Regensburg, 1. Juli 2023
Jesus hat die Apostel ausgesandt, das Evangelium zu verkünden. Aber was bedeutet es, das Evangelium zu verkünden? Im morgigen Sonntagsevangelium kommen wir zum Kern des Sendungsauftrags: Das Evangelium ist nicht eine Sendung unter vielen, sondern die entscheidende Botschaft an den Menschen. Der Einsatz für das Evangelium ist nicht immer leicht: Wer Jesus nachfolgen will, ist gerufen, sein Kreuz auf sich zu nehmen. Der Blog zum Sonntagsevangelium.
13. Sonntag im Jahreskreis A – Matthäus 10,37-42
„In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln: 37Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. 38Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert. 39Wer das Leben findet, wird es verlieren; wer aber das Leben und meinetwillen verliert, wird es finden. 40Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. 41Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten erhalten. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten. 42Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist – Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.“
Auch der Evangelienabschnitt dieses Sonntags stammt – wie die der vorherigen Sonntage – aus einer großen Rede, die Jesus zu seinen Aposteln hält. Er hat sie ausgesandt, das Evangelium zu verkünden, und beleuchtet nun die wichtigsten Aspekte dieser Sendung. Was bedeutet es, das Evangelium zu verkünden? Das heutige Evangelium versammelt einige kurze Sprüche. Zunächst fordert Jesus dazu auf, ihn mehr zu lieben als die eigene Familie. Aus diesen Worten dürfen wir nicht die Missachtung der Familie heraushören. Jesus schärft vielmehr das ein, was wir vielleicht die „Radikalität“ des Evangeliums nennen dürfen: Jesu Wort steht an erster Stelle. Das Evangelium ist nicht eine Sendung unter vielen, sondern die entscheidende Botschaft an den Menschen. Das zeigt sich auch im Wort vom Kreuz: Wer Jesus nachfolgen will, ist gerufen, sein Kreuz auf sich zu nehmen. Der Einsatz für das Evangelium kann auch zu Leid und Verfolgung führen. Jesus verspricht keinen bequemen und luxuriösen Weg. Wer Jesus nachfolgen will, muss auch den Weg auf den Berg Golgotha mitgehen.
Und dann beleuchtet Jesus einen dritten entscheidenden Aspekt der Nachfolge: „Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.“ Man darf hier vielleicht an die große Gerichtsrede Jesu denken, in der Jesus von den guten Taten und den schlechten Taten spricht und verdeutlicht: Was man einem Mitmenschen Gutes getan hat, hat man dem Herrn selbst getan: was meinem Mitmenschen an Gutem verweigert hat, hat man dem Herrn selbst verweigert. Es geht aber noch um eine zweite Dimension. Wer einen der Jünger aufnimmt, nimmt Jesus selbst auf – und damit auch den Vater, der Jesus gesandt hat. Es geht also bei der Sendung der Kirche nie um die Kirche selbst oder die Apostel selbst, sondern um den Herrn, in dessen Auftrag sie unterwegs ist.
Als Papst Benedikt XVI. 2011 in Freiburg (Ansprache auf der Seite des Vatikans) von der „Entweltlichung der Kirche“ sprach, sagte er, die Kirche könne bei keinem ihrer Erfolge sagen: „Dies haben wir großartig gemacht! Ihr Sinn besteht darin, Werkzeug der Erlösung zu sein, sich von Gott her mit seinem Wort durchdringen zu lassen und die Welt in die Einheit der Liebe mit Gott hineinzutragen.“ Wo auch immer wir das Wort Jesu hintragen: Es geht nicht um uns. Es geht ihn – um ihn allein.
Text: Benedikt Bögle
(SSC)