Regensburg, 10. Februar 2024
In der Lesung des morgigen Sonntags geht es darum, dass alles, was man tut, zur Verherrlichung Gottes getan werden soll. Das Widerum bedeutet, an die Bedürfnisse der anderen zu denken und diese auch vor die eigenen zu stellen. Mehr dazu lesen Sie im nachfolgenden Blog zum Sonntagsevangelium:
Sechster Sonntag im Jahreskreis – Erster Korintherbrief 10,31-11,1
„Schwestern und Brüder! 10,31Ob ihr esst oder trinkt oder etwas anderes tut: Tut alles zur Verherrlichung Gottes! 32Gebt weder Juden noch Griechen, noch der Kirche Gottes Anlass zu einem Vorwurf! 33Auch ich suche allen in allem entgegenzukommen; ich suche nicht meinen Nutzen, sondern den Nutzen aller, damit sie gerettet werden. 11,1Nehmt mich zum Vorbild,
wie ich Christus zum Vorbild nehme!“
Im ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther spielt ein Thema eine große Rolle, das in der Ermahnung des Apostels mündet, die wir an diesem Sonntag hören: „Ob ihr esst oder trinkt oder etwas anderes tut: Tut alles zur Verherrlichung Gottes!“ Es geht um den Fleischkonsum der Christen in Korinth. In den heidnischen Tempeln wurden zahlreiche Opfertiere geschlachtet und als Brandopfer den Göttern dargebracht. Dabei wurde aber bei weitem nicht das ganze Tier verbrannt, sondern nur einzelne Teile. Der Rest des Fleisches stand den Priestern zu oder wurde auf dem Markt verkauft. Dieses Fleisch war verhältnismäßig günstig und damit für viele Menschen in der Metropole die einzige Möglichkeit, Fleisch zu kaufen – unter ihnen auch Mitglieder der christlichen Gemeinde.
In Korinth bestand nun Uneinigkeit darüber, ob dieses Fleisch gegessen werden darf oder nicht. Aus den Ausführungen des Apostels können wir die beiden wesentlichen Standpunkte erschließen. Ein Teil der Gemeinde mied dieses Fleisch streng: Es stammte ja aus einem heidnischen Kult und einige Christen wollten offenbar jede Verbindung mit diesen Opfern vermeiden und sich nicht an dem Götzendienst beteiligen – und sei es nur, indem sie das Fleisch kauften und aßen. Ein anderer Teil der Gemeinde ging damit offenbar etwas offener um: Wenn es keine anderen Götter gibt als den einen Gott, dann ist das Götzenopfer leer und sinnlos. Es gibt dann keinen Grund, warum Christen nicht einfach das Fleisch essen sollten.
Diese Frage führte offenbar zu erheblichen Auseinandersetzungen in der Gemeinde; zweimal kommt der Apostel auf das Problem zu sprechen. Er greift die Argumentation auf und stellt sich zunächst auf die Seite derer, die den Fleischverzehr nicht bedenklich finden: „Was nun das Essen von Götzenopferfleisch angeht, so wissen wir, dass es keine Götzen gibt in der Welt und keinen Gott außer dem einen.“ (1 Kor 8,4). Aber: Andere Christen sind ihrer alten Religion vielleicht noch mehr verhaftet und essen „das Fleisch noch als Götzenopferfleisch“ (1 Kor 8,7). Paulus löst den Streit der Gemeinde auf eine unerwartete Weise: Ja, grundsätzlich wäre es kein Problem, das Fleisch zu essen, selbst wenn es vom heidnischen Tempelopfer stammt. Doch wenn das das Gewissen einiger Christen belastet, die daran Anstoß nehmen? Was, wenn das Verhalten der vermeintlich Glaubensstarken, die den Glauben an die vielen Götter abgelegt haben, andere verletzt? Dann wandelt sich die feste Glaubenserkenntnis in ihr Gegenteil: „Wenn nämlich einer dich, der du Erkenntnis hast, im Götzentempel beim Mahl sieht, wird dann nicht sein Gewissen, da er schwach ist, verleitet, auch Götzenopferfleisch zu essen? Der Schwache geht an deiner Erkenntnis zugrunde, er, dein Bruder, für den Christus gestorben ist.“ (1 Kor 8,10-11).
Von da her ist auch der Abschnitt dieses Sonntags zu lesen: Ob wir nun essen oder trinken – alles soll zur Verherrlichung Gottes dienen. Das ist die Richtschnur des christlichen Lebens. Paulus schreibt, er suche nicht den eigenen Nutzen, sondern den Vorteil der anderen. Der Christ soll alles zur Verherrlichung Gottes tun. Und diese Verherrlichung besteht darin, immer an die Geschwister zu denken, an den „Bruder, für den Christus gestorben ist.“ Es ist der liebevolle Blick für den Nächsten, der von uns gefordert ist, die Haltung, im Anderen immer auch den Menschen zu sehen, „für den Christus gestorben ist.“ Das ist die wahre Verherrlichung Gottes.
Text: Benedikt Bögle (to)