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Durch das Kirchenjahr: Geh!

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… mit Benedikt:

Zweiter Fastensonntag A – Genesis 12,1-4a

Würde man die Bibel chronologisch lesen, vom Anfang bis zum Ende, ohne jemals etwas von den großen und kleinen biblischen Persönlichkeiten gehört zu haben, wäre man wohl mehr als einmal erstaunt – etwa bei der ersten Lesung dieses Sonntags. Da gibt es beispielsweise Abraham. Wir wissen eigentlich noch nichts von ihm, gerade einmal sein Stammbaum ist erwähnt, dass er mit seiner Frau keine Kinder bekommen kann und wo sie wohnen. Und dann setzt die Lesung dieses Sonntags mit einer Rede Gottes an Abraham ein: „Geh fort aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde!“ (Genesis 12,1)

Wir wissen nicht, wie Abraham diese Stimme vernehmen konnte und wie er sie als die Stimme Gottes zu identifizieren vermochte. Wir wissen nicht, welches das Land sein würde, das Gott dem Abraham zeigen wollte. Was wir nur wissen, ist, dass Abraham dem Folge leistet. Er folgt Gott in ein fremdes Land. Was folgt, ist die Geschichte des großen Erzvaters Abraham. Eine Geschichte, die nicht immer rosig verläuft. Eine große Hungersnot etwa zwingt Abraham zur Flucht nach Ägypten. Es folgt auch die Aufforderung Gottes an Abraham, seinen Sohn Isaak zu opfern – wenngleich dieser Befehl am Ende doch nicht umgesetzt werden soll.

Abraham hört das Wort Gottes und schenkt ihm Glauben. Er hört eine ebenso einfache wie vollkommen unklare Anweisung, die ihn zum Flüchtling in fremden Landen machen sollte. Aber er hat den großen Schritt im Vertrauen auf Gott gewagt – auf einen Gott, der ihn gerufen hat und der auch uns alle ruft. In der zweiten Lesung dieses Sonntags aus dem Zweiten Timotheusbrief heißt es, Gott habe uns „mit einem heiligen Ruf gerufen, nicht aufgrund unserer Taten, sondern aus eigenem Entschluss und aus Gnade“ (2 Tim 1,9).

Als Glaubende sind wir zuerst immer Gerufene, von Gott Berufene. Den Ruf Gottes zu hören, mag in der Realität dabei zugegebenermaßen etwas schwerer sein, als das bei der Berufung Abrahams der Fall war. Grundsätzlich aber ergeht der Ruf des Herrn auch an uns, geht dieser Ruf auch uns etwas an. Und ja: Dieser Ruf muss nicht immer nur bequeme Konsequenzen haben. Wer konsequent nach Gott fragt, wird auch sein Leben kritisch beleuchten müssen, wird prüfen müssen, wie er denkt und wie er spricht, wie er handelt und was er unterlässt. Das mag kein so großer Schritt sein, wie das eigene Land zu verlassen, unterschätzen sollte man es aber sicherlich auch nicht.

Dafür begehen wir die Fastenzeit: Um wieder neu auf den Ruf des Herrn zu hören, nach dem Willen Gottes zu suchen – für jeden einzelnen wie für die ganze Kirche. Dafür aber verspricht der Herr uns, wie er es schon Abraham verheißen hatte, seinen Segen: „Ich werde dich segnen“ (Genesis 12,2). Und der Schreiber des zweiten Timotheusbriefes stellt seine Zusage der Berufung durch Gott unter das Licht des auferstandenen Herrn: „Er hat den Tod vernichtet und uns das Licht des unvergänglichen Lebens gebracht durch das Evangelium“ (2 Tim 1,10).



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