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Durch das Kirchenjahr: Blog zum Sonntagsevangelium

Aus der Hoffnung leben

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Regensburg, 9. Dezember 2023

Was bedeutet "bald", wenn davon die Rede ist, dass die Wiederkunft Jesu bevorsteht? Der Blog zum Sonntagsevangelium.

Zweiter Adventssonntag B – Zweiter Petrusbrief 3,8-14

8Dies eine, Geliebte, soll euch nicht verborgen bleiben, dass beim Herrn ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag sind. 9Denn der Herr der Verheißung zögert nicht, wie einige meinen, die von Verzögerung reden, sondern er ist geduldig mit euch, weil er nicht will, dass jemand zugrunde geht, sondern dass alle zur Umkehr gelangen. 10Der Tag des Herrn wird aber kommen wie ein Dieb. Dann werden die Himmel mit Geprassel vergehen, die Elemente sich in Feuer auflösen und die Erde und die Werke auf ihr wird man nicht mehr finden. 11Wenn sich das alles in dieser Weise auflöst: Wie heilig und fromm müsst ihr dann leben, 12die Ankunft des Tages Gottes erwarten und beschleunigen! An jenem Tag werden die Himmel in Flammen aufgehen und die Elemente im Feuer zerschmelzen. 13Wir erwarten gemäß seiner Verheißung einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen die Gerechtigkeit wohnt. 14Deswegen, Geliebte, die ihr dies erwartet, bemüht euch darum, von ihm ohne Makel und Fehler in Frieden angetroffen zu werden!“

In der Kirche des ersten Jahrhunderts gab eine entscheidende Frage, die zu großer Sorge und Verwirrung führte. Jesus hatte angekündigt, er werde wiederkommen; aus den Aussagen Jesu war den frühen Christen klar, dass diese Wiederkunft bald bevorstand. Die ersten Christen rechneten nicht mehr damit, eines natürlichen Todes zu sterben – sie würden Christus in seiner Wiederkunft sehen. Doch bald starben erste Christen. Jesus war noch nicht wiedergekommen, Jahr um Jahr wurde die Frage drängender: Wo bleibt der Herr, der doch gesagt hatte, bald zu kommen? War etwa das Wort Jesu falsch? Oder gab es einen Grund für diese Verzögerung? In den ersten Gemeinden führte das etwa dort zu Problemen, wo sich die Christen einem bürgerlichen Leben entzogen und nicht mehr arbeiteten, nicht mehr heirateten – schließlich würde doch schon bald der Herr kommen.

Der Zweite Petrusbrief gibt eine besondere Antwort auf diese Frage. Was bedeutet denn „bald“ in der göttlichen Ewigkeit? Sind nicht tausende von Jahren eine einzige Sekunde für Gott und müssen wir daher die Wiederkunft Jesu nicht viel eher am göttlichen Zeitempfinden messen als am menschlichen? Doch das ist nicht die einzige Konsequenz, die der Petrusbrief zieht. Wenn wir nun auf die Wiederkunft Jesu warten und wenn diese kommen kann „wie ein Dieb“, mitten in der Nacht und unerwartet – dann müssen wir auch unser Leben auf diese Wiederkunft ausrichten.

Eine solche Ausrichtung kann aber nun nicht die der puren Verzweiflung und Depression sein. Die Schreckensaussagen der Bibel über das Jüngste Gericht dürfen nie isoliert gelesen werden. Himmel und Erde werden vergehen, die Elemente werden sich „in Feuer auflösen“. Das kann aber nur als völliges Schreckensszenario verstehen, wer die zweite Aussage überliest. All dies muss geschehen, damit ein neuer Himmel und eine neue Erde sein können, „in denen die Gerechtigkeit wohnt.“ Diese Worte gehen uns auch heute noch an: Als Christen sollen wir in der Erwartung Jesu leben. Unser Leben soll auf die kommende Gerechtigkeit warten und hoffen. Von daher dürfen und sollen wir diese Welt gestalten: Nicht als verzweifelte Menschen, sondern als hoffnungsfrohe – gerade weil wir wissen, dass diese Welt mit Ungerechtigkeit und Tod und Schuld nicht das letzte Wort haben wird.

Text: Benedikt Bögle

(kw)



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