Durch das Kirchenjahr: Ein Retter in der Not
… mit Benedikt
Weihnachten - Lukas 2,1-14
„1Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen. 2Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirínius Statthalter von Syrien. 3Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. 4So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt, denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. 5Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. 6Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, 7und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. (…)“
Lukas 2,1-7
Jesus wurde in Betlehem geboren, als Augustus Kaiser war. Es geht dem Evangelisten hier nicht um eine ganz genaue Zeitangabe. Er sagt: Was in Betlehem in Judäa geschehen ist, hängt mit dem großen Lauf der Weltgeschichte zusammen. Was sich in diesem kleinen Dorf ereignete, hat den Lauf der Geschichte verändert, und zwar mehr noch als dies die bedeutende Regentschaft des Augustus tat, mehr noch als es irgendein Statthalter hätte bewirken können. Mit der Geburt Jesu von Nazaret ist mehr geschehen, als die Umstände seiner Geburt könnten vermuten lassen. So ärmlich auch der Ort der Geburt, der Stall oder die Höhle, gewesen sein mag, so ist hier doch einer geboren, der den Kaiser Augustus noch zu überstrahlen vermag.
Die Geburt Jesu hängt mit dem Verlauf der Weltgeschichte zusammen. Die Engel werden später den Hirten verkünden, es sei der „Retter geboren“ (Lukas 2,11). Diese Botschaft muss den Weg hinausfinden in die Welt, der diese Botschaft eigentlich zugesagt ist: In Jesus Christus ist dieser Welt ein Retter geboren. Diese Botschaft ist wie Sprengstoff für unsere Welt. Und diese Welt braucht einen Retter – dringend.
Gerade das vergangene Jahr, das für so viele von uns so anders verlief als eigentlich gedacht, hat das gezeigt. Wie viele Menschen sind weltweit dem Virus erlegen, wie viele trauern um einen geliebten Angehörigen. Wie viele haben den Arbeitsplatz verloren oder müssen damit rechnen, ihn in den kommenden Wochen und Monaten noch zu verlieren – wie viele wissen nicht, wie sie ihre Familie künftig ernähren sollen. Diesen Menschen ist in der heiligen Weihnachtsnacht der Retter geboren.
Wir wissen zwar, dass auch die Geburt Jesu nicht alles Leid der Welt getilgt hat. Die ärmlichen Hirten kamen als erste zur Krippe, den neugeborenen König zu verehren – doch sie verließen diese Krippe immer noch als arme Hirten. Die Geburt Jesu hat das Leid der Welt nicht auf einen Schlag beendet und sie wird es auch dieses Jahr am Weihnachtsfest nicht tun. Was Weihnachten jedoch zeigt, ist die radikale Liebe unseres Gottes. Sein Sohn wird Mensch und scheut dabei auch die ärmlichsten Umstände der Geburt von Bethlehem nicht. Dieser Gott teilt menschliches Schicksal. Dieser Gott teilt das Schicksal von Krankheit und Tod. Dieser Gott verheißt aber auch eine andere Zukunft, ein blühendes Leben. In Jesus ist der Welt wahrhaftig ein Retter geboren. Damals, als Augustus Kaiser war, und auch heute, da wir uns in unseren Kirchen versammeln, um diese Geburt abermals zu feiern.