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Durch das Kirchenjahr: Der Blog zum Sonntagsevangelium

Kinder Gottes

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Regensburg, 25. Mai 2024.

Die Lesung für morgen, den Dreifaltigkeitssonntag, kommt aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom. Sie steht im siebten Kapitel, dort sind es die Verse 14 bis 17. Es geht um die Kindschaft zu Gott, in der alle Gläubigen stehen. Diese aber ist erworben durch die Leiden Christi. Alle Gläubigen soll die Gabe Gottes auf ewig zuteil werden. Deutlich wird das daran, dass die Kinder Gottes als Erben genannt und eingesetzt werden.

Dreifaltigkeitssonntag B – Römer 8,14 – 17

„Schwestern und Brüder! 14Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Kinder Gottes. 15Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, sodass ihr immer noch Furcht haben müsstet, sondern ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater! 16Der Geist selber bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. 17Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden.“

Die Kirche scheint diesen Abschnitt aus dem Römerbrief für den Dreifaltigkeitssonntag ausgewählt zu haben, weil in nur wenigen Versen alle drei göttlichen Personen erwähnt werden: Der Geist Gottes ist es, der uns leitet; in ihm rufen wir zum Vater. Sind wir Kinder Gottes, so sind wir seine Erben – und Miterben mit Christus. Vater, Sohn und Geist begegnen uns auf engstem Raum.

Der Römerbrief setzt sich intensiv mit der Bedeutung des Gesetzes auseinander. Für Paulus war das ein besonders bedeutendes Thema: Als Jude lebte er nach den strengen Geboten. Nach seiner Bekehrung begriff er als einer der ersten Christen, dass sich das Evangelium auch an die heidnischen Völker richtete. Sie, so entscheiden die Apostel, mussten nicht alle Gebote des Judentums beachten. Welche Rolle, so fragt sich der Apostel Paulus, spielen diese Gebote denn nun? Der Römerbrief ist gekennzeichnet durch eine bisweilen schroffe Gegenüberstellung: Auf der einen Seite steht das Gesetz – auf der anderen Seite die neue Freiheit in Christus. „Jetzt aber sind wir frei geworden vom Gesetz“, schreibt Paulus (Röm 7,6). Diese Kritik an den Geboten ist nicht einfach zu verstehen. Sie steht in einem gewissen Gegensatz zum Wort Christi, der sagte: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetzt und die Propheten aufzuheben!“ (Mt 5,17) Dieses Gesetz nun, das Christus gerade nicht aufheben wollte, soll nun nur noch eine drückende Last sein, von der der Mensch befreit werden muss?

Die Gesetzestheologie des Paulus wurde über Jahrhunderte zu Unrecht auch antisemitisch gelesen. Dabei dürfte Paulus kaum jedes Gesetz abgelehnt haben. Ihm scheint es vielmehr darum zu gehen: Wo der Mensch sich auf die Gebote verlässt und diese blind erfüllt, erwächst ihm kein Heil. Am Ende kann sich der Mensch nicht selbst durch eine möglichst perfekte Erfüllung der Gebote retten; er bedarf der Gnade Gottes, auf die er gläubig vertrauen muss. So verstanden ist nicht jedes Gesetz in sich schlecht; es kommt vielmehr auf den richtigen Umgang mit den Gesetzen an. Das Gesetz darf nicht zu der irrigen Vorstellung führen, der Mensch könne sich sein Heil ganz alleine erarbeiten, als hätte er einen Anspruch darauf.

In diesem Zusammenhang nun beschreibt Paulus die Christen als jene, die sich vom Geist leiten lassen. Wir haben keinen Geist der Knechtschaft empfangen, in dem wir Furcht haben müssten. Gemeint ist die Sünde: Der Mensch ist der Sünde unterworfen und als Sünder ist er dem Tode unterworfen. Angesichts dessen ist Furcht wahrhaft die richtige Geisteshaltung. Christus aber hat diesen ewigen Teufelskreis durchbrochen, die Sünde und den Tod überwunden. Wir müssen nicht mehr eine Geisteshaltung der Furcht haben; denn nicht mehr Knechte sind wir, sondern Kinder Gottes. Oder, wie Jesus es sagt: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte. (…) Vielmehr habe ich euch Freunde genannt.“ (Joh 15,15).

Dieser Geist der Freiheit macht uns also zu Söhnen Gottes. Paulus verfällt jetzt in ein beinahe juristisches Denken: Als Söhne Gottes aber sind wir doch – wie es den Kindern gebührt – Erben: Miterben mit Christus. Diesen Satz dürfen wir als Kernbotschaft paulinischer Theologie verstehen: Wenn wir mit Christus in seinem Tod gleichgeworden sind, dann werden wir auch Anteil haben an seinem Erbe: Dem Leben in Fülle. Das bedeutet es, Kinder Gottes zu sein: Mit Christus Anteil zu haben am Leben der kommenden Welt. Bei dieser Aussicht brauchen wir wirklich keine Furcht mehr zu haben, sondern dürfen voll Vertrauen zu Gott rufen: „Abba, Vater!“

Text: Benedikt Bögle

(sig)



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