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Durch das Kirchenjahr: O glückliche Schuld

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… mit Benedikt

Ostern – Exsultet

Sünde und Schuld bedrücken den Menschen. Fehler vergiften das Miteinander der Menschen – und sie vergiften das Verhältnis des Menschen zu sich selbst, zu Gott. Vierzig Tage lang haben wir uns darauf konzentriert; auf die Fehler im Leben geschaut, auf die Sünde, auf die Schuld. All das geschah in Vorbereitung auf das Osterfest, dem christlichen Fest überhaupt, dem Fest der Liebe und des Lebens. Ostern zeigt: Der Tod ist in dieser Welt nur das Vorletzte; letzte Macht darf er nicht haben. Der am Kreuz gestorbene Herr hat dem Tod die Macht genommen. „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ jubelt der Apostel Paulus (Erster Korintherbrief 15,55).

 

Ein Jubellied zur Lichtfeier

Ein weiteres Jubellied auf die Auferstehung steht gleich am Beginn der Liturgie in der Osternacht. Der Diakon oder der Priester verkündet im Angesicht der frisch entzündeten Osterkerze das „Osterlob“, das entsprechend seinem lateinischen Beginn auch „Exsultet“ heißt. Es stammt aus dem bereits in der Antike schon gefeierten Lichtritus, der besonders für die Liturgie in Jerusalem wichtig war: Beim abendlichen Stundengebet war in der Liturgie von Jerusalem immer eine Lichtfeier vorgesehen. Für die Osternacht aber bekam diese eine ganz besondere Rolle. In verschiedenen Gebieten Europas entwickelten sich Texte, die das Licht der Osterkerze besungen – und in diesem Licht Christus selbst gegenwärtig sahen. Für dieses Lob sind unterschiedliche Texte erhalten, sie stammen aus Rom, Padua, dem Gebiet des heutigen Frankreichs oder aus Spanien.

Das „Exsultet“, das bis heute in der katholischen Kirche gesungen wird, stammt aus der gallikanischen Liturgie, aus Südgallien, vielleicht auch aus Norditalien. Verfasst wurde es wohl im vierten oder fünften Jahrhundert nach Christus. Stilistisch ähnelt es von seinem Aufbau her und auch von der bis heute genutzten Melodie an ein Hochgebet. Der Text bringt in einer besonders dichten Form die christliche Theologie des Osterfestes zum Ausdruck und vereint Aspekte aus dem Alten und aus dem Neuen Testament.

 

Unfassbare Liebe, glückliche Schuld

Das Osterlob jubelt: „O unfassbare Liebe des Vaters: Um den Knecht zu erlösen, gabst du den Sohn dahin! O wahrhaft heilbringende Sünde des Adam, du wurdest uns zum Segen, da Christi Tod dich vernichtet hat. O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du gefunden!“ Die Botschaft ist unfassbar: Christus hat den Tod überwunden – und damit zugleich auch den Tod für alle anderen Menschen überwunden. Was mit Jesus im Grab geschah, war kein singuläres, vielleicht noch so außergewöhnliches Ereignis: Jesu Auferstehung hat auch etwas am Schicksal der Menschheit geändert.

Ostern ist nicht nur der Sieg über den Tod, sondern auch der Sieg über die Sünde. So sehr wir durch die Auferstehung Jesu wissen, dass unser Los nicht der ewige Tod sein wird, so sehr dürfen wir sicher sein, dass auch die Sünde nicht das letzte Wort haben wird. Wenn Jesus Christus als Erweis seiner Liebe zu den Menschen den Weg nach Golgatha, den Weg ans Kreuz geht – was könnte da noch zwischen Gott und Mensch stehen? Das Exsultet formuliert: „Der Glanz dieser heiligen Nacht nimmt den Frevel hinweg, reinigt von Schuld, gibt den Sündern die Unschuld, den Trauernden Freude. Weit vertreibt sie den Hass, sie reinigt die Herzen und beugt die Gewalten.“

Aus dieser Warte heraus dürfen Christen ehrlich auf ihre Schuld und Sünde blicken. Sie wissen: Diese Sünde hat einen Erlöser gefunden. Sie wurde überwunden am Kreuz. Deshalb soll, so das Exsultet, die ganze Erde lobsingen, die ganze Kirche sich freuen. Sie darf einstimmen in den Gesang aller Gläubigen: Christus ist auferstanden – er ist wahrhaft auferstanden!



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