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Durch das Kirchenjahr: Jesus und die Tischordnung

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… mit Benedikt:

22. Sonntag im Jahreskreis – Lukas 14,1.7-14

Tischordnungen können eine schwierige Angelegenheit sein: Welche Gäste platziert man am besten nebeneinander? Wer kann mit wem, wer wird sich mit wem gut verstehen? Gleichzeitig sind sie auch eine große Entlastung: Jeder Gast weiß direkt, wohin er sich setzen soll und ein langwieriges Aussuchen und Tauschen von Plätzen wird so verhindert. Mit Tischordnungen ist man meist gut beraten. Ein Rat, den ein „führender Pharisäer“ (14,1), bei dem Jesus zu Gast war, offensichtlich nicht beherzigt hat.

Begegnet Jesus den Pharisäern, wird es im Evangelium meistens spannend: Regelmäßig haben sie eine List auf Lager, um Jesus in Erklärungsnöte zu bringen. So auch im Abschnitt, den wir an diesem Sonntag in der Messfeier hören: Jesus ist bei einem Pharisäer am Sabbat zum Essen eingeladen. Eine gute Möglichkeit, einen kleinen oder großen Fehler zu begehen. Zunächst – diese Stelle lässt der Ausschnitt dieses Sonntags aus – wird ein kranker Mann zu Jesus gebracht. Er leidet an Wassersucht und wird von den Pharisäern direkt zum Objekt ihres Trachtens gemacht. Denn am Sabbat ist eigentlich jede Arbeit verboten, auch das Heilen eines Kranken könnte darunterfallen. Wie wird Jesus auf dieses Dilemma reagieren, wie wird er sich zwischen dem Arbeitsverbot und der Heilung entscheiden? Er wischt die Bedenken zur Seite und heilt den Mann.

Jetzt soll das eigentliche Mahl beginnen. Und Jesus macht eine Beobachtung: Alle Gäste wollen sich einen möglichst guten Platz an der Tafel sichern. Jeder will möglichst nahe am Gastgeber sitzen, von allen anderen gesehen werden und alle anderen sehen. Man muss sich das einmal vorstellen: Angenommen, Sie sind zu einem Abendessen eingeladen. Jesus ist auch da und heilt einen Menschen – anschließend haben Sie nichts Besseres zu tun, als dafür Sorge zu tragen, den möglichst besten Platz am Esstisch zu ergattern. Jesus nutzt diese absurde Situation, um ein Gleichnis zu erzählen; ja, eigentlich muss er das Gleichnis gar nicht erzählen, die Gäste selbst und ihr Verhalten sind das „Gleichnis“.

Jesus sagt: Wie peinlich kann es werden, wenn man sich bei einer Hochzeit den besten Platz sichert, plötzlich aber erkennen muss, dass der einem anderen zusteht? Man sitzt schon, hat vielleicht schon aus dem Weinglas getrunken, die Serviette genommen und muss nun wieder weichen, weil der Platz nicht angemessen und ein Gast anwesend war, der ein stärkeres Anrecht auf diesen besonderen Sitzplatz hatte. „Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen“, sagt Jesus dazu nur (14,9).

Jesus hat einen Tipp parat: Man soll doch einfach immer den untersten Platz einnehmen, dann kann überhaupt nichts passieren. Im schlimmsten Fall bleibt man den Abend über auf dem schlechten Platz sitzen, muss aber nicht beschämt weiterziehen. Im besten Fall aber kommt, so führt Jesus weiter aus, der Gastgeber selbst und weist den besseren, würdigeren, angemesseneren Platz zu. Das Fazit des Herrn: „Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“



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