Die Frauen und das Abitur - Eine Regensburger Ausstellung mit Herzblut, Geschichten, Entdeckerfreude und Begeisterung
Es wäre wohl eine gute 1 Millionen- Frage für Günther Jauchs Quizshow: An welcher Schule legten bayerische Mädchen zu ersten Mal Abitur ab? Falls der Kandidat den Telefonjoker einsetzte, lägen seine Chancen recht gut, wenn er eine Helferin aus Regensburg und Umgebung an den Hörer bekäme. Die könnte es nämlich wissen.
11 Abiturientinnen vor hundert Jahren und heute
Im Jahre 1916, mitten im ersten Weltkrieg, waren es nämlich 11 junge Damen aus der Oberpfalz, die am Mädchengymnasium der Englischen Fräulein in Regensburg die Reifeprüfung bestanden. 100 Jahre später beschäftigen sich 11 junge Frauen derselben Schule in einem Projekt-Seminar mit genau diesem Thema. Die Idee hatte die Lehrerin Dorothea Adler.
Sollte man gesehen haben!
Was die Mädchen zusammentrugen, ist ein beeindruckendes Dokument der Zeitgeschichte. Ab dem 15. November kann man die Ergebnisse betrachten, bestaunen und mitempfinden in der Staatlichen Bibliothek Regensburg. Die Ausstellung, „Der Weg zum ersten bayerischen Mädchenabitur 1916 bei den Englischen Fräulein in Regensburg“ lohnt den Besuch, weil sie eine Erfolgsgeschichte erzählt voller Leidenschaft, Klugheit und menschlicher Nähe. Die Bilder erzählen von Menschen, ihrem Kampf und ihren Zielen, so dass man ihnen nahekommt und die Schwarz-Weiß-Fotos lebendige Farbe gewinnen. Die Ausstellung ist zu sehen in der Staatlichen Bibliothek Regensburg in der Gesandtenstraße. Man sollte sie sich nicht entgehen lassen.
Begegnungen, die sich über die Grenzen der Zeit hinwegsetzen
Die Ausstellung gewinnt ihre Lebensnähe, weil die Schülerinnen des Projekt-Seminars eng zusammenarbeiteten mit Ordensfrauen, die das Geschehen vor 100 Jahren noch aus Erzählungen und aus Begegnungen mit Beteiligten kennen. Diese Zusammenarbeit hat Spaß gemacht, man lernte sich kennen und vor allem schätzen und genau das merkt man,
wenn die Schülerinnen von den alten Bildern und Urkunden erzählen. In diesem Projekt ist Geschichte lebendig geworden
und die 11 Mädchen von 1916 wurden zu Kolleginnen ihrer Nachfolgerinnen von heute.
Albertus Magnus und die Frauenbildung
Bischof Rudolf Voderholzer fand den Termin der Ausstellungseröffnung optimal gewählt. Der 15. November sei Gedenktag des heiligen Albertus Magnus, eines der großen Universalgelehrten des Mittelalters und einer der Gründerväter der europäischen Wissenschaftstradition, der auch zwei Jahre Bischof von Regensburg war. Er erinnere in seiner Person daran, dass das Christentum eine, wenn nicht die Bildungsreligion ist, und dass es keinen Gegensatz oder gar Widerspruch gebe zwischen seriöser Naturwissenschaft und christlichem Glauben.
Bischof Rudolf: „Dieser Bildungsauftrag, der mit der christlichen Botschaft verknüpft ist, hat sich prinzipiell immer auch auf die Frauen bezogen. Es gab zu allen Zeiten der Kirchengeschichte nicht nur tapfere Frauen als Glaubenszeuginnen – das römische Hochgebet nennt sieben männliche und sieben weibliche Blutzeuginnen – sondern auch gebildete Frauen, etwa im Umfeld des heiligen Hieronymus, um nur ein Beispiel zu nennen.“
Bischof Rudolf: „Und so bin ich außerordentlich stolz…….“
Dass sich Chancengleichheit für die Frauen durchsetzen konnte, dauerte trotzdem ziemlich lange und es waren maßgeblich christliche Ordensfrauen, die den Durchbruch herbeiführten. Bischof Rudolf: „Und so bin ich außerordentlich stolz, dass es das Gymnasium der Englischen war, an dem vor 100 Jahren zum ersten Mal in Bayern junge Frauen die Hochschulreife erwerben konnten durch das Abitur.“