Der Geist der Maristen wird weiterwirken - Gottesdienst mit Bischof Rudolf Voderholzer zur Verabschiedung der Maristen in Cham
95 Jahre lang wirkte die Kommunität der Maristenbrüder segensreich in Cham. Nun wurden am Festtag des Heiligen Marzellin Champagnat (6. Juni), des Ordensgründers der Maristenbrüder, die drei hier noch verbliebenen Fratres - Frater Karl-Heinz Haag, Frater Johannes Koller und Frater Ehrenbert Steinkirchner - mit einem von Diözesanbischof Rudolf Voderholzer zelebrierten Festgottesdienst und einem Festakt verabschiedet.
In seiner Begrüßung am Beginn der Messfeier wies Bischof Voderholzer auf die zentrale Tätigkeit der Maristen, die Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen, hin. Er hieß vor allem die Schüler der <link http: www.maristen-realschule.de de _blank external-link-new-window>Maristen-Realschule und die Vertreter des Maristen-Ordens, aber auch die Repräsentanten der Schule und Politik willkommen. "Es ist kein freudiger Anlass. Aber wir sind nicht traurig, sondern dankbar für 95 Jahre Wirken der Maristenbrüder hier in Cham", zollte der Diözesanoberhirte Anerkennung. Er machte auch deutlich, dass in der NS-Zeit den Maristen ihre Tätigkeit verboten war. Aber sehr schnell nach dem Zweiten Weltkrieg seien sie zurückgekommen - "ein Segen für die Region. Dass Cham zu einer blühenden Region wurde, daran haben die Maristen einen nicht unerheblichen Anteil", schloss der Bischof seine Begrüßung.
Talente junger Menschen sind der größte Schatz
In seiner Predigt beschrieb Bischof Voderholzer die Zeitumstände von 1923: die damalige Not nach dem Ersten Weltkrieg, vor allem aber die Megainflation mit großem Geldverlust. "Das Wertvollste im Leben ist nicht das Geld, sondern sind unsere Kinder und Jugendlichen, in denen wir eine Zukunft haben. Diesen Schatz schicken wir in die Schule, da bekommt er seinen ganzen Wert und Glanz. Die Talente und Fähigkeiten junger Menschen sind der größte Schatz - das gilt bis heute", führte der Oberhirte aus. Genau in diesem Feld sei das Wirken der Maristenbrüder ab 1923 in Cham angelegt gewesen, ebenso rund 100 Jahre zuvor in Frankreich durch die Ordensgründung des Hl. Marzellin.
Daher dankte Bischof Voderholzer den Maristenbrüdern auch für ihr langes und weltweites Wirken, dem immer eine echte Herzensbildung - und eine religiöse Bildung - zugrunde gelegt sei. Es gehe vor allem darum, so der Bischof, jeden in den von Gott geschenkten Gaben und Fähigkeiten zu fördern.
An die Schüler appellierte er, das Andenken an die Schulgründer zu bewahren und sich der von Gott gegebenen Talente bewusst zu sein. Bischof Voderholzer erwähnte auch, dass die Schulstiftung des Bistums bereits vor zwölf Jahren die Trägerschaft über die Chamer Maristen-Realschule übernommen hat und verband dies mit der Bitte, dieses Werk im Sinne der Maristenbrüder fortzusetzen.
Fast hundert Jahre haben die Maristenbrüder in Cham gewirkt
Beim Festakt, den die Schulband und der Chor der Klasse 5b musikalisch umrahmten, verwies Schulleiter Josef Maier in seiner Begrüßung auf die Hintergründe der Schließung der Chamer Kommunität. "Die Leitung der Maristenkommunität Europa-Zentral-West hat vor einiger Zeit beschlossen, die Chamer Kommunität zu schließen. Dies soll noch vor Baubeginn der neuen Schule in Cham geschehen", so Maier - der Bezug der neuen gemeinsamen Realschule ist 2021 geplant.
