Der singende Pfarrer aus Roding - Aber: Holger Kruschina ist auch Vorsitzender des Sudetendeutschen Priesterwerks
„Wer singt, betet doppelt“ heißt ein Sprichwort. Wie ist das aber bei Priestern zu interpretieren, die von Berufs und der Berufung wegen schon viel und mehr beten? Bei Pfarrer Holger Kruschina, seit 2011 Seelsorger in Roding, zwischendurch auch Dekan und seit 2018 Regionaldekan für die Dekanate Cham, Kötzting, Neunburg-Oberviechtach und Roding, sind Singen und Musizieren eine, wenn nicht die Leidenschaft schlechthin. Das macht ihn sympathisch, authentisch und beliebt. Kaum eine Veranstaltung, bei der er nicht in die Saiten seiner Gitarre greift und seine Stimme erklingen lässt.
Doch nicht nur die Gitarre und Gesang, bisweilen bläst er auch das Bariton. Blasmusik und Chorgesang – bei Holger Kruschina gibt es musikalisch viele Felder. Das wirkt sich auch auf seine Tätigkeiten aus: Singen und Musizieren – da sind wir bei weit mehr als einer Gebetsverdoppelung. Und bei Arbeitsfeldern, die in die Pastoral hineinschwingen. Seit 2010 leitet Kruschina auch das Vokalensemble Hubert Velten, einen qualitativ hochstehenden Chor ehemaliger Domspatzen. Und auch in der Liturgie legt Kruschina Wert darauf, dass die unterschiedlichen Gottesdienste und Andachten von entsprechender (Kirchen)Musik getragen werden.
Ausbildung von Praktikanten und Kaplänen
Die Aufgaben als Regionaldekan, die Arbeit mit dem Vokalensemble und die Leitung einer Pfarrei mit der Wallfahrtskirche Heilbrünnl, der Expositur Trasching, zwei Filialen und vielen Vereinen, Verbänden und Gruppen – eine Riesenherausforderung für eine Person. Nun, Stadtpfarrer Kruschina stehen ein Kaplan, ein Pastoralreferent, ein Ruhestandsdiakon, ein Ruhestandspfarrer und meist auch ein Pastoralpraktikant zur Seite. Daran wird aber auch deutlich, dass Kruschinas Pfarrgemeinde zur Ausbildung von jungen Kaplänen bzw. von Priesteramtskandidaten im Jahr vor der Priesterweihe dient. Damit wächst dem hauptverantwortlichen Seelsorger eine weitere Aufgabe zu.
Doch damit nicht genug: seit April 2017 ist Pfarrer Holger Kruschina auch 1. Vorsitzender des Sudetendeutschen Priesterwerks e.V. Zuvor war er seit 2010 stellvertretender Vorsitzender. Er führt diese Einrichtung in einer Zeit des Umbruchs. Der Verein hat im Jahr 2016 die eigene Bildungs- und Begegnungsstätte „Haus St. Johann“ im oberbayerischen Brannenburg verkauft und ist dabei, die Arbeit, die sich in erster Linie an Priester und Ordensleute mit sudetendeutschen Wurzeln bzw. in jüngster Zeit auch an Geistliche aus Tschechien wendet, neu zu strukturieren.
Großes Interesse an sudetendeutscher Heimat des Vaters
Ganz klar, der Name „Kruschina“ weist auf eine Vertriebenenherkunft hin. In der nördlichen Oberpfalz, in Kemnath, erblickte Holger Kruschina im Februar 1971 das Licht der Welt. In seinem Heimatort Brand wuchs er auf. Nach dem Theologiestudium in Regensburg und Innsbruck empfing er vom Regensburger Bischof Manfred Müller 1996 die Priesterweihe. Bis 2002 war Kruschina Kaplan in Furth im Wald, danach Landjugend- und Landvolkseelsorger in der Diözese Regensburg bzw. auf Bayernebene. Seit 2011 ist er Pfarrer in Roding.
Doch schon von seiner Kindheit an interessierte er sich für die Heimat seines Vaters. Dieser stammte aus Laubendorf im Schönhengstgau und wurde von dort als Zehnjähriger mit seiner Familie vertrieben. Über mehrere Stationen landete die Familie in Brand. „Mein Vater war sehr heimatinteressiert, und das hat sich auch auf mich übertragen“, stellt Pfarrer Kruschina fest. Zwar war es ihm nicht mehr möglich, zusammen mit seinem Vater, der 1997 verstarb, Laubendorf zu besuchen. Aber inzwischen war Holger Kruschina schon mehrmals dort, unter anderem im Jahr 2015 zur 1250-Jahrfeier des Ortes.
Seit 2007 beim Sudetendeutschen Priesterwerk
Bei einer von Prof. Dr. Rudolf Grulich geleiteten Studienreise im Jahr 2006, an der Kruschina teilnahm, kam das Gespräch auch auf das Sudetendeutsche Priesterwerk. „2007 bin ich erstmals dort aufgetaucht“, blickt Pfarrer Kruschina zurück. Damals war Pater Norbert Schlegel Vorsitzender, der aber im Jahr 2009 starb. Dessen Nachfolge trat Pfarrer Josef Scheitler und schließlich im Jahr 2012 Monsignore Karl Wuchterl an.
Die Umstrukturierungen beim Priesterwerk beschreibt Kruschina wie folgt. „Schon in den letzten Jahren haben sich mit einigen Initiativen beim Sudetendeutschen Priesterwerk neue Wege aufgezeigt: das deutsch-tschechische Priestertreffen und die Urlaubswoche für die tschechischen Priester. Das kann man durchaus als ein Türchen nach vorne sehen, wobei wir die Mitgliederversammlungen, Schwesternkongresse und Exerzitien weiterhin pflegen wollen. Wir versuchen jetzt, diesen Übergang zu gestalten. Ziel wird sicherlich auch sein, stärker als bisher auf die Pastoral in der ursprünglichen Heimat und auf die historische Erforschung vor allem der Geschichte der Kirche und auch der Priester in der vormaligen Heimat, aber auch in den letzten 70 Jahren bei uns zu schauen und damit auch Geschichtsbewusstsein zu schaffen. Denn es ist meine tiefste Überzeugung: ohne Bewusstsein für Geschichte kann man die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten. Und ich denke, wir tragen aus christlicher Verantwortung – und noch mehr als Priester – eine große Verantwortung, dass wir für ein versöhntes Miteinander in Europa mit christlichen Wurzeln einstehen können. Und dahin werden wir uns in den nächsten Jahren hinbewegen.“
Pfarrer Holger Kruschina wird beim Festgottesdienst zum Sudetendeutschen Tag am 9. Juni um 9 Uhr in der Donau-Arena natürlich mitzelebrieren und das Biografische Gespräch des Sudetendeutschen Priesterwerks am gleichen Tag um 13 Uhr moderieren.