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Durch das Kirchenjahr: Blog zum Sonntagsevangelium

Aus Gnade gerettet

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Regensburg, 9. März 2024

Was ist eigentlich Gnade? Diese Frage wird im Epheserbrief thematisiert, aus dem die Lesung des Sonntags kommt: Unser Blog zum Sonntagsevangelium.

Vierter Fastensonntag B – Epheser 2,4-10

„Schwestern und Brüder! 4Gott, der reich ist an Erbarmen, hat uns, die wir infolge unserer Sünden tot waren, in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, zusammen mit Christus lebendig gemacht. Aus Gnade seid ihr gerettet. 6Er hat uns mit Christus Jesus auferweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz in den himmlischen Bereichen gegeben, 7um in den kommenden Zeiten den überfließenden Reichtum seiner Gnade zu zeigen, in Güte an uns durch Christus Jesus. 8Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft — Gott hat es geschenkt —, 9nicht aus Werken, damit keiner sich rühmen kann. 10Denn seine Geschöpfe sind wir, in Christus Jesus zu guten Werken erschaffen, die Gott für uns im Voraus bestimmt hat, damit wir mit ihnen unser Leben gestalten.“

Die Frage nach dem Verhältnis von Gnade und eigenen Werken wurde zu einem großen Thema der Reformation. Wird der Mensch nur durch Gnade gerechtfertigt, gerecht gemacht vor Gott? Oder haben auch seine eigenen Werke Einfluss auf den Richterspruch Gottes? Die katholische Kirche hat immer versucht, auch die Bedeutung der eigenen Werke zu unterstreichen – aber natürlich nicht ausschließlich. Der Epheserbrief bringt das auf den Punkt, indem er den wesentlichen Aspekt christlicher Identität betont: „Aus Gnade seid ihr gerettet.“ Unsere Rettung, unser Heil, verdanken wir der Gnade Gottes. Aber: Was ist das denn eigentlich – Gnade? Der Epheserbrief bietet sogleich auch eine kurze Definition: „Gott hat es geschenkt“. Gnade bedeutet, dass Gott uns zuvorkommt: Er war zuerst da, er hat zuerst die Hand nach dem Menschen ausgestreckt. Nicht der Mensch muss den ersten Schritt auf Gott hin machen; Gott macht den ersten Schritt auf den Menschen. Gnade ist immer unverdient und unverdienbar: Gnade kann man sich nicht erarbeiten, es ist ein „Geschenk“.

Davon zeugt die ganze Heilige Schrift. Der Epheserbrief spannt selbst den Bogen zur Schöpfung: „Denn seine Geschöpfe sind wir.“ Gott wollte, dass wir sind – das ist vollkommen unverdient und kann gar nicht verdient werden: Noch bevor wir waren, wollte uns Gott; noch bevor wir etwas leisten konnten, hat er die Hand ausgestreckt und uns beim Namen gerufen. Die Geschichte des Volkes Israel zeugt immer wieder davon: Den ersten Schritt macht Gott. Die Zehn Gebote beginnen mit einer einfachen Feststellung: „Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.“ (Dtn 5,6). Nicht die möglichst perfekte Befolgung der Zehn Gebote führt zur Freiheit. Umgekehrt ist es: Gott schenkt die Freiheit; daraus folgt überhaupt erst die Freiheit des Menschen, sein Leben nach dem Gesetz Gottes auszurichten.

So auch ist es mit dem Glauben der Christen. Dieser Glaube ist unverdient; der Ruf Gottes ist an uns ergangen, ohne dass wir ihn verdient hätten. „Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet“, schreibt der Epheserbrief. Wir dürfen nicht glauben, weil wir es uns erarbeitet hätten, sondern weil Gott es uns schenkt. Daran sollten wir uns gerade in der Fastenzeit immer wieder erinnern, in der ja gerade auch die guten Werke geübt werden sollen. So wichtig die Werke der Christen sind, so wichtig ist die Besinnung auf die Quelle, aus der sie überhaupt erst fließen können: Aus dem Glauben an Christus, der uns geschenkt wurde und den wir nicht verdient haben. Bei aller Sündhaftigkeit, in die unser Leben verstrickt ist, bei allen Fehlern, dürfen wir immer darauf vertrauen: „Gott ist reich an Erbarmen“.

Text: Benedikt Bögle

(kw)



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