News Bild Deutsch-afghanische Künstlerin Mahbuba Maqsoodi gestaltet Glasfenster in Cham St. Josef
Deutsch-afghanische Künstlerin Mahbuba Maqsoodi gestaltet Glasfenster in Cham St. Josef

Lichtkunst im Gotteshaus

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Cham, 26. November 2023

Mit ihren Künstlerfenstern in der Abtei von Tholey errang Mahbuba Maqsoodi internationales Renommee. Im oberpfälzischen Cham gab sie jetzt der St. Josefs-Kirche eine eigene Sprache.

Sonnenstrahlen durchbrechen den grauen Novemberhimmel. Sie bringen ein Farbenspiel aus Blau, Violett, Rot, Orange und Gelb zum Leuchten: Hier in der St. Josefs-Kirche im oberpfälzischen Cham, einem schlichten Nachkriegsbau aus den 1950er Jahren, in dem die vierzehn neuen Glasfenster die Erhabenheit des sakralen Raums unterstreichen und eine mystische Erfahrung widerspiegeln. Der Farbenbogen, der sich wie ein Regenbogen durch den Kirchenraum spannt, ist nicht nur Zeichen göttlicher Präsenz, sondern auch des Versöhntseins und des Friedens Gottes mit den Menschen.

Dem Betrachter Freiheit lassen

Die deutsch-afghanische Künstlerin Mahbuba Maqsoodi, eine Muslima, hat diese Lichtkunst im Gotteshaus geschaffen, die der Regensburger Weihbischof Dr. Josef Graf am Sonntag, 26. November 2023, in einem Festgottesdienst eingeweiht hat. Die in München lebende Maqsoodi, die mit ihren Künstlerfenstern in der Benediktiner-Abtei von Tholey internationales Renommee errang, übersetzt die ganze Dynamik der menschlichen Existenz in die Sprache heutiger Lebenskultur. Und zwar mit je sieben alttestamentlichen und neutestamentlichen Motiven, die korrespondieren und miteinander kommunizieren: Zwischen ihnen der Mensch, der im Raum der Kirche steht. „Ich bin eine zeitgenössische Künstlerin und möchte Interpretationen anstoßen, die ins 21. Jahrhundert passen“, sagt die 66-Jährige. Allerdings gebe sie keine vor: „Ich möchte Gedanken anstoßen und dem Betrachter Freiheit lassen“, betont sie. Sie habe lediglich versucht, die tausende Jahre alten Grunderfahrungen der Menschen wie Liebe, Ohnmacht, Hoffnung, Glaube an Gott umzusetzen und mit ihrer Kunst Spiritualität zu schaffen, wie Mahbuba Maqsoodi erklärt.


Beitrag zum christlichen Verkündigungsdienst

Ihre figurativen Bilder mit abstrakten Elementen könnten natürlich religiös gedeutet werden, auch wenn diese frei seien von christlichen Symbolen der Ikonografie, ergänzt Kazimierz Pajor, Pfarrer der Chamer St. Josefs-Gemeinde. Gleichwohl vollendeten die Glasfenster das Thema „Jesus Christus“, der durch das entsprechende Gemälde im Presbyterium den Kirchenraum dominiere. Einen „sehr nüchternen Raum, dem ich Lebendigkeit und Stabilität geben wollte“, erinnert sich Maqsoodi an ihren ersten Besuch in Cham und die Begegnung mit der vorhandenen Architektur. Weihbischof Graf würdigte im Festgottesdienst die „wunderbaren Glasfenster, die zu Herzen gehen“ als einen „Beitrag zum christlichen Verkündigungsdienst“. Durch die Werke von Mahbuba Maqsoodi sei der künstlerische Rang der Chamer St. Josefs-Kirche gesteigert worden. „Wer einen Blick für das Schöne hat, wird ihn auch für den Nächsten haben“, versicherte der Weihbischof und ergänzte: „Wenn wir nichts Ästhetisches mehr schaffen, haben wir auch keinen Blick mehr für den Bedürftigen.“

Eine zweckgebundene Spende in sechsstelliger Höhe, die die Kirchenverwaltung für die Anschaffung neuer Kirchenfenster erhielt, machte das Projekt möglich. Es wurde intensiv von der Bischöflichen Kommission für Kirchliche Kunst begleitet, ein Künstlerauswahlverfahren durchgeführt. Die Entwürfe für die vierzehnteilige Werksgruppe „Sieben“ von Mahbuba Maqsoodi überzeugte die Jury: „Ich bin glücklich darüber“, freut sich die Künstlerin, auch über das harmonische Ergebnis. Denn es sei eine Herausforderung gewesen, den unterschiedlichen Lichteinfall in die Süd- und Nordseite der Kirche in Einklang zu bringen.

Transparenz des Göttlichen und Menschlichen

Dank der professionellen Umsetzung der Entwürfe auf Floatglas durch die Paderborner Firma Glasstudio Peters und der letzten Pinselstriche von Mahbuba Maqsoodi leuchten die Fenster in bester Harmonie. „Die Bilder, die sie in den Farben und Konturen aufscheinen lässt, machen dabei das Göttliche und das Menschliche gleichermaßen transparent“, sagt der von ihr geschätzte Bamberger Theologe und Therapeut Georg Beirer. Glas sei für Maqsoodi das sprachliche Medium der Begegnung zwischen der persönlichen Erfahrung und der existentiellen Wirklichkeit des Menschen mit seiner transzendenten, universalen Wirklichkeit. Diese fordere heraus, sich treffen und ansprechen zu lassen von dem, was auf die Fragen und die Lebensdynamik des Menschen Antworten gebe, so der promovierte Theologe zu den Chamer Kirchenfenstern. Der bedingungslos liebende Gott werde zu einer einzulösenden Herausforderung für die Menschen, der Maqsoodi in den einzelnen Fenstern Konturen gebe.

Text und Fotos: Marion Krüger-Hundrup
(jas)



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