Stilisierte Darstellung des Hügels Golgatha

Durch das Kirchenjahr: der Blog zum Sonntagsevangelium

Freude über das Leid


Regensburg, 3. Mai 2025

Die erste Lesung des kommenden Sonntags ist – wie immer in der Osterzeit – der Apostelgeschichte entnommen. Wie an allen Sonn- und Feiertagen gibt es eine zweite Lesung, diesmal aus der Offenbarung des Johannes, und ein Evangelium. Die erste Lesung für den kommenden Sonntag also ist zu finden im fünften Kapitel der Apostelgeschichte. Dort sind es die Verse 27 bis 32 sowie 40b und 41. Lukas berichtet von der Verfolgung der ersten, frühen Gemeinde Jesu in Jerusalem, der verboten wurde, die Lehre von Leiden und der Auferstehung Christi zu predigen. Nicht die Verfolgung ist dabei überraschend, sondern die Reaktion der Apostel. Sie nämlich äußern Dankbarkeit darüber, dass sie für würdig befunden worden sind, um in der Nachfolge Christi zu leiden.

Dritter Sonntag der Osterzeit C – Apostelgeschichte 5,27-32.40b-41

„In jenen Tagen 27führte man die Apostel herbei und stellte sie vor den Hohen Rat. Der Hohepriester verhörte sie 28und sagte: Wir haben euch streng verboten, in diesem Namen zu lehren; und siehe, ihr habt Jerusalem mit eurer Lehre erfüllt; ihr wollt das Blut dieses Menschen über uns bringen. 29Petrus und die Apostel antworteten: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. 30Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr ans Holz gehängt und ermordet habt. 31Ihn hat Gott als Anführer und Retter an seine rechte Seite erhoben, um Israel die Umkehr und Vergebung der Sünden zu schenken. 32Zeugen dieser Ereignisse sind wir und der Heilige Geist, den Gott allen verliehen hat, die ihm gehorchen. 40bcDarauf ließen sie die Apostel auspeitschen; dann verboten sie ihnen, im Namen Jesu zu predigen, und ließen sie frei. 41Die Apostel aber gingen weg vom Hohen Rat und freuten sich, dass sie gewürdigt worden waren, für seinen Namen Schmach zu erleiden.“

Am Ostersonntag hörten wir eine Predigt des Apostels Petrus (Apg 10,34a.37-43). Petrus spricht von den Wundertaten Jesu, von seinem Tod am Kreuz und von seiner Auferstehung: „Und er hat uns geboten, dem Volk zu verkünden und zu bezeugen: Dieser ist der von Gott eingesetzte Richter der Lebenden und der Toten.“ (Apg 10, 42). Am vergangenen Zweiten Sonntag der Osterzeit hörten wir vom Erfolg der Apostel (Apg 5,12-16): „Immer mehr wurden im Glauben zum Herrn geführt, Scharen von Männern und Frauen.“ (Apg 5,14). 

Am heutigen Sonntag werden wir mit der Konsequenz dieser Predigt und dieses missionarischen Erfolges konfrontiert: „Darauf ließen sie die Apostel auspeitschen; dann verboten sie ihnen, im Namen Jesu zu predigen, und ließen sie frei.“ Die Apostel werden für ihre Predigt verfolgt. Das mag uns nun zunächst nicht erstaunen. Bereits Jesus war mit seiner Botschaft den Mächtigen ein Dorn im Auge – weshalb sollte es bei seinen Jüngern anders sein? Die Apostel aber schrecken nicht zurück. Sie wissen sich dem auferstandenen Herrn verpflichtet: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“, sagt Petrus. Der Herr selbst hatte den Apostel aufgetragen, das Evangelium allen Völkern zu verkünden (vgl. Mt 28, 19). Wie könnten sie sich dem widersetzen? 

Eines aber lässt uns vielleicht stutzen. Die Apostel reagieren nicht mit Verunsicherung oder Schmerz auf die erfahrene Strafe. Im Gegenteil: Sie „freuten sich, dass sie gewürdigt worden waren, für seinen Namen Schmach zu erleiden.“ Diese unwahrscheinlichste aller Reaktionen hat eine tiefe Wurzel. In seinen Abschiedsreden (vgl. Joh 14 – 17) hatte Jesus die kommende Verfolgung bereits angekündigt: „Wenn die Welt euch hasst, dann wisst, dass sie mich schon vor euch gehasst hat.“ (Joh 15, 18). Die Apostel erfahren, dass dieses Wort Jesu sich nun erfüllt. Wer sich in die Nachfolge des Gekreuzigten stellt, hat auch am Schicksal des getöteten Herrn Anteil: Auch die Apostel werden eines gewaltsamen Todes sterben. Sie aber „freuten sich“, am Leiden ihres Herrn Anteil zu haben. 

Ein Beispiel für diese Haltung ist der heilige Ignatius von Antiochien, der – das Martyrium vor Augen – an die Gemeinde von Rom schreiben konnte: „Brotkorn Gottes bin ich, und durch die Zähne der Tiere werde ich gemahlen, damit ich als reines Brot Christi erfunden werde.“ (Brief an die Römer IV,1). Ignatius freut sich auf sein Martyrium als Augenblick der Vereinigung mit dem Leiden seines Herrn. 

Unsere christliche Hoffnung aber ist, dass wir nicht nur am Leiden des Herrn Anteil haben, sondern auch an seiner Auferstehung. „Wenn wir nämlich mit der Gestalt seines Todes verbunden wurden, dann werden wir es auch mit der seiner Auferstehung sein. (…) Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden“, schreibt der Apostel Paulus (Röm 6, 5 – 8). 

Wir müssen das Martyrium nicht suchen. Aber wir dürfen alles Leid dieser Welt – unser eigenes und das der vielen leidenden Menschen auf dieser Erde – als Vereinigung mit dem Schicksal Jesu verstehen. Wer leidet, leidet wie der Herr. Unsere tiefe Hoffnung ist aber, dass dies nicht nur für das Leiden, sondern auch für die Auferstehung gilt.

Text: Benedikt Bögle

(sig)



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