News Bild Durch das Kirchenjahr: Alle Nöte, alle Sorgen

Durch das Kirchenjahr: Alle Nöte, alle Sorgen

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… mit Benedikt

Zweiter Adventssonntag – Tagesgebet

„Allmächtiger und barmherziger Gott, deine Weisheit allein zeigt uns den rechten Weg. Lass nicht zu, dass irdische Aufgaben und Sorgen uns hindern, deinem Sohn entgegenzugehen. Führe uns durch dein Wort und deine Gnade zur Gemeinschaft mit ihm, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.“

Tagesgebet

 

Es ist doch jedes Jahr das gleiche: Wir nehmen uns vor, dieses eine Jahr die Adventszeit zu nutzen, um zur Ruhe zu kommen und uns auf das Wesentliche zu besinnen – Weihnachten. Doch immer wieder erwischen wir uns dabei, von einem zum nächsten Termin zu laufen: Die Weihnachtsfeier hier, die Adventsbesinnung dort. Und außerdem müssen ja auch noch die Inventur und die Jahresabschlussprüfung durchgeführt, und vor allem die Weihnachtsgeschenke, die dieses Mal besonders originell sein sollen, vor dem Heiligabend eingekauft und verpackt sein. Der Advent hat schlicht zu wenige Wochen, denkt man sich dann. Und ganz besonders: Vor lauter Geschäftigkeit droht das eigentliche Anliegen des Advent unterzugehen.

Und genau da treffen die Worte des heutigen Tagesgebets besonders gut zu. „Lass nicht zu, dass irdische Aufgaben und Sorgen uns daran hindern, deinem Sohn entgegenzugehen.“ Man möchte sich beinahe ein bisschen über diese Worte empören. „Irdische Aufgaben und Sorgen“ gehören zum Leben einfach dazu – unweigerlich. Wer sich seinen Lebensunterhalt verdienen, sich in dieser Gesellschaft einbringen, ja wer auch nur einfach leben will, sieht sich diesen Aufgaben und Sorgen ausgesetzt. Das kann die Überforderung in der Arbeit sein, Unstimmigkeiten in der Familie, die Angst vor Arbeitslosigkeit. All das sind Nöte und Sorgen, die durch die Folgen der Corona-Pandemie noch schlimmer geworden sein dürften.

Und in diese ganz grundlegende menschliche Erfahrung bittet das Tagesgebet: „Lass nicht zu, dass irdische Aufgaben und Sorgen uns hindern, deinem Sohn entgegenzugehen.“ Aber ist das nicht völlig unrealistisch? Jeder übernimmt in seinem Leben Aufgaben und damit auch Verantwortung. Das gehört einfach dazu. Was wäre schon ein Leben ohne diese alltäglichen Sorgen? In der frühen Kirche erwarteten die Christen sehr stark die Wiederkunft Jesu und gingen davon aus, dass schon in den kommenden Monaten oder Jahren diese Welt untergehen werde. In der Folge kümmerten sie sich nicht mehr um ein organisiertes Leben. Der Autor des Zweiten Thessalonicherbriefes widerspricht einer solchen Einstellung vehement: „Wir haben bei euch kein unordentliches Leben geführt und bei niemandem unser Brot umsonst gegessen; wir haben uns gemüht und geplagt, Tag und Nacht haben wir gearbeitet, um keinem von euch zur Last zu fallen“ (2 Thess 3,7-8). Mühe und Plagen, Arbeit – das gehört also doch irgendwie zum christlichen Leben.

Man sollte den Satz im Tagesgebet genau lesen: „Lass nicht zu, dass irdische Aufgaben und Sorgen uns daran hindern, deinem Sohn entgegenzugehen.“ Dieser Satz aus dem Tagesgebet negiert Arbeit und Sorgen nicht; er bittet noch nicht einmal, uns von Arbeit und Sorgen zu befreien. Er will vielmehr um das rechte Maß bitten, damit nicht die Sorgen uns daran hindern, Jesus entgegenzugehen. Die Aufgabe des Advents ist es, den Blick bewusst auf die Ankunft Jesu Christi zu richten. Vielleicht kann das ja sogar angesichts von Aufgaben und Sorgen, Leid und Kummer besonders gelingen. Dann halten auch die Verpflichtungen in Beruf und Familie von einem gelungenen Advent nicht ab.



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