Bibelhandschrift, Majuskel

Durch das Kirchenjahr: der Blog zum Sonntagsevangelium

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Regensburg, 18. Oktober 2025

29. Sonntag im Jahreskreis C – 2. Timotheusbrief 3, 14 – 4, 2

„Mein Sohn! 3,14Bleibe bei dem, was du gelernt und wovon du dich überzeugt hast. Du weißt, von wem du es gelernt hast; 15denn du kennst von Kindheit an die heiligen Schriften, die dich weise machen können zum Heil durch den Glauben an Christus Jesus. 16Jede Schrift ist, als von Gott eingegeben, auch nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, 17damit der Mensch Gottes gerüstet ist, ausgerüstet zu jedem guten Werk. 4,1Ich beschwöre dich bei Gott und bei Christus Jesus, dem kommenden Richter der Lebenden und der Toten, bei seinem Erscheinen und bei seinem Reich: 2Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne, in aller Geduld und Belehrung!“

Die Aufforderung des Apostels Paulus ist eindeutig: „Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne, in aller Geduld und Belehrung!“ Diese Aufforderung gilt nicht nur Timotheus, dem Adressaten des Briefes, sondern auch uns. Das Zweite Vatikanische Konzil hat festgestellt, dass die Kirche ihrem Wesen nach missionarisch ist (Ad Gentes 2). Die Kirche lehrt, dass „jedem Jünger Christi die Pflicht obliegt, nach seinem Teil den Glauben auszusäen“ (Ad Gentes 23). Die missionarische Tätigkeit ist damit keine Spezialaufgabe einzelner. Sie ist uns allen anvertraut, da sie zum inneren Kern der kirchlichen Sendung gehört. 

„Denn wovon das Herz überfließt, davon spricht sein Mund“, heißt es im Evangelium (Lk 6,45). Wir haben in unserem Glauben „Worte des ewigen Lebens“ gehört (vgl. Joh 6,68). Wir haben vom „Heil durch den Glauben an Christus Jesus“ erfahren, wie Paulus schreibt. Wir wissen, dass Gott die Welt aus Liebe erschaffen hat und aus Liebe vollenden will. Von dieser großartigen Botschaft soll unser Herz so voll sein, dass es überfließt – und dann der Mund spricht. Wir können über diesen Glauben nicht schweigen. Wir können uns nicht der Welt verschließen, als sei das Evangelium ein Privatbesitz einiger weniger. 

Dabei ist es natürlich gar nicht einfach, diesen Glauben in der heutigen Welt zu verkünden. Paulus selbst gibt schon Timotheus mit auf den Weg, er solle das Wort Gottes verkünden – „ob gelegen oder ungelegen.“ Paulus erfährt am eigenen Leib, dass das Evangelium oft genug auch ungelegen kommen mag und die Menschen alles andere als begeistert sind von dem, was wir zu sagen haben. 

Dabei kann ein erster Schritt der Evangelisierung ganz ohne Worte auskommen. Das glaubwürdigste Zeugnis vom Evangelium legen wir oft vielleicht gar nicht mit dem ab, was wir sagen, sondern durch unser Leben. Unser Leben kann zeigen, dass für uns die größere Realität Gottes existiert. Wir können beweisen, dass wir in einer Verantwortung leben nicht nur vor den Autoritäten dieser Welt, sondern vor allem vor dem kommenden Richter. Wenn wir um geliebte Menschen trauern, können wir der Hoffnung Ausdruck verleihen, dass in allem Schmerz doch der Tod das Tor zum ewigen Leben ist. So können wir uns in allem, was wir tun, fragen, ob die Menschen um uns herum einen Unterschied bemerken würde. Fällt ihnen auf, dass wir „anders“ sind, dass wir aus einer tieferen Hoffnung leben, aus einem fröhlichen Glauben, aus einer brennenden Liebe? 

Damit ist sicherlich nicht die ausdrückliche Verkündigung des Gotteswortes überflüssig – im Gegenteil. Doch ein erster Schritt zur Evangelisierung kann das glaubwürdige Leben aus dem tiefen Geheimnis Gottes sein. Durch unseren Glauben sind wir „ausgerüstet zu jedem guten Werk“. Das darf und das soll unsere Umwelt sehen. Und vielleicht werden dann Menschen neugierig und wollen wissen, was uns antreibt, was uns diese Hoffnung gibt – dann aber ist es Zeit, vom Wort Gottes zu sprechen: „ob gelegen oder ungelegen“.

Text: Benedikt Bögle

(sig)



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