Gespräch in liturgischer Kleidung

Duale Priesterausbildung im Bistum Regensburg

Neue Wege in der Priesterausbildung


Regensburg, 6. April 2022

Seit dem Wintersemester 2021/2022 gehen die Bistümer Regensburg und Passau neue Wege in der Priesterausbildung: Die Priesteramtskandidaten studieren und lernen im Rahmen eines neuen praxisorientierten dualen Ausbildungskonzeptes. Neben der Ausbildung an Universität und Priesterseminar in den Vorlesungszeiten werden die Seminaristen in den vorlesungsfreien Zeiten zusätzlich in Ausbildungspfarreien auf ihren Dienst vorbereitet. Die pastorale, praktische Erfahrung nimmt nun einen noch breiteren Raum ein und das von Beginn der Ausbildung an. Es geschieht eine stärkere Vernetzung zwischen theoretischen und praktischen Ausbildungseinheiten, Inhalte werden konkret in der Praxis verankert. Eine solche Form der Priesterausbildung ist im deutschsprachigen Raum bisher einmalig. Sie ist angelehnt an das Modell dualer Studiengänge, die in der deutschen Hochschullandschaft in den letzten Jahren beliebt geworden sind.

 

Regens

Nahe an den Menschen - mehr Praxis

Im bisherigen Ausbildungsplan war neben Praktika in einzelnen Teilbereichen (Schule, Jugendarbeit, Sozialer Dienst) für den Einsatz in der Pfarrei ein vier- bis sechswöchiges Pfarrpraktikum im Laufe des 4. Studienjahres vorgesehen. Davon abgesehen kamen die Priesteramtskandidaten erst nach Abschluss des Studiums, d.h. sechs Jahre nach ihrem Eintritt ins Priesterseminar in den pastoralen Einsatz. Das war in manchen Fällen mit Anpassungsschwierigkeiten verbunden, da die Erwartungshaltungen und Bedürfnisse in der Pfarrei vor Ort ganz andere sind als an der Universität.

Im neuen Ausbildungssystem kommen die Studenten bereits ab dem ersten Jahr in eine Ausbildungspfarrei und verbringen pro Jahr dort zehn Wochen ihrer Ausbildungszeit. Auf das ganze Studium gerechnet verbringen sie zehnmal so viel Zeit in der Pfarrei wie bisher. Auch wechseln die Einsatzorte nach ein paar Jahren, so dass jeder Seminarist unterschiedlich geprägte Situationen kennenlernt und trotzdem wesentlich mehr Zeit hat, Beziehungen zu knüpfen und Erfahrungen zu sammeln. 

Bessere Konzentration - mehr Anspruch

Die duale Ausbildung fordert von den Studenten deutlich stärker als vorher eine konsequente Arbeitshaltung. Das Hinauszögern von Seminararbeiten und anderen Studienleistungen auf die vorlesungsfreie Zeit ist nicht mehr möglich. Im Gegenzug ist die Vorlesungszeit von anderen Ausbildungsveranstaltungen freigehalten, so dass eine durchgehende Konzentration auf das Studium möglich ist. Durch die Konzentration der verschiedenen Ausbildungsphasen (Theorie-, Praxis- und Studienphase) auf festgelegte Zeiträume bleibt den Studierenden in Summe sogar mehr Zeit zur eigenen Verfügung als nach dem alten System, bei dem viele Wochenenden auch während der Vorlesungszeit mit Ausbildungsinhalten belegt waren.

Text: Maria König (Priesterseminar St. Wolfgang)

Alle Bilder: (c) Uwe Moosburger/ altrofoto.de



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