Wegkreuz

Durch das Kirchenjahr: der Blog zum Sonntagsevangelium

Das Wort ist glaubwürdig


28. Sonntag im Jahreskreis C – Zweiter Timotheusbrief 2,8 – 13

8Denke an Jesus Christus, auferweckt von den Toten, aus Davids Geschlecht, gemäß meinem Evangelium, 9um dessentwillen ich leide bis hin zu den Fesseln wie ein Verbrecher; aber das Wort Gottes ist nicht gefesselt. 10Deshalb erdulde ich alles um der Auserwählten willen, damit auch sie das Heil in Christus Jesus erlangen mit ewiger Herrlichkeit. 11Das Wort ist glaubwürdig: Wenn wir nämlich mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben; 12wenn wir standhaft bleiben, werden wir auch mit ihm herrschen; wenn wir ihn verleugnen, wird auch er uns verleugnen. 13Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“

Der Apostel Paulus schreibt in „Fesseln“, als Gefangener an Timotheus, dem er das Wort Gottes verkündet hat. Paulus, der unermüdliche Missionar, sitzt im Gefängnis, und kann nun nicht mehr das Wort Gottes verkünden. Doch Paulus verliert den Mut nicht –im Gegenteil: Der Völkerapostel stellt einen großen Gegensatz auf. Mag er auch im Gefängnis sitzen, gefesselt – aber „das Wort Gottes ist nicht gefesselt.“ Der Missionar mag zum Schweigen gebracht worden sein, das Wort Gottes aber schweigt nicht.

In diesen Worten spiegelt sich ein Verständnis der Apostel, aber auch der Kirche bis in unsere Zeit. Das Zweite Vatikanische Konzil hat festgestellt, dass Christus den Aposteln geboten hat, das Evangelium „allen zu predigen als die Quelle jeglicher Heilswahrheit und Sittenlehre und ihnen so göttliche Gaben mitzuteilen.“ (Die Verbum 7).  Die Apostel haben „das, was auch sie empfangen haben“, überliefert (Die Verbum 8). Nicht die Apostel sind also die Erfinder des Evangeliums. Sie haben kein Urheberrecht an der christlichen Botschaft. Auch die Apostel haben nur etwas weitergegeben, was sie selbst nur empfangen haben. Ihre Aufgabe ist es nicht, eine Lehre zu erfinden, sondern „göttliche Gaben mitzuteilen“, die auch sie selbst nur empfangen haben. 

So kann Paulus auch feststellen, dass er selbst zwar gefesselt sein mag – „das Wort Gottes ist nicht gefesselt.“ Das Wort Gottes ist größer als sein Verkünder, die Botschaft überdauert jene, die sie weitergeben. Das zeigt uns gleichzeitig auch eine Spannung auf, in der jede Verkündigung des Evangeliums steht. „Das Wort ist glaubwürdig“, schreibt Paulus. Und wir könnten ergänzen: Wir sind es manchmal nicht. Das Wort Gottes ist den Händen der Kirche anvertraut, die es verbreiten soll, damit „alle Völker“ es hören (vgl. Mt 28,19). Wir erfahren aber immer wieder, dass unglaubwürdige Diener der Kirche auch diese ewige Botschaft unglaubwürdig erscheinen lassen. Wir können mit der Würde und Heiligkeit des Gotteswortes in unserem Leben nicht mithalten. 

Als Christen glauben wir, dass Jesus Christus selbst dieses glaubwürdige Wort Gottes ist (vgl. Joh 1,1). Dieses Wort ist zur Richtschnur unseres Lebens, zum „Eckstein“ geworden (vgl. Ps 118,22). Unter dieses ewige Wort dürfen wir unser ganzes Lebens stellen. Dann aber dürfen wir wissen: Dieses Wort unterliegt keinen Fesseln, dieses Wort ist glaubwürdig. Unsere ganze Unvollkommenheiten, die Fesseln von Sünde und Tod, unsere Unglaubwürdigkeit dürfen wir diesem Wort – und damit Christus selbst – anvertrauen. Dann dürfen wir glauben, was auch Paulus verkündet hat: „Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“

Text: Benedikt Bögle

(sig)



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