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Durch das Kirchenjahr: Dem Herrn begegnen

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… mit Benedikt:

 

4. Advent und Weihnachtsfest

Die Bibel berichtet von ganz unterschiedlichen Begegnungen mit Jesus, dem Neugeborenen. Den Beginn macht Elisabeth, von dieser Begegnung erzählt das Evangelium des vierten Adventssonntags. Maria ist auf dem Weg zu ihrer Cousine. Elisabeths ungeborenes Kind – Johannes, der spätere Täufer – hüpft in ihrem Leib. Sie erkennt, wer das Kind im Bauch Marias ist, ohne dass sie das eigentlich wissen könnte: „Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ Sie hat Jesus schon als den Herrn erkannt, noch bevor er überhaupt geboren wurde.

 

Hirten: Gesellschaftliche Außenseiter

An Weihnachten selbst folgen dann die Hirten. Die Menschen am sozialen Rand der Gesellschaft sind die ersten, die den Sohn Gottes besuchen. Die Botschaft der Engel: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr.“ Die Hirten werden mit leeren Händen zur jungen Familie in Bethlehem gekommen sein. Was hätten sie schon gehabt, um es dem Messias zu geben? Den ganz Unscheinbaren wird die frohe Botschaft zuerst gebracht – das meint auch Papst Franziskus, wenn er immer wieder wiederholt, die Kirche müsse an den Rand der Gesellschaft gehen. Dort warten auch heute noch Menschen wie die Hirten auf eine frohe Botschaft, auf eine Zukunftsperspektive.

 

Zwei Begegnungen im Tempel

Nach acht Tagen, so erzählt der Evangelist Lukas, bringen Maria und Josef ihr Kind in den Tempel. Dort warten zwei alte Menschen, Hannah und Simeon. Auch diese beiden erkennen sofort, wer dieses kleine Kind ist. Der alte Simeon preist Gott: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, dass du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht das Heiden erleuchtet und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ Er kann in Frieden sterben, denn er hat die Ankunft des Messias, auf die er so lange gewartet hatte, erlebt.

 

Sterndeuter, Magier oder Könige?

Das Matthäusevangelium kennt andere Gäste an der Krippe des Herrn. Keine Hirten, keine alten Leute, dafür aber Sterndeuter aus dem Morgenland. Viel wurde schon über diese Herrschaften nachgedacht. Unsere Krippen stellen sie als Könige dar. Davon berichtet der Text zwar nichts, aber ein Motiv aus dem Propheten Jesaja hat wohl zu dieser Darstellung geführt. Als Sterndeuter dürfen wir sie aber wahrscheinlich zur gebildeten und vermutlich auch wohlhabenden Oberschicht zählen. Auch sie kommen, um den Kind zu huldigen. Die Deutung, es seien Könige gewesen, unterstreicht die Aussage eigentlich ganz gut: Auch sie, die Herrscher der Welt, müssen vor diesem neugeborenen Kind auf die Knie fallen.

 

Die missglückte Begegnung

Matthäus erzählt, wenn man so will, auch von einer missglückten Begegnung mit dem Herrn: Herodes, König in Judäa, missversteht alles. Er sieht im neuen „König“ Konkurrenz für seinen eigenen Herrschaftsanspruch und entscheidet sich, den Messias töten zu lassen. Auch wenn die heilige Familie diesem Drama entkommen kann, fallen doch die anderen Kinder Bethlehems dem königlichen Mordkommando zum Opfer.

Für jeden gibt es eine ganz besondere, eigene Begegnung mit dem neugeborenen Herrn. Das sieht man übrigens auch in den Berichten über die Auferstehung Jesu: Auch hier gibt es ganz unterschiedliche „Typen“, die dem Auferstandenen begegnen. Maria Magdalena, Thomas, die übrigen Apostel. Die Begegnung mit dem Herrn ist ein persönliches Geschehen, das sich eben nicht festlegen lässt. Es ist immer neu, immer anders, immer unerwartet. Wir würden uns für die Geburt Jesu vielleicht andere Umstände erwartet haben. Keinen Stall, keine Höhle, sondern wenigstens ein festes Haus. Ehrfürchtige Besucher, kein Mordkommando. Aber Gott denkt anders. Seine Logik ist nicht in menschliche Erwartungen zu pressen: Denn Gottes Wort, Jesus Christus, wird Mensch. Darum geht es an Weihnachten. Es geht um die Begegnung mit dem fleischgewordenen Wort. Das wünsche ich uns zu Weihnachten.



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