Ölbäume, Morgenstimmung

Durch das Kirchenjahr: der Blog zum Sonntagsevangelium

Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen


Regensburg, 14. Juni 2025

Dreifaltigkeitssonntag – Römerbrief 5, 1 – 5

„Schwestern und Brüder! 1Gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. 2Durch ihn haben wir auch im Glauben den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes. 3Mehr noch, wir rühmen uns ebenso der Bedrängnisse; denn wir wissen: Bedrängnis bewirkt Geduld, 4Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. 5Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“

„Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen“, ruft uns der Apostel Paulus in der heutigen Lesung zu. Das griechische Wort, das die Einheitsübersetzung mit „zugrunde gehen“ übersetzt, kann noch eine anderen Bedeutung haben: „beschämen“, wie die Einheitsübersetzung das Wort auch an anderer Stelle übersetzt (vgl. Lk 13,17). Beide Bedeutungen dieses Wortes können uns zum Kern der christlichen Hoffnung führen. 

Da ist zunächst die Überzeugung, dass unsere Hoffnung auf Gott, auf die Rettung durch seinen Sohn Jesus Christus und auf das ewige Leben keine falsche Hoffnung ist. Wir hängen keinem Trugbild an, betäuben uns nicht mit dem Opium der Religion, wie etwa die neuzeitliche Religionskritik meinte. So können wir den Zuruf des Apostels Paulus verstehen: Unsere Hoffnung wird uns einst nicht beschämen oder blamieren, weil doch alles umsonst war, unser Glaube an Gott falsch und unsere Hoffnung damit sinnlos. Wir dürfen fest drauf vertrauen, dass die „Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes“ nicht ins Leere zielt. 

Die Einheitsübersetzung wählt eine andere Bedeutung das Wortes: Die Hoffnung lässt uns nicht „zugrunde gehen“. Wir haben in dieser Welt doch so viele Möglichkeiten, zugrunde zu gehen: Angesichts von Leid und Krankheit, Schicksalsschlägen und Ungerechtigkeit, angesichts auch unserer eigenen Schuld. Unsere christliche Hoffnung aber lässt uns in dieser Welt nicht zugrunde gehen. Wir wissen, dass Jesus Christus uns „gerecht gemacht“ hat durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung von den Toten. Wir wissen, dass vor Gottes Augen nicht mehr unsere eigene Ungerechtigkeit zählt, dass Gott selbst am Ende der Zeiten alle Ungerechtigkeit dieser Welt auffangen und alle Tränen trocknen wird (vgl. Offb 21,4). Diese Hoffnung auf das unverlierbare Leben bei Gott kann uns durch den Schiffbruch dieser Welt tragen – eben weil wir wissen, dass „die Liebe Gottes“ ausgegossen ist „in unsere Herzen durch den Heiligen Geist“. 

In der Religionsphilosophie wird ein Gedankenexperiment diskutiert, das auf den Philosophen Blaise Pascal zurückgeht und „Pascals Wette“ genannt wird: Wer keine Hoffnung hat, geht hoffnungslos durch das Leben. Selbst wenn er Recht hat und es weder einen Gott noch ewiges Leben geht – was hat er denn gewonnen außer einem hoffnungslosen Leben? Wenn er aber Recht hat, muss er vielleicht sogar das Gericht fürchten, weil er sein Leben ohne Gott gestaltet hat. Der Gläubige aber geht mit Hoffnung durch das Leben. Selbst wenn er Unrecht hat – was würde er denn verlieren? Immerhin hätte er sein Leben in Hoffnung gelebt. Bewahrheitet sich seine Hoffnung, hat er umso mehr gewonnen. Der Hoffende kann also nur gewinnen, der Hoffnungslose nur verlieren. 

Als Christen dürfen wir jeden Tag aus unserer Hoffnung gestalten, aus einer Hoffnung, die uns davor bewahrt, zugrunde zu gehen. Jeden Tag dürfen wir uns der Liebe Gottes versichern, die in unsere Herzen eingegossen ist. Aus dieser Hoffnung dürfen wir immer neue Kraft schöpfen – gerade dort, wo uns alles hoffnungslos erscheinen mag.

Text: Benedikt Bögle

(sig)



Nachrichten