Zwei Menschen, betend, sitzen einander gegenüber. Detailaufnahme.

Durch das Kirchenjahr: der Blog zum Sonntagsevangelium

Anleitung zum Gebet


25. Sonntag im Jahreskreis – Erster Timotheusbrief 2,1 – 8

1Vor allem fordere ich zu Bitten und Gebeten, zu Fürbitte und Danksagung auf, und zwar für alle Menschen, 2für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben, damit wir in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit ungestört und ruhig leben können. 3Das ist recht und wohlgefällig vor Gott, unserem Retter; 4er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. 5Denn: Einer ist Gott, Einer auch Mittler zwischen Gott und Menschen: der Mensch Christus Jesus, 6der sich als Lösegeld hingegeben hat für alle, ein Zeugnis zur vorherbestimmten Zeit, 7als dessen Verkünder und Apostel ich eingesetzt wurde – ich sage die Wahrheit und lüge nicht –, als Lehrer der Völker im Glauben und in der Wahrheit. 8Ich will, dass die Männer überall beim Gebet ihre Hände in Reinheit erheben, frei von Zorn und Streit.“

An diesem Sonntag hören wir eine kleine Einführung in das Gebet: Der Autor des Ersten Timotheusbriefes fordert „zu Bitten und Gebeten, zu Fürbitte und Danksagung auf“. Bemerkenswert ist, wofür wir Christen beten sollen: „Für alle Menschen“, heißt es in dem Brief, und weiter: „für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben“. Für die frühen Christen dürften diese Menschen nicht immer Sympathieträger gewesen sein. Die ersten Christen erleben, dass diese Welt mit Skepsis und Argwohn, später dann mit Hass auf das Christentum reagieren wird. Bereits die Offenbarung des Johannes reagiert auf eine Situation, in der Christen womöglich noch nicht einer organisierten staatlichen Verfolgung unterliegen, gleichwohl aber erste Bedrängnisse unterliegen. Die Mächtigen sind so auch Vertreter dieser Bedrohung.

Gerade für diese Machthaber sollen wir Christen beten – und bis heute würden uns doch einige unter ihnen einfallen, die ihre Macht zu schlimmsten Verbrechen nutzen. Jesus aber sagte: „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner?“ (Mt 5,44-46). Jesus selbst hat seine Feine bis zum Schluss geliebt. Noch am Kreuz betet er: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk 23,34). Die Liebe Jesu geht so weit, „dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ sollen, wie der Erste Timotheusbrief schreibt.

Unsere Liebe soll grenzenlos sein – und sich dadurch gerade auf unsere Feinde richten. In dieser Liebe liegt die grenzenlose Chance des Christentums. „Tun das nicht auch die Zöllner?“, fragt Jesus (Mt 5,46) und meint damit: Ist es nicht völlig normal, dass Menschen ihre Familie und ihre Freunde lieben? Tun das nicht sogar die Zöllner, die in der biblischen Welt allgemein als Sünder anerkannt waren? Was ist das Verdienst, denen Liebe zu erweisen, die auch uns lieben? Die Liebe Jesu aber geht den nächsten Schritt: Er liebt gerade die, die sich von ihm abkehren. 

Als Jünger Jesu sollen wir in diese Fußstapfen unseres Herrn und Meisters treten: Wir sollen für die beten, die uns verfolgen – für „alle Menschen“, auch und gerade für die, bei denen uns das schwerfallen mag. Dadurch aber werden wir das Angesicht der Welt erneuern: Wenn wir dem Hass die Liebe entgegensetzen, dem Tod das Leben, der Sünde die Vergebung.

Text: Benedikt Bögle

(sig)



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