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Durch das Kirchenjahr: Der Blog zum Sonntagsevangelium

Vom Saulus zum Paulus

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Regensburg, 27. April 2024

Die Lesung für morgen, den fünften Sonntag in der Osterzeit, kommt aus der Apostelgeschichte. Sie steht im neunten Kapitel, dort sind es die Verse 26 bis 31. Es geht um Saulus, der sich gewandelt hatte. Der zum Paulus geworden war und in Jerusalem im Namen Jesu predigte. Das brachte ihn in Lebensgefahr. Der heutige Text handelt davon, wie die Jünger Jesu Paulus retten, indem sie ihn nach Tarsus bringen. Das Bild stellt eine Ansicht der Stadt Tarsus aus dem 19. Jahrhundert dar, aber die Geschichte des Paulus ist aktueller denn je. Der Blog zum Sonntagsevangelium.

Fünfter Sonntag der Osterzeit B – Apostelgeschichte 9, 26 – 31

„In jenen Tagen, 26als Saulus nach Jerusalem kam, versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen. Aber alle fürchteten sich vor ihm, weil sie nicht glaubten, dass er ein Jünger war. 27Barnabas jedoch nahm sich seiner an und brachte ihn zu den Aposteln. Er berichtete ihnen, wie Saulus auf dem Weg den Herrn gesehen habe und dass dieser zu ihm gesprochen habe und wie er in Damaskus freimütig im Namen Jesu aufgetreten sei. 28So ging er bei ihnen in Jerusalem ein und aus, trat freimütig im Namen des Herrn auf 29und führte auch Streitgespräche mit den Hellenisten. Diese aber planten, ihn zu töten. 30Als die Brüder das erkannten, brachten sie ihn nach Cäsarea hinab und schickten ihn von dort nach Tarsus. 31Die Kirche in ganz Judäa, Galiläa und Samarien hatte nun Frieden; sie wurde gefestigt und lebte in der Furcht des Herrn. Und sie wuchs durch die Hilfe des Heiligen Geistes.“

Nach den Abschnitten aus der Apostelgeschichte an den vergangenen Sonntagen der Osterzeit tritt nun ein neuer Protagonist auf, der das Geschick der Kirche maßgeblich lenken sollte: Saulus, uns besser bekannt als Paulus. Die Kirche ist wahrhaft nicht arm an wunderbaren Bekehrungsgeschichten; die des Völkerapostels Paulus dürfte aber zu den bahnbrechendsten Bekehrungen der Christenheit gehören. Seinen ersten großen Auftritt innerhalb der Apostelgeschichte hat Paulus, als Stephanus wegen seines Bekenntnisses zum Auferstandenen als erster Märtyrer sein Leben geben muss: „Saulus aber war mit seiner Ermordung einverstanden“, notiert die Apostelgeschichte (Apg 8,1).

Von da an war da Ziel des Mannes klar: „Saulus aber versuchte, die Kirche zu vernichten; er drang in die Häuser ein, schleppte Männer und Frauen fort und lieferte sie ins Gefängnis ein.“ (Apg 8,3). Paulus also ist nicht nur einfach ein Gegner des Christentums; er ist sein erklärter Feind, der vor den übelsten Taten nicht zurückschreckte. Mit „Drohung und Mord“ wütete er gegen die noch junge Kirche (Apg 9,1). Dann aber wendet sich da Schicksal. Paulus ist auf dem Weg nach Damaskus, um auch dort Jagd auf die Christen zu machen. Auf dem Weg in die Stadt aber erscheint ihm der Auferstandene; Paulus fällt vom Pferd und hört die Stimme des Herrn (vgl. Apg 9,1-9). In Damaskus wird er getauft, muss aber zum ersten Mal fliehen, weil ihm der Tod droht. Hier nun setzt der Abschnitt dieses Sonntags ein. Paulus geht nach Jerusalem, wo die christliche Gemeinde – verständlicherweise – Furcht hat; sie mussten ihn doch als ihren schlimmsten Verfolger betrachten.

Zwei bedeutende Aspekte offenbart die Berufung des Apostels. Der Herr sucht sich das nach unseren Maßstäben mit Sicherheit fernliegendste Gefäß für seine Botschaft aus. Das große Verdienst des Paulus ist es, den Glauben an Christus zu den heidnischen Völkern gebracht zu haben; von daher hat er seinen Beinamen als „Völkerapostel“. Er erkennt, dass sich das Wort Jesu an alle Welt richtet und trägt das Evangelium auch zu den Heiden. Die Gnade Gottes ist so groß, dass er dem Mörder nicht nur vergibt, sondern sogar noch als seinen engsten Mitarbeiter erwählt. Die Antwort Gottes auf die Verfolgung ist nicht die Rache, sondern der Ruf in die Nachfolge. Und zweitens trifft Paulus auf eine Gemeinde, die nach anfänglichem Zögern die Arme ausbreitet. Die frühen Christen akzeptieren diesen Ruf Gottes; sie verschließen sich nicht und üben ihrerseits nicht Rache – im Gegenteil: Sie retten Paulus, als er in Lebensgefahr schwebt. Bei Gott hat jeder Mensch eine zweite Chance verdient. Es liegt an uns Christen, das zu akzeptieren, den Schuldner zu vergeben, die reuigen Sünder mit weiten Armen aufzunehmen.

Text: Benedikt Bögle

(sig)



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