Die KLJB feiert 70.: Wir bewegen das Land, der Glaube ist die Grundlage
„Nachhaltigkeit, Kultur, Respekt, Ideenreichtum, Zukunft“, so hallte es zu Beginn des Gottesdienstes von der Orgelempore, auf der einige Mitglieder der Katholischen Landjugend-Bewegung (KLJB) standen und abwechselnd verschiedene Begriffe aufzählten, die in großer thematischer Nähe mit ihrem Verband stehen. Rund 200 Mitglieder und Ehemalige haben dabei am vergangenen Samstagabend den 70. Geburtstag der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) in der Diözese Regensburg gefeiert. Nach dem Höhepunkt, dem Pontifikalamt in der Kirche Sankt Martin in Barbing, dem Bischof Rudolf Voderholzer vorstand, gab es ein ausgedehntes Abendprogramm.
„Wir bewegen das Land“ heißt es bei der KLJB. Der Verband gestalte das Leben auf dem Land, wobei ein wichtiger Blick auf die Umwelt gehe: „Die Grundlage ist der Glaube“, so Udo Klösel. Pfarrer Klösel ist Landvolkpfarrer und Diözesanseelsorger der Katholischen Landvolkbewegung (KLB). Die KLJB spielt bei vielen Themen den Ideengeber, wie bei ökologischen Programmen, darunter auch das Projekt „1000 plus – Energie für die Zukunft“ zur Anbringung von Energiesparlampen in Bildungshäusern und Privathaushalten. Nicht nur in den Ortschaften, auch auf der Landes- und Bundesebene ist die KLJB Regensburg vertreten: Unter anderem war sie bei der Internationalen Grünen Woche in Berlin dabei, bei der die Landjugend mit ihrem Messestand ihre Forderungen an eine gerechtere und nachhaltigere Gemeinsame Agrarpolitik Europas (GAP) dargelegt hat. Ein weiteres Beispiel ist das Forschungsprojekt „Stadt. Land. Wo? Was die Jugend treibt“: In diesem Rahmen hat die KLJB erforscht, was die Jugend auf dem Land hält oder dorthin zurückkehren lässt.
Wie ist die KLJB entstanden? Nach dem Krieg, sagte Pfarrer Klösel, sei Emmeram Scharl 1947 als Landjugendseelsorger eingesetzt geworden. Er habe damals die Gründung von Vereinen für die Jugend in ganz Bayern initiiert. „Dies war auch der Anfang der KLJB“, erklärte Klösel. Dank Scharl konnte sich die christliche Jugend in Bayern sowohl an Ort und Stelle, als auch auf Landesebene eine starke Stimme sichern.
„Wir haben derzeit 11.000 Mitglieder und wir halten diese Zahl konstant“, sagte Geschäftsführer der KLJB, Johannes Theisinger, auf Anfrage. Trotz des Gefühls, dass man die Jugendlichen immer weniger in Gottesdiensten zu sehen bekomme, sei es dennoch ersichtlich, dass den Jugendlichen die KLJB wichtig sei: „Die Jugendlichen sind Mitglieder, weil ihnen das Engagement wirklich wichtig ist“, stellte Theisinger fest.
Auch ein ehemaliges Mitglied, der sich in den 80er-Jahren für die KLJB engagierte, bestätigt auf Anfrage: „Wir wären heute nicht hier, wenn es damals nicht so eine gute Zeit gewesen wäre. Wir waren öfter beim Ordinariat“, erzählt das ehemalige Mitglied über eine Zeit, die von Demonstrationen geprägt war. Manche Mitglieder sehen sich alle zehn Jahre zur Jubiläumsfeier, dann sind sie gleich wieder vertraut miteinander.
Bischof Voderholzer zelebrierte das Pontifikalamt und verstand es dabei, Herzen aufzuschließen. So kam er darauf zu sprechen, wie sich Gott von den irdischen Königen abhebt: „Die Könige dieser Erde tragen kostbare und mit Juwelen durchsetzte Kronen. Unser König trägt eine Dornenkrone. Die irdischen Könige haben Soldaten, die für sie sterben, während unser himmlischer König selbst gestorben ist, damit wir das Leben haben.“ Gottes Herrschaft bestehe im Dienen, fasste der Bischof zusammen.
