Durch das Kirchenjahr: Eine neue Freiheit

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… mit Benedikt

Dritter Fastensonntag B – Exodus 20,1-3.7-8.12-17

„In jenen Tagen 1sprach Gott auf dem Sinai alle diese Worte: 2Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. 3Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. 7Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht. 8Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! 12Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der HERR, dein Gott dir gibt! 13Du sollst nicht töten. 14Du sollst nicht die Ehe brechen. 15Du sollst nicht stehlen. 16Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen. 17Du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren. Du sollst nicht die Frau deines Nächsten begehren, nicht seinen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind oder seinen Esel oder irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.“

Exodus 20,1-3.7-8.12-17

 

Wer mag schon Vorschriften? Vorschriften sind unangenehm. Wir können viele Vorschriften sicherlich grundsätzlich nachvollziehen – etwa, dass Steuern gezahlt werden müssen oder Verkehrsschilder wichtig sind. Und doch scheinen Vorschriften unsere Freiheit einzuschränken. Sie sagen: „Du darfst dies oder jenes nicht tun.“ Zusätzlich legen sie eine Sanktion fest, sollte eine Regelung doch übertreten werden. Und so wirkt es auf den ersten Blick ja auch mit den zehn Geboten, die Gott durch Mose seinem Volk Israel gibt. Diese zehn Gebote stellen nun kein ausdifferenziertes Rechtssystem dar; vielmehr handelt es sich um das unabdingbare Mindestmaß zu beachtender Regeln, die für ein gesellschaftliches Miteinander von enormer Bedeutung sind – so also etwa ein grundsätzlicher Respekt vor dem Eigentum anderer.

Gott führt diese von ihm gegebenen Gebote mit einer Feststellung ein: „Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.“ Gott beginnt nicht einfach so mit dem Diktat der folgenden Gesetze; dieser Satz ist also wichtig. Gott hat das Volk Israel – sein geliebtes und auserwähltes Volk – aus der Sklaverei Ägyptens geführt. Gott also hat seinem Volk Freiheit ermöglicht; er hat der Knechtschaft ein Ende bereitet. Die neue Freiheit Israels aber will gestaltet sein. Wenn ein jeder seine Freiheit ohne Rücksicht auf andere auslebt, droht der Freiheitsraum anderer beschränkt zu werden. Es braucht auch in freiheitlichen Gesellschaftsordnungen Regeln. Die Gesetze unserer Bundesrepublik Deutschland sind ein Beispiel dafür.

Aber noch ein anderes ist am Einleitungssatz zu den zehn Geboten wichtig: Gott stellt dem Imperativ an das Volk Gottes den Indikativ seines Heiles voran. Dem „du sollst“ geht bereits ein „ich habe“ Gottes voraus. „Du sollst“, sagt Gott seinem Volk. Aber er sagt eben auch: „Ich habe dich aus dem Land Ägypten geführt.“ Die Einhaltung der Gebote Gottes ist dabei nicht so etwas wie eine Entlohnung für diese neue Freiheit. Vielmehr geht jedem Gebot Gottes seine grenzenlose Liebe voraus. Noch bevor Israel überhaupt zu haltende Gebote hatte, hat Gott bereits heilvoll an ihm gehandelt. Der Satz sollte gerade auch in der Fastenzeit Erinnerung sein: Gott hat zuerst an uns gehandelt. Vor allen Regeln und vor aller Übertretung dieser Regeln durch die Menschheit steht ein grundsätzliches „Ja“ Gottes zu den Menschen.



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