Überführung der Bundeslade

Durch das Kirchenjahr: der Blog zum Sonntagsevangelium

Bild des unsichtbaren Gottes


Regensburg, 12. Juli 2025

15. Sonntag im Jahreskreis C – Kolosserbrief 1, 15 – 20

15Christus ist Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. 16Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin erschaffen. 17Er ist vor aller Schöpfung und in ihm hat alles Bestand. 18Er ist das Haupt, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang. 19Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, 20um durch ihn alles auf ihn hin zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Frieden gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.“

Im Zentrum des christlichen Glaubens steht die Begegnung mit Jesus Christus, dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn. „Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt“, hat Papst Benedikt XVI. in der Enzyklika „Deus Caritas est“ geschrieben (Nr. 1). Die Heilige Schrift hat uns zahlreiche solcher ersten Begegnungen mit dem Herrn überliefert – von Petrus, der auf das Wort Jesu hin alles stehen und liegen lässt (vgl. Mt 4,19f.) bis Paulus, der von der Begegnung mit dem Auferstandenen überwältig vom Pferd fällt (vgl. Apg 9,1-22). 

Der Kolosserbrief zeigt uns, wem wir in diesem Jesus von Nazareth begegnen: Er „ist Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.“ Die Jüngerinnen und Jünger Jesu haben begriffen, dass Jesus nicht nur ein ganz außergewöhnlicher Mensch war, ein großer Prophet und Redner, ein barmherziger Heiliger. Nein, Jesus ist noch mehr: Er ist „der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Mt 16,16). Das Johannesevangelium hat versucht, diese „Sohnschaft“ Jesu in Worte zu fassen. Der Prolog zu seinem Evangelium beginnt mit einem Lied auf das „Wort Gottes“, das Christus ist: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist.“ (Joh 1,1-3).

Die christliche Dogmatik hat versucht, das mit dem Begriff der Dreifaltigkeit zu beschreiben: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist sind nicht ein und dieselbe Person, die nur in unterschiedlichen Weisen – etwa wie in verschiedenen Gewändern – erscheint. Es gibt nur einen Gott, aber drei göttliche Personen. Aus diesem Grund aber erkennen wir in Jesus auch den Vater. Jesus ist „Bild des unsichtbaren Gottes“. Jesus sagt am Vorabend seines Leidens zu seinen Jüngern: „Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.“ (Joh 14,7). 

Wir selbst haben den Vater nicht gesehen – aber wir haben Christus gesehen. In Christus und durch Christus sehen wir, wie der Vater ist. Im Leiden Jesu, in seinem Tod und in seiner Auferstehung erkennen wir die grenzenlose Liebe des Vaters. Am Anfang unseres Christseins steht die Begegnung mit Jesus – und dadurch auch die Begegnung mit dem Vater. Alles auf dieser Welt – und damit auch uns – will der Vater zu Christus führen, zur Begegnung mit dem Herrn und damit zur Begegnung mit sich selbst.

Text: Benedikt Bögle

(sig)



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