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Der Winterjohanni

Trinke die Liebe des heiligen Johannes

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Regensburg, 27. Dezember 2023

Zwei Johannitage wurden früher gefeiert: der Winter- und der Sommer-Johanni. Beide Heiligen waren hochgeschätzte Patrone. Doch während das Fest Johannes des Täufers am 24. Juni durch die Sonnwendfeiern noch heute im Bewusstsein der Menschen fest verankert ist, ist das Fest des Evangelisten Johannes etwas in den Hintergrund geraten. Früher hatte Winter-Johanni beim einfachen Volk eine ganz besondere Bedeutung.

Johanniwein und Johannisegen

Obwohl der Johannistag am 27. Dezember der erste Werktag nach Weihnachten ist, waren die Kirchen in Altbayern an diesem Tag mit vielen Gläubigen gefüllt. Noch heute wird in vielen Pfarreien im Bistum in der Messe der mitgebrachte Johanniswein geweiht, und in einigen wird auch ein alter Brauch bis heute gepflegt. Denn früher bekamen die Gläubigen am Fest des heiligen Johannes überall in den Kirchen gleich einen Schluck des geweihten Weines. Jeder kam an die Reihe und der Priester sagte dazu: „Trinke die Liebe des heiligen Johannes“. Was vom Wein übrigblieb, wurde nach der Messe vom Mesner in der Sakristei verkauft. Für die Kinder war der Johannissegen ein ganz besonderes Ereignis, schließlich war es der einzige Tag im Jahr, an dem sie einen Schluck Wein trinken durften.

„Gott Vater! Gott Sohn! Gott heiliger Geist!“

Wer es sich leisten konnte, brachte seinen eigenen Wein in die Kirche. Dieser geweihte Johanniswein sollte Glück und Gesundheit bringen. Nach der Messe versammelten sich dann alle Familienmitglieder um den Tisch. Zuerst bekam der Bauer das Glas und „prostete“ der Bäuerin zu: „I bring dir den Sankt Johannis-Segen“, worauf die Bäuerin erwiderte: „I gsegn dir den Sankt-Johannis-Segen“. Dann trank der Hausherr drei Schlucke, nach dem ersten Schluck sagte er „Gott Vater!“, nach dem zweiten „Gott Sohn!“ und nach dem dritten „Gott heiliger Geist!“. Dann wurde das Glas an die Bäuerin weitergereicht, die es nach drei Schlucken an den ältesten Sohn weitergab.

Johanniwein zu besonderen Anlässen

So ging es ganz nach Rangordnung alle Hausbewohner durch, bis die letzte Magd und der letzte Knecht vom Johanniswein getrunken hatten. Sogar dem Kind in der Wiege wurde der Segensspruch gesagt und zum Schluss etwas Wein auf den Schnuller geträufelt. Allerdings durften nur kleine Schlucke getrunken werden, denn der Wein sollte das ganze Jahr vorhalten. Denn mit ihm prosteten sich die Brautleute nach dem offiziellen Antrag zu und er wurde bei der Hochzeitsmesse getrunken. Kranken gab man ihn zur Genesung und auch der Abschluss eines erfolgreichen Handels wurde der Johanniswein besiegelt.

Text: Judith Kumpfmüller

El Greco: Johannes, der Evangelist, um 1600, im Nationalmuseum del Prado in Madrid


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