Regensburg, 29. Juli 2023
Im morgigen Sonntagsevangelium benutzt Jesus zwei Gleichnisse, das vom Schatz und von der Perle, um das Wesen des Gottesreiches zu erläutern. Der Blog zum Sonntagsevangelium.
17. Sonntag im Jahreskreis A – Matthäus 13,44-46
„In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: 44Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn und grub ihn wieder ein. Und in seiner Freude ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte den Acker. 45Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. 46Als er eine besonders wertvolle Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie.“
Jesus benutzt die beiden Gleichnisse vom Schatz und von der Perle, um das Wesen des Gottesreiches zu erläutern: In beiden Fällen findet jemand einen wertvollen Gegenstand, den er unbedingt für sich haben möchte. In beiden Fällen setzt das voraus, dass das ganze Vermögen dafür eingesetzt werden muss.
Zunächst: Jemand findet einen Schatz, eine wertvolle Perle. Die Ausgangslage ist etwas unterschiedlich. Bei dem Mann, der im Acker einen Schatz findet, wird uns nicht gesagt, wie und warum er diesen Schatz findet. Vielleicht dürfen wir annehmen, dass er das Feld gepachtet hat und es bestellt; beim Pflügen stößt er – zufällig – auf den wertvollen Fund. Bei dem Mann mit der Perle ist es anders: Er sucht ganz aktiv nach „schönen Perlen“ und wird dabei auf eine ganz besonders schöne, ganz besonders wertvolle Perle aufmerksam. So ist es auch mit der Botschaft Jesu: Die einen stoßen ganz unverhofft auf sie, werden schon von Kindesbeinen an oder im Erwachsenenleben ganz unvermittelt mit dem Evangelium konfrontiert. Andere suchen ein ganzes Leben lang nach dem Sinn des Lebens und finden viele schöne Erklärungen. Am Ende aber stoßen sie auf das Evangelium, das sie als herausgehoben wahrnehmen, als eine Perle, die nicht allen anderen gleicht, sondern „besonders wertvoll“ ist.
Beide nehmen das Evangelium nicht als drückende Last, als unangenehmes Joch, als mühsames Regelwerk wahr: Für beide ist es ein großer Schatz. Beim ersten Mann wird ausdrücklich die „Freude“ betont, in der er loszieht, um den Acker und damit rechtlich auch den Schatz zu erwerben. Das Evangelium ist diesen Einsatz wert. Für beide Männer stellt sich die Frage gar nicht, ob es sich lohnt, das Vermögen für den Schatz, die Perle einzusetzen. Es ist für sie selbstverständlich.
Und schließlich: Beide müssen etwas hergeben. Weder nimmt der eine einfach den Schatz an sich, noch stiehlt der andere die Perle. Beide setzen ihr ganzes Vermögen dafür ein. Das bringt zum Ausdruck, dass das Evangelium von uns immer die Umkehr fordert. Gerade die Heiden, die in der Antike zum Christentum bekehrt wurden, mussten das ganz deutlich spüren: So vieles ihrer alten Existenz mussten sie lassen, um den neuen ethischen und religiösen Anforderungen des Christentums gerecht zu werden. Doch das steht für beide außer Frage: Sie überlegen nicht einmal, ob sich diese „Umkehr“ lohnt. Genau das tut er auch: Das Evangelium ist allen Einsatz wert. Im griechischen Original verfällt die Erzählung von der Vergangenheitsform, in der der Fund geschildert wurde, in die Gegenwartsform: Die Umkehr, der Einsatz des ganzen Vermögens für das Evangelium ist aktuell – und er muss auch für uns aktuell sein.
Text: Benedikt Bögle
(SSC)