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Durch das Kirchenjahr: Petrus und die große Liebe

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… mit Benedikt:

 

Dritter Sonntag der Osterzeit – Johannes 21,1-19

„Liebst du mich?“ ist wohl eine der wesentlichsten Fragen unseres Lebens. Vielleicht sogar die wichtigste. „Liebst du mich?“ kann den Weg in ein neues Leben ermöglichen. Es ist diese eine Frage, die wir unserem Gegenüber stellen wollen und diese eine Frage, auf deren Antwort wir uns immer unbedingt verlassen müssen. Beweisen können wir Liebe nicht.

Auch Jesus stellt im Evangelium dieses Sonntags jene Frage an Petrus: „Liebst du mich?“ Und er stellt sie drei Mal, direkt nacheinander. Die Jünger waren auf dem See Genezareth fischen gewesen, plötzlich steht Jesus am Ufer. Er isst mit seinen Jüngern – und kommt dann ins Gespräch mit Petrus. „Liebst du mich?“ Petrus antwortet jedes Mal mit „ja“. Beim dritten Mal aber ist er doch traurig. Er interpretiert das wiederholte Nachfragen seines Herrn als Zweifel. Jesus glaubt ihm nicht, er nimmt ihm diese Liebe nicht wirklich ab. Und das wäre ja doch irgendwie verständlich. Es dürfte wohl kein Zufall sein, dass der Herr diese Frage genau dreimal stellte. Dreimal auch hatte Petrus Jesus verleugnet, als er gefangengenommen und verhört wurde.

Dem dreimaligen „Ich kenne ihn nicht“ kann Petrus jetzt seine dreimalige Liebesbekundung entgegenstellen. Das heißt aber doch: Petrus bekommt eine zweite Chance. Jesus ermöglicht es dem Petrus, jeder der Verleugnungen ein Liebesbekenntnis entgegenzusetzen. Er hat diesen Apostel nicht abgeschrieben, auch wenn er wohl jedes Recht dazu gehabt hätte. Dem gefallenen Apostel wird wieder aufgeholfen. Er muss seine Liebe nicht einmal unter Beweis stellen: Jesus will es schlicht von ihm hören, aus seinem Mund. Große Taten erwartet er nicht.

Die dreimalige Frage kann aber vielleicht auch ganz einfach bedeuten, dass Jesus es wirklich wissen möchte. Er meinte diese Frage nicht symbolisch, sondern stellt sie sich und dem Petrus ganz ernsthaft: „Liebst du mich?“

Antwort ungewiss. So wichtig ist dem Herrn diese Antwort, dass er nicht lockerlässt, nachbohrt, immer weiter fragt – bis zur Unerträglichkeit, die den Petrus sogar traurig stimmt.

„Gott liebt die Menschen“ ist ein Satz, den wir oft hören und vielleicht noch öfter selbst sagen. Er stimmt ja auch. Aber Liebe hat doch immer eine Konsequenz: Abhängigkeit. Wer liebt, macht sich abhängig von einem anderen und seiner Liebe; abhängig auch von der Möglichkeit, diese Liebe könnte nicht erwidert werden. Jesus begibt sich in diesem Augenblick in diese Abhängigkeit. Er stellt dem Apostel Petrus diese eine existenzielle Frage: „Liebst du mich?“

Der kurze Dialog der beiden zeigt, wie ernst es Gott mit den Menschen ist. Er hat seine Schöpfung nicht in die Ungewissheit entlassen, sondern bleibt auf der Seite der Menschen. Diese Botschaft wirkt manchmal unglaublich, wenn wir in die Augen der leidenden Menschen dieser Erde blicken und die Frage stellen, wieso Gott nicht auf ihrer Seite steht, und wenn doch, warum wir es nicht merken. Aber trotzdem: Dieser Gott liebt die Menschen. Er steigt ihnen sogar nach, wie der im Gleichnis beschriebene Hirte, der alles stehen und liegen lässt, um sein verlorenes Schaf zu suchen und zu finden. „Liebst du mich?“ ist die Frage eines liebenden Gottes.



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