ein Opfer dar. Andere schließlich weigerten sich, wurden gefoltert oder getötet.
Besonders grausam wütete die Verfolgung unter Kaiser Decius (249 bis 251) und ab 257 unter Kaiser Valerian. Rund 40 Jahre später begann unter Kaiser Diokletian eine letzte grausame Verfolgung, die 303 mit der Anordnung begann, alle Kirchen sollten zerstört werden. Kleriker sollten sofort hingerichtet werden. Diese Verfolgung dauerte – abermals in den verschiedenen Teilen des Reiches unterschiedlich hart – bis 311: Dann erließ Kaiser Galerius das „Toleranzedikt“, in dem er den christlichen Glauben erlaubte.
Der Beginn einer neuen Zeit: Kaiser Konstantin
Die eigentliche „Wende“ sollte sich durch die Regierungszeit Konstantins des Großen ereignen. 312 soll er vor einer entscheidenden Schlacht im Kampf gegen Maxentius, seinen Mitbewerber um die Herrschaft, ein Kreuz im Traum gesehen haben: „In hoc signum vinces“, sieht er, „in diesem Zeichen wirst du siegen“. In der Forschung ist umstritten, inwiefern sich Konstantin nun wegen eigener Überzeugung oder eher politischem Kalkül dem Christentum zuwandte. In jedem Fall aber wurde das Christentum im „Mailänder Toleranzedikt“ von 313 als gleichberechtigt mit den übrigen Religionen erklärt. 319 wurde der Sonntag gesetzlicher Feiertag. 337 starb Konstantin, nachdem er zuvor die Taufe empfangen hatte.
Damit war das Christentum binnen weniger Jahre von der verbotenen und verfolgten Religion zur tolerierten, schließlich zur bevorzugten Religion geworden. Damit ist eine neue Weiche für die Entwicklung des Christentums gestellt: Von nun an entwickelte es sich für Jahrhunderte nicht mehr unter dem Vorzeichen der Verfolgung, sondern der Kooperation mit dem Staat. Das Verhältnis zwischen Kirche und Staat sollte auch in den folgenden Jahrhunderten nicht immer einfach sein und nicht immer konfliktfrei. Plötzlich aber stand das Christentum unter einem Herrscher, der es nicht nur tolerierte, sondern sich wie Konstantin bewusst als Beschützer des Christentums verstand, ja sogar das Konzil von Nizäa (325) einberief und damit theologische Fragen forcierte.
Benedikt Bögle/ mk