Regensburg, 30. März 2024
Die Lesung in der Osternacht aus dem Römerbrief erzählt von der Taufe auf Jesus Christus und von seiner Auferstehung. Mehr dazu im Blog zum Sonntagsevangelium:
Osternacht – Römerbrief 6,3-11
„Schwestern und Brüder! 3Wir, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, sind auf seinen Tod getauft worden. 4Wir wurden ja mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod, damit auch wir, so wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln. 5Wenn wir nämlich mit der Gestalt seines Todes verbunden wurden, dann werden wir es auch mit der seiner Auferstehung sein. 6Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde, sodass wir nicht mehr Sklaven der Sünde sind. 7Denn wer gestorben ist, der ist freigeworden von der Sünde. 8Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden. 9Wir wissen, dass Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht mehr über ihn. 10Denn durch sein Sterben ist er ein für alle Mal gestorben für die Sünde, sein Leben aber lebt er für Gott. 11So begreift auch ihr euch als Menschen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus.“
Das Motiv der Taufe ist für die christliche Feier des Osterfestes zentral. Schon für die frühe Kirche war Ostern der Tauftermin und ist es – wenigstens für die Erwachsenentaufe – bis heute. Die Weihe des Taufwassers ist ein wesentliches Element der Osternachtsfeier. Das Wasser – gedeutet auf das Wasser der Taufe – kommt im Wortgottesdienst der Osternacht immer wieder vor: „Auf, alle Durstigen, kommt zum Wasser“ hören wir (Jes 55,1), „Ihr werdet Wasser freudig schöpfen aus den Quellen des Heils“ (Jes 12,3) und „Ich gieße reines Wasser über euch aus“ (Ez 36,25). Immer wieder klingt das Thema der Taufe in den Tagesgebeten der Osterzeit an, so etwa, wenn wir am Zweiten Sonntag der Osterzeit beten: „Lass uns immer tiefer erkennen, wie heilig das Bad der Taufe ist, das uns gereinigt hat“.
Ostern und Taufe gehören für die Kirche untrennbar zusammen. Der Apostel Paulus begründet das in seinem Brief an die Römer. Er schreibt: „Wir, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, sind auf seinen Tod getauft worden.“ Die Taufe nimmt den Christen hinein in das Schicksal Christi; sie lässt ihn zu Christus gehören, indem sie ihn in seinen Tod hineinnimmt. Die Taufe gibt Anteil an Christi Tod. Dem Abschnitt des Römerbriefes, den wir in der Osternacht hören, ging ein zugespitzter Satz voraus, der offenbar auch zu Missverständnissen einlud: „wo jedoch die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden“ (Röm 5, 20). Diese Erkenntnis variiert auch das Exsultet, das Lob in der Osternacht auf die Kerze: „O wahrhaft heilbringende Sünde des Adam, du wurdest uns zum Segen, da Christi Tod dich vernichtet hat.“ Wie glücklich beinahe dürfen wir über die Sünde sein, da sie erst die übergroße Erlösung durch Christus erforderlich machte! Ist dann aber Sünde Tür und Tor geöffnet, ja: Müssten wir nicht noch viel mehr sündigen, um viel mehr Gnade zu erlangen? Nein, schreibt Paulus: „Keineswegs! Wie können wir, die wir für die Sünde tot sind, noch in ihr leben?“ (Röm 6,2).
Durch die Taufe sind wir hineingenommen in den Tod Jesu am Kreuz, damit aber auch in den Tod der Sünde. „Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt“. Die Taufe eröffnet uns ein neues Leben, in dem wir nicht mehr der Macht der Sünde unterworfen sind. Oder, wie es das Exsultet besingt: „Dies ist die Nacht, die auf der ganzen Erde alle, die an Christus glauben, scheidet von den Lastern der Welt, dem Elend der Sünde entreißt“.
Aber noch eine zweite Verbindung mit dem Schicksal Christi vermittelt uns die Taufe. Wenn wir nun glauben, am Tod Jesu Anteil zu erhalten – dann doch an seiner Auferstehung: „Wenn wir nämlich mit der Gestalt seines Todes verbunden wurden, dann werden wir es auch mit der seiner Auferstehung sein“. Die Kirche hat von Anfang an geglaubt, dass das Schicksal Jesu kein Einzelfall war, sondern alle, die an ihn glauben, mit in das neue Leben hineinnimmt. Papst Benedikt XVI. hat geschrieben, ohne die Auferstehung Jesu wäre nichts wesentlich Neues geschehen. Wir könnten Christus als Lehrer, Propheten, Philosophen oder Sozialkritiker verstehen und verehren – doch wirklich Neues wäre nicht geschehen. Wir könnten diesen Gedanken fortführen: Ja, selbst wenn Christus auferstand, wäre das doch nichts wirklich Neues für mich. Dann hätte Gott einmalig den Gang der Weltgeschichte überwunden und den Tod ausgehebelt. Aber was hat das mit mir zu tun?
Nein, sagt die Kirche: Durch die Taufe werden wir in den Tod Jesu hineingezogen – dann doch auch in seinen Triumph über den Tod. Daher betont die Kirche in der Liturgie den engen Zusammenhang zwischen Ostern und der Taufe: Weil wir getauft sind, dürfen wir nicht nur den Sieg Christi über seinen, sondern auch über unseren Tod feiern. Weil wir getauft sind, wissen wir, dass Christus nicht nur sich selbst aus dem Tod errettete, sondern wahrhaftig auch für uns, wie das Exsultet singt, „die Ketten des Todes zerbrach und aus der Tiefe als Sieger emporstieg. Wahrhaftig, umsonst wären wir geboren, hätte uns nicht der Erlöser gerettet.“
Text: Benedikt Bögle
(to)