Regensburg, 9. November 2024
Der Predigttext für den kommenden Sonntag, den 32. im Jahreskreis, kommt aus dem Hebräerbrief. Er steht dort im neunten Kapitel, es handelt sich um die Verse 24 bis 28. Das Priestertums Jesu christi wird hier als einzigartig beschrieben, weil er wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich ist. Das ist der Grund, warum sein Tod am Kreuz ein für alle Mal alle Sünden hinwegnimmt, und warum er auch die, die ihm vertrauen, mit den Freuden des Paradieses erwarten wird, wenn er wiederkehrt.
32. Sonntag im Jahreskreis B – Hebräerbrief 9, 24 – 28
„24Christus ist nicht in ein von Menschenhand gemachtes Heiligtum hineingegangen, in ein Abbild des wirklichen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt vor Gottes Angesicht zu erscheinen für uns; 25auch nicht, um sich selbst viele Male zu opfern, wie der Hohepriester jedes Jahr mit fremdem Blut in das Heiligtum hineingeht; 26sonst hätte er viele Male seit der Erschaffung der Welt leiden müssen. Jetzt aber ist er am Ende der Zeiten ein einziges Mal erschienen, um durch sein Opfer die Sünde zu tilgen. 27Und wie es dem Menschen bestimmt ist, ein einziges Mal zu sterben, worauf dann das Gericht folgt, 28so wurde auch Christus ein einziges Mal geopfert, um die Sünden vieler hinwegzunehmen; beim zweiten Mal wird er nicht wegen der Sünde erscheinen, sondern um die zu retten, die ihn erwarten.“
Noch einmal greift der Hebräerbrief das Bild des alttestamentarischen Opfers auf, um den Tod Jesu am Kreuz theologisch zu deuten. Und noch einmal stellt sich bei dieser Analogie ein Problem: Das Opfer des Tempels war ja nicht ein einmaliger Vorgang; Opfer wurden immer wieder dargebracht – einige täglich, andere einmal im Jahr. Trifft das nun auch auf den Tod Christi zu? Muss auch er sich immer wieder neu opfern?
Schon für die ersten Christen war klar, dass mit der Auferstehung Christi von den Toten etwas fundamental Neues geschehen ist. Während seines Lebens hat Christus zahlreiche Wunder gewirkt – Dämonen ausgetrieben, Kranke geheilt, Brot vermehrt. Die frühen Christen wussten und wir wissen ebenso, dass dadurch nicht das Böse aus der Welt getilgt wurde, nicht jede Krankheit für immer vernichtet ist und auch der Hunger nicht ein für alle Mal geendet hat. Ist dann die Auferstehung nichts anderes als einfach ein weiteres Wunder in dieser Kette?
Nein – das Zeugnis der Schrift ist eindeutig. Besonders deutlich wird dies im Johannesevangelium, das nur kurze Zeit vor der Auferstehung Jesu von der Erweckung des toten Lazarus berichtet (vgl. Joh 11,-1-46). Kommt es denn, könnten wir zugespitzt fragen, auf die Auferstehung Jesu überhaupt noch an, wenn er schon an Lazarus bewiesen hat, dass er Macht auch über den Tod hat? Johannes legt Wert darauf, zu betonen, dass Lazarus nach der Auferweckung noch die Leichenbinden trägt (vgl. Joh 11,44). Anders nach der Auferstehung Jesu, bei der die Binden im Grab zurückbleiben; der Auferstandene trägt sie also nicht mehr (vgl. Joh 20, 6-7). Über Lazarus hat der Tod seine endgültig Macht noch nicht verloren, Lazarus trägt noch die Zeichen des Todes. Christus aber hat mit seiner Auferstehung den Tod endgültig besiegt.
Christus ist einmal gestorben und auferstanden. Das ist nicht einfach ein neues Wunder: Der Tod hat keine Macht mehr über Christus. „Wir wissen, dass Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht mehr über ihn“, schreibt Paulus (Röm 6,9). „Denn auch Christus ist der Sünden wegen ein einziges Mal gestorben“, heißt es im Ersten Petrusbrief (1Petr 3,18). Dieser eine Tod Jesu hat den Tod endgültig besiegt.
So ist es auch mit dem Opfer Jesu am Kreuz: Es ist ein endgültiges Opfer, das nicht mehr wiederholt zu werden braucht. Einmal ist Christus gestorben und hat damit ein für alle Mal den Tod besiegt – auch für uns. Auch über uns hat der Tod keine letzte Macht mehr. Diese Macht liegt beim Herrn allein. Er wird, wenn er wiederkommt in Herrlichkeit, die „retten, die ihn erwarten.“
Text: Benedikt Bögle
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