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Durch das Kirchenjahr: Blog zum Sonntagsevangelium

Am Tisch des Herrn

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Regensburg, 10. Juni 2023

Das Evangelium schildert die Begegnung Jesu mit dem Zöllner Matthäus, bei dem er einkehrt und mit vielen Zöllnern und Sündern zusammen an einem Tisch isst – in den Augen der Pharisäer ein unfassbares Unterfangen. Unser Blog zum Sonntagsevangelium.

Zehnter Sonntag im Jahreskreis A – Matthäus 9,9-13

„In jener Zeit 9sah Jesus einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Und Matthäus stand auf und folgte ihm nach. 10Und als Jesus in seinem Haus bei Tisch war, siehe, viele Zöllner und Sünder kamen und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern. 11Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? 12Er hörte es und sagte: Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. 13Geht und lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer! Denn ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“

Kurz ist die Schilderung dieser Begegnung Jesu mit dem Zöllner Matthäus: Jesus begegnet einem Mann. Er sitzt am Zoll – und damit ist das Problem dieser Perikope bereits umfasst. Die Zöllner waren Menschen, die im Dienst des Römischen Imperiums den Zoll für die Benutzung der Straßen eintrieben. Sie waren schon deshalb verhasst, weil sie – um des eigenen Profits willen – mit der Besatzungsmacht kollaborierten. Überdies aber scheinen diese Zöllner nicht selten mehr verlangt zu haben, als ihnen zustand: Wieder um des eigenen Profit willen bereicherten sie sich zulasten ihrer Mitmenschen.

Die Begegnung Jesu mit dem Zöllner Matthäus ist dabei ein Lehrstück der Sendung und Predigt Jesu. Es beginnt damit, dass er Matthäus in seine Nachfolge beruft. Diese Begebenheit erinnert auch uns daran, dass die Berufung durch den Herrn jederzeit erfolgen kann. Matthäus mag noch am Morgen aufgestanden sein und einen Tag wie alle anderen erwartet haben. Es kommt anders: Er begegnet dem Herrn. Plötzlich, mitten im Alltag erschallt dieser Ruf: „Folge mir nach!“. Matthäus hört den Ruf und folgt Jesus tatsächlich nach. Jesus kehrt sogar bei ihm ein – und mit seinen Jüngern noch andere Zöllner und Sünder.

Das ruft die Kritik der Pharisäer auf den Plan: Wie kann Jesus nur? Wie kann er sich offenbar mit den Sündern gemein machen, mit ihnen essen und trinken wie mit Freunden? Die Pharisäer haben eines nicht verstanden: Jesus heißt die Sünde nicht gut. Er akzeptiert die Überschreitungen der Zöllner und Sünder nicht, bejaht sie nicht, fördert sie nicht. Aber Jesus differenziert zwischen dem Sünder und der Sünde. Er schreibt die Sünder und Zöllner nicht einfach ab, weil sie gefehlt haben. Ganz im Gegenteil: Gerade ihnen soll seine Sendung dienen, gerade zu ihnen ist Jesus gekommen.

Der Text spricht damit auch uns an. Wir müssen uns entscheiden. Wir können uns auf die Seite der Pharisäer stellen, über andere urteilen und eine klare Grenze aufbauen: Dort die Sünder, hier wir, die Gerechten. Oder wir begreifen uns als das, was wir sind: Ebenfalls Sünder. Wir stehen auf der Seite des Matthäus, der Zöllner und der Sünder. Wir alle sind Sünder. Wenn wir das akzeptieren, dürfen wir die Ohren öffnen für den Ruf Jesu: „Folge mir nach!“. Wir dürfen die Sünde hinter uns lassen, jeden Tag aufs Neue, immer ein wenig mehr. Wir dürfen am Tisch des Herrn sitzen, der gerade zu uns Sündern gerufen ist. Eben nicht, weil wir „Gerechte“ wären, die alles perfekt machen. Diese Gerechten gibt es nicht. Wir dürfen am Tisch des Herrn sitzen, weil wir Sünder sind – und immer mehr versuchen, dieser hohen Berufung gerecht zu werden.

Text: Benedikt Bögle

(kw)



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