Regensburg, 3. Februar 2024
Im Evangelium des morgigen Sonntags geht es um die Haltung des Apostels Paulus gegenüber seinem Dienst. Er hatte sich bewusst dazu entschieden, auf Zuwendungen von den Gemeinden auf seinen Missionsreisen zu verzichten. Denn für ihn war der Dienst, das Evangelium zu verkünden, nicht die Grundlage für bestimmte Rechte, sondern eine Pflicht. Mehr dazu lesen Sie im nachfolgenden Blog zum Sonntagsevangelium:
Fünfter Sonntag im Jahreskreis B – 1. Korintherbrief 9,16-19.22-23
„Schwestern und Brüder! 16Wenn ich das Evangelium verkünde, gebührt mir deswegen kein Rum; denn ein Zwang liegt auf mir. Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde! 17Wäre es mein freier Entschluss, so erhielte ich Lohn. Wenn es mir aber nicht freisteht, so ist es ein Dienst, der mir anvertraut wurde. 18Was ist nun mein Lohn? Dass ich unentgeltlich verkünde und so das Evangelium bringe und keinen Gebrauch von meinem Anrecht aus dem Evangelium mache. 19Obwohl ich also von niemandem abhängig bin, habe ich mich für alle zum Sklaven gemacht, um möglichst viele zu gewinnen. 22Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten. 23Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an seiner Verheißung teilzuhaben.“
Immer wieder legen die Briefe des Apostels Paulus Zeugnis davon ab, wie der große Missionar seine Stellung behaupten musste. Dass er als Apostel galt, war für viele alles andere als selbstverständlich: Anders als die Gruppe der zwölf Apostel war er nicht schon zu Lebzeiten Jesu dessen Jünger, war nicht am Ostertag dem Auferstandenen begegnet. Und dennoch verstand Paulus sich als Apostel: „Habe ich nicht Jesus, unseren Herrn gesehen?“ (1 Kor 9,1), fragt er und bezieht sich dabei auf seine Berufung vor den Toren von Damaskus. Paulus versteht sich als ein vom Herrn Berufener, auf einer Stufe mit den übrigen Aposteln. Dass er offenbar von einem Teil der Gemeinde abgelehnt wurde, mag mehrere Gründe haben. Einen von Ihnen versucht Paulus in dem größeren Abschnitt zu entkräften, aus dem die Lesung dieses Sonntags entnommen wurde.
Für die übrigen Apostel war es üblich, dass diese auf ihren Missionsreisen nicht selbst ihren Lebensunterhalt verdienen mussten, sondern von den Gemeinden versorgt wurden – ähnlich wie ja noch heute Priester nicht einer anderen Tätigkeit nachgehen müssen, sondern aus Mitteln der Kirche finanziert werden. Das war und ist das Recht derer, die ihr Leben in den Dienst des Evangeliums gestellt haben. Paulus nutzte dieses Recht nicht. Wenn er nun aber das den Aposteln zustehende Recht nicht nutzte: War er dann vielleicht gar kein Apostel? Das scheint mindestens eine in Korinth schwelende Frage, vielleicht sogar ein bewusster Vorwurf seiner Gegner.
Paulus erwidert: Das Evangelium zu verkünden ist kein freier Entschluss, keine Wahl: „denn ein Zwang liegt auf mir“. Der Ruf des Herrn hat ihn derart ins Herz getroffen, dass der Dienst am Evangelium keine bloße Option mehr ist. Aus dem Grund kann der Apostel auch die Argumentation umdrehen: Der Dienst am Evangelium ist nicht die Grundlage für bestimmte Rechte – umgekehrt ist es; würde Paulus das Evangelium nicht verkünden und dem Ruf nicht folgen, wäre das Grund für sein „Wehe“ (9,16). Das Evangelium ist zu seiner Aufgabe geworden, gleichzeitig aber zu seinem Lohn. Paulus ist sich gewahr, dass er das Evangelium nicht um irdischen Lohnes willen verbreitet, sondern um himmlischer Gnade wegen.
Seine Sendung fasst er zusammen: „Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten.“ Damit ist keine Beliebigkeit gemeint, die allen nach dem Mund redet und sich billig anbiedert. Paulus weitet den Blick auf die verschiedenen christlichen Gruppen, denen er „zum Sklaven“ wurde. Er hat sein Leben dem Evangelium gewidmet, um möglichst viele zu retten. Er legt so Zeugnis ab vom Primat der Evangelisierung, die die erste und vornehmliche Aufgabe der Kirche ist – nicht als eine frei gewählte Aufgabe, sondern als „Zwang“. Es gibt keine Alternative zur Evangelisierung. Es gibt keine Alternative zu diesem Dienst, „um möglichst viele zu gewinnen.“
Text: Benedikt Bögle (to)