Der Schulleiter wies darauf hin, dass auch künftig die Schule vom Maristenorden unterstützt werde und mit der <link internal-link schulstiftung>Schulstiftung des Bistums und dem <link http: www.fmc-maristen.de de index.php _blank external-link-new-window fmc>Verein "Freunde der Maristen-Realschule Cham" Kooperationspartner mit im Boot säßen. Maier erinnerte auch an die Vorgeschichte, als bereits im April 1922 zwei Maristenbrüder auf ihrer Reise nach Waldmünchen in Cham Station machten und von ihrer Arbeit erzählten. So kam es 1923 zum Beginn des Wirkens der Maristenbrüder in Cham mit der Errichtung eines Studienheims im Cordonhaus.
Ein Fundament für die Zukunft
Als ehemaliger Schüler der Maristen-Realschule hatte Landrat Franz Löffler ein paar Anekdoten in seinem Grußwort parat. Auch er machte deutlich, dass die Maristen die Stadt und die Region Cham mitgeprägt haben - vor allem beim Aspekt "Bildung". "Wo Bildung einen hohen Stellenwert hat, geht es der Region gut", vertiefte er das Thema, zu dem aber auch der grundlegende christliche Wertekodex gehöre. Insgesamt, so Löffler, sei ein Fundament geschaffen worden, "das uns auch in die Zukunft tragen wird".
Disziplin, Kameradschaft, Menschlichkeit und Verantwortungsbewusstsein sah die Chamer Bürgermeisterin Karin Bucher als wesentliche von den Maristen vermittelte Werte, die bis heute wichtig sind. Und diese hätten in den vielen Jahren des Wirkens der Maristenbrüder immer im Mittelpunkt gestanden, ebenso wie der Blick auf jedes einzelne Kind.
"Der Weggang ist eine bedeutende Zäsur, aber kein Endpunkt. Die Maristenbrüder haben unsere Schule über Jahrzehnte geprägt, ihr Geist wird weiterleben, wir werden ihn weitertragen. Es wird viel von den Maristen in Cham bleiben, aber wir werden Euch auch vermissen", stellte Frank Aumeier, der Vorsitzende des Vereins "Freunde der Maristen-Realschule Cham" in seinem Grußwort - auch für die über 1100 Vereinsmitglieder - fest.
"Schule wird immer mit Ihrem Namen verbunden bleiben"
Auf die Ordensgründung im Jahr 1817 durch den Hl. Marzellin und die Niederlassung des Ordens in Furth bei Landshut im Jahr 1914 ging der Direktor der Schulstiftung der Diözese Regensburg Domdekan Prälat Johannes Neumüller in seiner Festansprache ebenso ein wie auf die wichtigsten Daten des Wirkens der Maristen in Cham. "Sie haben viel gegeben, die Schule wird immer mit Ihrem Namen verbunden bleiben", so der Direktor. Besonders aber würdigte er die drei zu verabschiedenden Brüder mit ihren vielfältigen Tätigkeiten und Einsatzorten - alle drei waren im Stück oder auch in mehreren Etappen über viele Jahre in Cham tätig. Während Frater Johannes Koller und Frater Ehrenbert Steinkirchner nach Furth bei Landshut zurückkehren, wird Frater Karl-Heinz Haag seinen Ruhestand in Cham im Seniorenheim St. Michael verbringen.
Ein Tag der gemischten Gefühle
Als einen "Tag der gemischten Gefühle" charakterisierte Provinzial Brother Brenda Geary von der Provinz Europa-Zentral-West der Maristenbrüder die Verabschiedung der drei Fratres und die Schließung der Kommunität. "Das strahlende Licht der Maristen wird nun an Laien weitergegeben", fasste er zusammen. Die nun tätigen Lehrer sowie die ehemaligen und im Verein "Freunde der Maristen-Realschule Cham" aktiven Schüler bezeichnete er als "Hüter der maristischen Flamme". Die Verkleinerung der Maristen in Europa und damit verbundene Umstrukturierungen seien der Grund zur Schließung der Kommunität gewesen, so der Privinzial-Brother. Und für die drei Brüder sowie alle Ehrengäste hatte er ein Buch mit Biografien aller 71 Brüder dabei, die seit 1923 in Cham wirkten - 13 davon leben übrigens noch.