Echter Heiliger oder Weihnachtsmann? Zwei unterschiedliche Paar Stiefel
Nikolaus von Myra
Am 6. Dezember gedenkt die Kirche des heiligen Nikolaus. Gemeint ist damit höchstwahrscheinlich der Bischof von Myra, der Ende des dritten und Anfang des vierten Jahrhunderts in Lykien lebte und wirkte, auch wenn nachweislich mehrere Quellen und Bischöfe des gleichen Namens in den Legenden zusammengefasst und vermischt wurden. Das Grab des Nikolaus kann noch heute in der Nikolauskirche im italienischen Bari, verehrt werden. Ausgrabungen haben ergeben, stammen die dort unter dem Altar beigesetzten Reliquien tatsächlich von einem Mann aus dem vierten Jahrhundert, dessen Grab zunächst in Myra lag, dann durch Kaufleute nach Bari umgesiedelt wurde.
Bischofsinsignien
Nikolaus oder Weihnachtsmann? Die kleinen Weißbärte mit Mütze und rotem Umhang grüßen schon seit Wochen aus dem Einkaufsregal. Als Bischof ist der heilige Nikolaus zuallererst an seinen Insignien zu erkennen. Die Kathedra, der Stuhl des Bischofs, galt bereits zu Lebzeiten des Nikolaus von Myra als Ausweis des Bischofsamtes. Hinzu kamen später Bischofsring, Stab, Brustkreuz und Bischofsmütze. Oft wird der Nikolaus zusätzlich mit Evangeliar, drei goldenen Kugeln oder auch mit Kindern dargestellt.
3 Kugeln
Die drei Kugeln sind der Legende von der „Ausstattung der drei verarmten Jungfrauen“ entlehnt. Um standesgemäß verheiratet zu werden, bedürfen die drei Töchter einer Mitgift. Der mittellose Vater sorgt sich sehr und befürchtet, seine Töchter in die Prostitution geben zu müssen. Als Nikolaus davon erfährt, legt er des Nachts drei Kugeln aus Gold zu den Mädchen und ermöglicht so die Heirat der jungen Frauen. Diese Geschichte bildet die Grundlage für unser heutiges Bild eines schenkenden Nikolaus.
Kinder
Die dem Bischof häufig beigestellten Kinder haben sich in der westlichen Tradition im Laufe der Zeit aus der Legende der „Auferweckung der drei getöteten Schüler“ entwickelt: Drei junge Männer machen sich auf den Weg, um in Athen ein Studium aufzunehmen. Ihre Reise stellen sie unter den Schutz des heiligen Nikolaus. Als sie, müde von dem weiten Weg, in einer Gaststätte übernachten, zerstückelt der Wirt die drei Knaben und steckt ihre abgehackten Glieder in ein Pökelfass. Nikolaus betet für sie und so geschieht es, dass Engel erscheinen und die jungen Männer wieder zum Leben erweckt werden. In ikonographischen Darstellungen zeigt sich die Tendenz, die Studenten oder Schüler immer jünger werden zu lassen, sogar bis hin zu drei Säuglingen. Oft halten die Kinder auch Äpfel in den Händen, die die drei Goldkugeln symbolisieren. So schließt sich der Kreis zwischen den einzelnen Legenden.
Die Schoko-Nikoläuse tragen nicht immer alle Insignien und Attribute bei sich. Auf den meisten Darstellungen lassen sich aber wohl Mitra und Hirtenstab finden. Häufig sind auch Kinder mit Äpfeln dem Bischof beigestellt. Ein genauer Blick auf die roten Männchen in den Regalen lohnt sich deshalb auf jeden Fall: Vielleicht versteckt sich ja unter all den Weihnachtsmännern doch auch ein echter Nikolaus!