Regensburg, 1. Juli 2023
Jesus erzählt den Menschen das Gleichnis vom Sämann und davon, auf welchen Böden die Samen aufgehen und auf welchen nicht. Im morgigen Sonntagsevangelium erfahren wir, dass die Samen für das Wort Gottes stehen. Es trägt unterschiedliche Früchte in uns Menschen und wir sind gehalten, das Wort zu streuen wie der Sämann den Samen. Der Blog zum Sonntagsevangelium.
15. Sonntag im Jahreskreis A – Matthäus 13,1-9
„1An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees. 2Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich. Und alle Menschen standen am Ufer. 3Und er sprach lange zu ihnen in Gleichnissen. Er sagte: Siehe, ein Sämann ging hinaus, um zu säen. 4Als er säte, fiel ein Teil auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen es. 5Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; 6als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. 7Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. 8Ein anderer Teil aber fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach. 9Wer Ohren hat, der höre!“
Das Gleichnis Jesu spielt – wie viele seiner Gleichnisse – in der Welt der Landwirtschaft. Die Hörer zur Zeit Jesu dürften es noch viel besser verstanden haben als die meisten von uns heute. Jesus schildert da etwas, das die meisten gekannt haben dürften: Man sät, aber aus welchen Gründen auch immer beginnt es an einigen Stellen zu wachsen, an anderen aber nicht. Manchmal weiß man vielleicht gar nicht genau, woran das liegt – ist es vielleicht schlechte Erde, gab es zu wenig Wasser oder zu viel Sonne? Mit den vier Beispielen aus den Evangelien verhält es sich anders: Dem Hörer wird hier sogleich klar, warum dreimal der Samen nicht wächst, einmal jedoch schon.
Auf der Straße kann der Same nicht wachsen; er fällt gar nicht erst in die Erde hinein und wird gefressen, bevor irgendetwas wachsen kann. Auf dem felsigen Boden verhält es sich anders: Die Frucht wächst, aber dieses Wachstum ist nicht nachhaltig, weil die Pflanze keine Wurzeln schlagen kann. Die dritte Saat fällt unter Dornen, die ihr das Licht nehmen. Nur der vierte Teil fällt in guten Boden, wächst und gedeiht. Jesus bemüht das natürliche Wachstum, um das Gottesreich zu erklären: Es wächst, beginnend mit einem ganz kleinen, vielleicht kaum wahrnehmbaren Samen. Am Ende aber wird es reiche Frucht bringen – „teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach.“
Jesus erklärt das Gleichnis seinen Jüngern: Das Wort Gottes wird einmal vom Bösen bedrängt, der den Samen – den Vögeln gleich – frisst. Andere nehmen das Wort Gottes freudig an, sind aber nicht beständig. Wieder andere lassen sich vom Alltag ablenken; ihre Sorgen nehmen dem Evangelium das Licht zum Wachsen. Nur bei den letzten kommt das Wort an. Das Gleichnis erklärt also, warum viele das Wort hören, aber nicht alle gläubig werden. Es darf uns auch daran erinnern, dass der Glaube an Jesus Christus nicht unser eigener Verdienst ist. Wie wir eine Tomatenstaude nicht für ihr Wachstum loben würden, so verdanken wir es der Gnade Gottes, im Glauben wachsen zu dürfe. Das Gleichnis erinnert uns auch daran, dass wir als Kirche das Wort Gottes zu verkünden haben: Der Erfolg ist aber letztlich nicht unser Erfolg. Auch hier sind wir auf die Gnade Gottes angewiesen. Auch der Sämann im Gleichnis hat es nicht allein in der Hand, ob die Pflanzen wachsen oder nicht.
Text: Benedikt Bögle
(SSC)