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Durch das Kirchenjahr: In der Welt

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… mit Benedikt

Siebter Sonntag der Osterzeit – Johannes 17,1-11a

 

Unterschiedlicher als im Evangelium des Sonntags könnte man einen Begriff wohl nicht mehr benutzen: Mehrfach ist in diesem Abschnitt aus den Abschiedsreden Jesu im Johannesevangelium von der „Welt“ der Rede. Jesus wendet sich direkt an den Vater und bittet um seine Verherrlichung. Er sagt: „Jetzt verherrliche du mich, Vater, bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war!“ (17,5)

Vor der Welt, das heißt: Bevor Gott die Welt erschaffen hat. Was hier anklingt, ist positiv. Am Anfang hat Gott die Welt erschaffen und er schloss sein Schöpfungswerk mit der Feststellung, dass es gut war. Diese Welt ist von Gott gewollt und damit ist sie gut.

Jesus schließt ein zweites Gebet an, indem er nun nicht mehr für sich selbst, sondern für die Seinen bittet. Und er sagt: „Für sie bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir.“ (17,9) Schroffer könnte sich Jesus dieser Welt gar nicht mehr entgegenstellen als mit der Feststellung, er wolle nicht für sie bitten – nur für die Seinen, die zu ihm und also auch zum Vater gehören. Ein ganz anderes Verständnis dieser Welt spiegelt sich hier wider: Die Welt wird verstanden als der Ort der Dunkelheit, des Todes und der Sünde; als der Ort, der Jesus ablehnt, der ihm und seiner Botschaft nicht glauben möchte.

In gewisser Weise spüren wir dieses etwas widersprüchliche Verhältnis ja auch in unserem Glauben. Die Kirche positioniert sich positiv zu dieser Welt. Das Zweite Vatikanische Konzil hat das in besonderer Weise in seiner Konstitution „Gaudium et spes“ getan. Die Welt wird da verstanden als menschlicher Ort, an dem sich Hoffnung und Freude, Trauer und Angst der Menschen ereignen. Welt ist der Ort, den Kirche im Sinne des Reiches Gottes gestalten möchte und muss; der Ort, der beileibe nicht perfekt ist, aber durch unser Wirken wenigstens ein klein wenig besser werden kann.

Gleichzeitig dürfen wir aber auch nicht in dieser Welt stehenbleiben. Die Kirche zeigt auf den, der größer ist als diese Welt. Sie will auf den Herrn zeigen, der diese unvollkommene Welt am Ende heilen möchte. Indem wir auf Gott zeigen, sagen wir: Diese Welt ist nicht alles, sie ist nicht das letzte Ziel, der Sinn des Lebens erschöpft sich nicht in ihr.

Manchmal scheint es mir zum Balance-Akt zu werden, in dieser Welt zu wirken und doch nicht in ihr aufzugehen. Ein erster Schritt ist es sicherlich, auf das Wort Gottes zu schauen und auf seine Stimme zu hören – und zu sehen: Gott liebt diese Welt und so darf uns das Schicksal dieser Welt niemals gleichgültig werden. Wir Christen leben in dieser Welt. Aber unser Glaube eröffnet uns gleichzeitig den Blick auf den Vater und damit die Gewissheit: Diese Welt hat nicht das letzte Wort. Weder Leid noch Trauer noch Hass und Verachtung – sondern die grenzenlose Liebe des Vaters, vom dem Jesus Christus Kunde gebracht hat.



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