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Durch das Kirchenjahr: Die Würde am Kreuz

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… mit Benedikt

Vierter Fastensonntag B – Johannes 3,14-21

„In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus: 14Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, 15damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat. 16Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. 17Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. 18Wer an mich glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat. 19Denn darin besteht das Gericht: Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. 20Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. 21Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.“

Johannes 3,14-21

Jemanden oder etwas zu „erhöhen“ ist eigentlich eine Ehrenbezeugung. In diesem Sinne wird das Wort etwa auch im Philipperbrief genutzt, wenn es dort über Jesus heißt: „Darum hat ihn Gott über alle erhöht“ (Phil 2,9). Der Apostel Paulus spricht im sogenannten Philipperhymnus (Phil 2,5-11) davon, Jesus Christus habe sich selbst erniedrigt, bis hin zum Tod am Kreuz. Darauf aber folgt die Erhöhung in der Auferstehung. Das Johannesevangelium sieht das ähnlich und zugleich auch anders: Hier ist schon der am Kreuz hängende Jesus der „erhöhte“, wie es im Evangelium dieses Sonntags heißt. Für uns erscheint das unverständlich. Der Tod am Kreuz gehörte zu den grausamsten Todesarten der Antike. Der Gequälte stirbt ganz langsam, erstickt, wenn seine Muskeln nicht mehr die Kraft haben, den Oberkörper aufzurichten. Der Gequälte stirbt sozusagen am eigenen Gewicht.

Die Kreuzigung ist eine Schande. Sie ist schweren Verbrechern vorbehalten. Wie also kann die Kreuzigung Jesu eine „Erhöhung“ darstellen? Wie kann Jesus selbst, wie kann auch der Evangelist dies noch als etwas derart Würdevolles verstehen? Jesus selbst gibt die Antwort: Die Erhöhung am Kreuz ist Ausdruck der grenzenlosen Liebe Gottes, die nicht einmal davor zurückschreckt, den „einzigen Sohn“ hinzugeben für das Heil der Welt. Das Kreuz ist der Ort, an dem Gott sein Wesen offenbart. Und wiederum mag uns das unvorstellbar erscheinen. Sollte Gott sein Wesen nicht mit Stärke und Macht offenbaren? Wieso wählt Gott die unendliche Schwäche am Kreuz?

Gott liebt seine Menschen. „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab“, heißt es im Evangelium dieses Sonntags. „Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zu Vollendung“, heißt es über Jesus bei der Fußwaschung (Joh 13,1). Das Kreuz ist der Ort, an dem sich derartige Formulierungen bewahrheiten. Ja, wirklich: Wenn Gott selbst das Kreuz, selbst diese „Erhöhung“ nicht scheut, kann größeres über seine Liebe nicht mehr gesagt sein. So sehr das Kreuz daher zunächst ein „Ärgernis“ war (vgl. 1 Kor 1,23), so sehr war es den Christen von Anfang an Zeichen der unendlichen Liebe Gottes.



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