Eichlberg und Schrotzhofen: Dreifaltigkeitssäulen im Bistum Regensburg
Am 7. Juni ist heuer das Dreifaltigkeitsfest, bei dem zum Ausklang der Hochfeste des Osterfestkreises die Trinität - also Gott Vater, Gott Sohn (Jesus Christus) und der Heilige Geist - im Mittelpunkt steht. Leider muss heuer an diesem Tag die traditionelle und sicherlich größte Wallfahrt im Westen des Bistums auf den Eichlberg (bei Hemau) coronabedingt ausfallen. Aber eine moderne Dreifaltigkeitsstatue vor dem Gotteshaus regt den gläubigen Betrachter das ganze Jahr über an, über die göttliche Dreieinigkeit und das Geheimnis dahinter nachzudenken.
Säulen zum Dank der Errettung von Pest, Krieg und Hunger
Pest- bzw. Dreifaltigkeitssäulen oder -statuen waren einst Sinnbilder für den Sieg über die drei damaligen Plagen: Pest, Kriege, Hunger. Aus Böhmen seien exemplarisch die Dreifaltigkeitssäulen auf dem Ringplatz in Kaaden und die in Königsberg/Eger genannt. Die größte Dreifaltigkeitsstatue Deutschlands ist wohl die "Weiße Marter bei Köttweinsdorf in der Fränkischen Schweiz bei Waischenfeld. Mit dieser können natürlich die zwei modernen Säulen auf dem Eichlberg und in Schrotzhofen nicht mithalten. Doch interessant sind bei beiden die Gedanken, die sich die jeweiligen Künstler bei der Arbeit an ihren Objekten gemacht haben. Das Kunstwerk in Schrotzhofen schuf im Sommer 1998 der in Freystadt (Landkreis Neumarkt/Opf.) lebende Künstler Franz Pröpster-Kunzel. Ein Dreivierteljahr später stellte Kunihiko Kato, ein von 1976 bis 2017 in Fürth lebender japanischer Bildhauer, seine Statue vor der Kirche in Eichlberg auf.
Initiative des damaligen Seelsorgers Pfarrer Karl-Maria Ferges
Das Dreifaltigkeitsfest ist vor allem wegen der dort bis heute bestehenden Bruderschaft für den Wallfahrtsort Eichlberg der höchste Feiertag im Jahr. Vom Samstagabend bis zum Sonntag pilgern viele tausend Gläubige zur Wallfahrtskirche, um die Dreifaltigkeit zu verehren. Seit 1999 steht als Pendant zur Mariensäule auf der rechten Seite des Haupteingangs der Wallfahrtskirche links vom Portal eine aus geschliffenem Edelgelbgranit hergestellte, knapp eine halbe Tonne schwere Trinitätsskulptur. Eine mit dem die Dreifaltigkeit symbolisierenden Dreieck versehene Säule gab es bisher schon.
Kunihiko Kato ist Träger vieler internationaler Preise. Doch wie kommt ein japanischer Künstler, der seine Wurzeln im Buddhismus hat, dazu, eine solche mannshohe Dreifaltigkeitsskulptur zu schaffen und diese vor einer Oberpfälzer Wallfahrtskirche aufzustellen? Bei einer Ausstellung in Parsberg, an der Kato im Sommer 1998 teilnahm, kam dem damaligen Seelsorger von Eichlberg, Pfarrer Karl Maria Ferges - angeregt durch die Kunstwerke vieler Bildhauer im nahen Beratzhausen - die Idee, eine Skulptur zum Thema Dreifaltigkeit her- und aufstellen zu lassen. Sie sollte das moderne Gegenstück zur bestehenden Mariensäule werden. Kunihiko Kato beschäftigte sich daraufhin mit der christlichen Religion und entwickelte den Grundgedanken der drei Elemente, die zu einem verwachsen sind. So "wächst" Katos Skulptur aus dem Findling, der aus der Region stammt und seinen Ursprung in der Eiszeit hat, teilt sich ähnlich wie eine Knospe in drei Arme, um an der Spitze wieder eins zu werden. Die Basis für die theologische Konzeption bildete die Präfation des Dreifaltigkeitsfestes. So sollten in der Skulptur die drei göttlichen Hypostasen, die Sonderheit in den Personen (Natur), die Einheit im Wesen (Wesenheit), die gleiche Fülle in der Herrlichkeit (Substanz) versinnbildlicht werden. Gedacht wurde an drei Elemente, identisch gestaltet und strukturgleich. Zudem war das Urquellhafte der Gottheit, deren Blühen und Sprossen, bestimmend für die Umsetzung. Als Sockel, der in Erinnerung an die Apokalypse (Kapitel 4, Vers 6) als mineralisch-kristalliner Hinweis auf das Paradies verstanden werden kann, wurde ein Findling aus der Region verwendet. In diesem Kontext ist aber auch an den Apostelfürsten ("Du bist Petrus, der Fels!") als Haupt der Kirche Christi zu denken.
Drei kleine Fenster der Dorfkapelle als Impuls
Nur wenige Kilometer von Eichlberg liegt das Dörfchen Schrotzhofen. Die Dorfkapelle, übrigens im Besitz des Marktes Beratzhausen, ist hier der Heiligen Helena geweiht, hat also mit der Heiligen Dreifaltigkeit nichts zu tun. Beim Beratzhausener Bildhauersymposium im Sommer 1998 wollte Franz Pröbster-Kunzel in einem Dorf der Gemeinde Beratzhausen ein Kunstwerk schaffen, weshalb er die Gotteshäuser in den Ortsteilen unter die Lupe nahm. Beim ersten Lokaltermin in Schrotzhofen entdeckte er, dass die Dorfkapelle auf ihrer Stirnseite exakt drei kleine Fester aufweist. Darin sah Pröbster-Kunzel ein Symbol für die Dreifaltigkeit. So war die Idee zur Schaffung einer Dreifaltigkeitssäule geboren. Auch wenn sich mancher Dorfbewohner nach der Vollendung das Kunstwerk etwas größer vorgestellt hätte - Pröbster-Kunzel erklärt, warum die Dreifaltigkeitssäule gerade so und nicht anders gestaltet wurde:
"Die drei Punkte, das Dreieck und die Ellipsen der Dreifaltigkeitssäule korrespondieren exakt mit den drei Fenstern in der Kirche. Es ist dieselbe Anordnung." Zwischen den drei Säulen liegen 20 Steine aufeinander gestapelt: ein Stein für jede Familie des Dorfes. Selbst wenn eine Familie wegzieht oder eine andere neu zuzieht, an der Säule wird nichts verändert, sie soll den Zustand zum Entstehungszeitpunkt widerspiegeln. Dies ist auch in der Kirchenchronik festgehalten. Während in Großstädten solche Kunstwerke in der Anonymität untergehen, schätzt Pröbster-Kunzel die nötige Überzeugungsarbeit auf dem Lande. Er erinnert an die Aussage einer damals betagten Dorfbewohnerin, die sich für ihn und seine Vorstellungen einsetzte, als ein paar Schrotzhofener meinten, noch zusätzlich ein Kreuzsymbol in die Säule einzuarbeiten. Begeistert zitiert er die Bäuerin: "Mir kinna doch doa koa Kreiz neimacha, mir macha doch dem Mo alles kaputt!"
Text und Fotos: Markus Bauer