Bischof Rudolf leitete den Begriff des Dienens, im Sinne von Herrschen, auch über weitere Beispiele her: Was bedeute es, wenn man sagt, dass man ein Instrument oder eine Fremdsprache beherrscht? „Ein Instrument zu beherrschen setzt viel Bemühung und Beschäftigung voraus.“ Man müsse dem Instrument oder der Sprache, dienen, damit man es wirklich beherrschen könne. „Auch Jesus möchte uns so beherrschen, wie jemand, der eine Fremdsprache beherrscht, damit er Gedichte in dieser Sprache schreiben kann“, erklärte Dr. Voderholzer. Es sei sein Wunsch an die Landjugendbewegung, dass sie das, was in der Dialektik von Lieben, Dienen und Herrschen stecke, verinnerliche und dass Christus das Beste aus ihnen herausholen möge.
Das Abendprogramm fand im Gasthof „Barbinger“ statt. Auch das sogenannte Couchgeflüster gehörte zum Programm: Zu jedem Buchstaben des Namens „KLJB“ kamen Mitglieder bzw. ehemalige Mitglieder auf die Bühne. Bei den ersten drei Buchstaben saßen jeweils vier verschiedene Ehemalige auf der Couch: Sie erzählten von ihren früheren Funktionen, welche Bedeutung der ausgewählte Buchstabe für sie habe und was ihr Wunsch für die Zukunft der KLJB sei. Dabei stand der Buchstabe „K“ für „Katholisch“, „L“ stand für „Landwirtschaft“, „J“ stand für „Jugend“ und der letzte Buchstabe „B“ stand für „Bewegung“. Vertreter aus dem Bereich der Seelsorge standen beim Buchstaben „K“ auf der Bühne: So erzählte Prälat Bernhard Piendl von der damaligen intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema: „Was kann die Kirche zu politischen Fragen sagen?“ Und Reinhard Röhrner, ehemaliger Seelsorger in Straubing, bemängelte, dass trotz aller Kommunikation zu wenig geredet werde. Denn wichtig sei das „Zusammensitzen und lockere Reden“. Und das lockere Reden komme oft viel zu kurz: „So etwas passt eben nicht auf eine Whatsapp-Nachricht“.
Beim Buchstaben „L“ holte man Vertreter der Landesebene und Befürworter der Natur auf die Bühne. Bezirksbäuerin Rita Blümel sagte: „Wichtig ist, dass es immer Landwirte gibt. Und es wird sie immer geben.“ Stefan Gerstl fügte an: „Wir sind mit dem Bewusstsein auf dem Land aufgewachsen und wünschen uns, dass die Landwirtschaft wieder mehr wertgeschätzt wird.“
Beim Buchstaben „J“ kamen Vertreter des aktiven Kreises auf Diözesanebene nach oben. Helmut Brunner, ehemaliger Diözesanvorsitzender, sagte zum Thema „Gemeindejugendrat spielen“: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass zehn junge Menschen jeden Gemeinderat beeindrucken können.“ Man müsse nur mit konkreten Ideen zum Gemeinderat gehen, dann würde man dessen Unterstützung finden. KLB-Diözesanvorstandsmitglied Max Hastreiter pflichtete bei und sagte: „Ich wünsche der Landjugend den nötigen Biss, der zuletzt etwas gefehlt hat.“
Beim Buchstaben „B“ erhoben sich alle ehemaligen Vorstandsmitglieder im ganzen Saal und stellten sich in einer Reihe vor der Bühne auf: Die lange Schlange ging von links, wo die ältesten Vertreter standen, bis ganz nach rechts, wo der aktuelle Vorstand sich einreihte. Bei dieser Gelegenheit wurde auch gleich geklärt, was die „halbe Regel“ besagt: Man dürfe abends nur ins Bett gehen, wenn es bei der Uhr „halb“ schlägt. Wen man es verpasst, müsse man bis zum nächsten „halb“ warten. Die früheste erlaubte Uhrzeit zum Gehen sei übrigens halb zwei in der Früh. Und diesen Brauch wollten die Gäste anscheinend beibehalten: Bis weit nach Mitternacht feierten die Gäste mit Musik und Tanz.