„Die Jugend als (W)ORT des lebendigen Gottes?“ - Studientagung zur ressourcenorientierten Jugendbildungsarbeit
Etwa 70 Jugendarbeiter/innen aus den Pfarreien, aus dem Bischöflichen Jugendamt und anderen Bereichen der Jugendpastoral im Bistum Regensburg haben kürzlich für drei Tage über die Ressourcen nachgedacht, die junge Menschen in die Jugendpastoral einbringen. In kreativen Werkstätten wurden neue Wege aufgezeigt, wie das Potential Jugendlicher in der Begegnung mit biblischen Texten gehoben werden kann.
Was sind die spezifischen Ressourcen kirchlicher Jugend(bildungs)arbeit?
Spontan wird auf diese Frage die Antwort sein: Die christlichen Werte, die Bibel und der Glaube der Kirche. Vergessen wird oft, dass eine mindestens ebenso wichtige Ressource die jungen Menschen selbst sind. Im Rahmen dieser Studientagung wurde gefragt: Was bringen Jugendliche selbst in die Jugendpastoral ein? Wie gehen junge Menschen etwa mit der Hl.Schrift, dem Wort Gottes, um? Kann die Bibel auch heute noch jungen Menschen eine Ressource im Leben sein und wie wird dadurch dieses Wort Gottes neu lebendig – und sie, die jungen Menschen, zum Ort des lebendigen Gottes?
Theologische Grundlegung und kreative Werkstätten
Die erste Einheit der Tagung versuchte eine Antwort auf die Ausgangsfrage und eine (theologische) Grundlegung. Bernd Hillebrand, Hochschulpfarrer in Tübingen und langjähriger Dekanatsjugendreferent in Ravensburg bestimmte von den Texten des 2. Vatikanischen Konzils (Lumen Gentium) her die (jungen) Menschen als einen „Ort Gottes“ (locus theologicus). Bei der Frage, wie dieses Potential Gottes in den jungen Menschen zu gewinnen sei, wies er auf den „iconic turn“ hin; demnach sei heute mit den jungen Menschen auch in Glaubensdingen mehr über Bilder zu kommunizieren als über Texte. Der zweite Tag bot zunächst einen gemeinsamen Einstieg mit Hilfe eines Bibliologs zur biblischen Zachäus-Perikope. Junge Menschen sind vielfach die Zachäusse von heute, insofern sie außenstehende Interessierte sind. Wie können wir uns bei diesen jungen Menschen „einladen“, wie Jesus es bei Zachäus getan hat? Die kreativen Werkstätten zum Bibliolog, kreativen Schreiben, Theater, Kochen, zur Arbeit mit Jugendchören und Bands und zur Erarbeitung von Handy-Clips und die Projekte „Samuel“ (BDKJ Freiburg) und „… vom selben Stern“ (Cabrinihaus der Katholischen Jugendfürsorge in Offenstetten) sollten Wege zeigen, wie in der Jugendpastoral der jugendliche Blick von außen auf die biblischen Geschichten fruchtbar gemacht werden kann.
„God at the Movies“ im Gottesdienst und ein ausgelassener Festabend
Einen ungewöhnlichen Zugang zu einem biblischen Text wählte auch Jugendpfarrer Thomas Helm im Gottesdienst am zweiten Abend. Anhand eines Trailers mit dem Titel „God at the Movies“ und Szenen aus dem Kinofilm „Ziemlich beste Freunde“ legte er auf cineastische Weise dar, was die Christusrede von „Leben in Fülle“ (Joh 10,10) meint. Noch das Leben mit einem großen Handicap wie die Querschnittslähmung des Protagonisten im Film kann zu einem erfüllten Leben werden, wenn wahre Freundschaft dieses Leben bereichert und der Mensch im Herzen und im Geist offen bleibt für Veränderung. Zusätzliche Fülle gewann der Gottesdienst durch die musikalische Gestaltung einer Gruppe aus Regenstauf unter der Leitung von Andreas Dengler. Der anschließende Festabend war der Präsentation der neuen jugendpastoralen Marke „lebe! IN FÜLLE“ vorbehalten. Schließlich wurde im Windberger Amtshaus in ausgelassener Stimmung bei rockiger Musik der Gruppe „Footsteps“ gefeiert.
Bibelarbeit und Weggemeinschaft
Der dritte Tag begann nach einem Morgenimpuls mit Veranstaltungshinweisen. Es folgte ein Input zu den Vorbereitungen und Strukturen für ein Jugendprogramm beim Katholikentag 2014 in Regensburg mit der diözesanen Referentin Michaela Schmid. Den Abschluss der Tagung bildete ein Erfahrungsbericht von Frère Timothée von der ökumenischen Gemeinschaft in Taizé, der einen zweiten Blick auf das Tagungsthema warf. Junge Menschen finden zu den biblischen Texten am ehesten dann einen Zugang, wenn wie in einer Woche in Taizé die Zeit und die Umgebung einen Rahmen abgibt, der in die Stille und Einfachheit führt. Mit einer Kleingruppenarbeit der Teilnehmer/innen der Tagung zur Geschichte vom Emmausgang der Jünger endete die Tagung. Dieser Emmausgang ist ein treffendes Symbol nicht nur für den „Pilgerweg des Vertrauens“, auf dem die Gemeinschaft von Taizé sich seit Jahrzehnten sieht, sondern für den Wegcharakter der Jugendpastoral insgesamt. Junge Menschen können Jesus begegnen und Jesus kann uns in den jungen Menschen begegnen, wenn sie immer wieder gemeinsam aufbrechen und miteinander auf dem Weg sind.