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Durch das Kirchenjahr: Der Blog zum Sonntagsevangelium

Zusage und Aufforderung

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Regensburg, 13. Juli 2024

Die Lesung für morgen, den fünfzehnten Sonntag im Jahreskreis, kommt aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Ephesos. Die Worte stehen im ersten Kapitel, dort sind es die Verse 3 bis 14; es handelt sich also um die Eingangssequenz dieses wichtigen Briefes. Entwickelt wird dort das Bild eines Heilsplans den Gott für die Menschen bereithält, den die Gemeinde also erwarten darf. Ein großartiges Bild.

15. Sonntag im Jahreskreis B – Epheserbrief 1, 3 – 14

3Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. 4Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Grundlegung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor ihm. 5Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und zu ihm zu gelangen nach seinem gnädigen Willen, 6zum Lob seiner herrlichen Gnade. Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn. 7In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade. 8Durch sie hat er uns reich beschenkt, in aller Weisheit und Einsicht, 9er hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan, wie er es gnädig im Voraus bestimmt hat in ihm. 10Er hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen, das All in Christus als dem Haupt zusammenzufassen, was im Himmel und auf Erden ist, in ihm. 11In ihm sind wir auch als Erben vorherbestimmt nach dem Plan dessen, der alles so bewirkt, wie er es in seinem Willen beschließt; 12wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt, die wir schon früher in Christus gehofft haben. 13In ihm habt auch ihr das Wort der Wahrheit gehört, das Evangelium von eurer Rettung; in ihm habt ihr das Siegel des verheißenen Heiligen Geistes empfangen, als ihr zum Glauben kamt. 14Der Geist ist der erste Anteil unseres Erbes, hin zur Erlösung, durch die ihr Gottes Eigentum werdet, zum Lob seiner Herrlichkeit.“

Der Epheserbrief beginnt mit einem großartigen Loblied auf den Heilsplan Gottes. Die angesprochenen Adressaten des Briefes werden als die Menschen beschrieben, die Gott „aus Liebe im Voraus dazu bestimmt“ hat, „seine Söhne zu werden durch Jesus Christus“. Ein Thema durchzieht dieses Loblied: Es entsprach dem Willen Gottes vom Anbeginn der Welt an, uns zu erwählen und uns zu erlösen. Wir sind „vorherbestimmt“, Söhne Gottes zu werden, vorherbestimmt auch, Erben Gottes zu werden, bestimmt zum „Lob seiner Herrlichkeit“.

Damit sagt der Autor des Epheserbriefes vor allem eines: Gott hat einen Plan für uns. Dass wir das Heil in Christus erlangen sollen, entspricht dem ewigen Heilsplan Gottes. Gott, der die Welt erschaffen hat, will ihr Heil und unsere Erlösung. Unser Leben ist nicht zum Tod oder zur Verdammnis bestimmt, sondern zum Leben in Gott. Das ist ein entscheidender Kern der christlichen Botschaft: Von Anfang an zieht es diese Welt zu einem Ziel hin – und das ist Gott. Der Herr überlässt uns und diese Welt nicht dem Zufall; er hat einen Plan des Heiles für uns.

Der Begriff der „Bestimmung“ hat dabei auch eine andere Seite. Er kann so gelesen werden, als bliebe uns eigentlich gar keine Wahl. Wir sind ja schon vorherbestimmt, Gott hat schon einen Plan und dieser Plan ist unabänderlich. In der Theologie erhob sich immer wieder die sogenannte „Prädestinationslehre“, nach der das Schicksal des Menschen von Gott bereits vorbereitet und in genaue Bahnen gelenkt ist; für die Freiheit bleibt kaum noch ein Raum. So gelesen besteht die Gefahr einer doppelten Engführung: Einerseits kann Gnade und Heil zum Automatismus werden – ich bin ja schon zum Heil vorherbestimmt. Andererseits wird der Mensch zu einem letztlich unfreien Wesen. Ansätze dazu finden sich bei Augustinus, aufgegriffen hat die Gedanken anfangs auch Martin Luther. Die Kirche aber hat sich immer schwer damit getan: Wenn alles vorherbestimmt ist und Gott die einen zum Heil, die anderen zum Unheil bestimmt – sind wir denn dann noch frei?

Vielleicht dürfen wir zwei Aspekte in diesem großen Hymnus am Beginn des Epheserbriefes erkennen: Zusage und Aufforderung. Ja: Gott hat einen Plan für uns – einen guten Plan des Heiles. Von Anfang an wollte er, dass wir sind, dass wir leben und dass wir Erlösung finden. Auf der anderen Seite fordert unsere Freiheit uns aber auch heraus, diesem Los gerecht zu werden und wirklich, jeden Tag aufs Neue, als Erben Gottes zu leben, als Gottes Eigentum. Immer neu sind wir aufgerufen, die „Gemeinschaft mit Christus im Himmel“ zu leben und aus ihr heraus unser Leben zu gestalten.

Text: Benedikt Bögle

(sig)



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